Liebe mit beschrankter Haftung
mir fürsorglich den Mantel ab. Sieht ganz so aus, als habe er ein schlechtes Gewissen. Gut so.
»Ich war bei meinen Eltern«, gebe ich kühl zurück. »Und du? Schöne Nacht gehabt?«
»Ähm. Sehr schön.« Er lacht verlegen.
»Das freut mich.«
»Danke.«
»Sag mal, hast du je von einem Phänomen namens Ironie gehört?«
»Wie meinst du das?«
»Ach, vergiss es.« Plötzlich bin ich unendlich müde, will nur noch auf meine Couch, die Füße hochlegen und mich von einem schönen, seichten Liebesfilm berieseln lassen. Aber dort, auf meiner Couch, liegt leider schon wer.
»Hallo, Mia!«
»Isabella. Hallo«, ringe ich mir mühsam eine Begrüßung ab, bevor ich in den Flur zurückstolpere und gegen Marko pralle, der direkt hinter mir steht.
»Äh, ja, ihr kennt euch ja schon.«
»Hmm«, mache ich unbestimmt, während Blondi jetzt aufspringt und einen Schritt auf mich zu macht. Weiche von mir, Satan. Aber Satan lächelt sehr friedfertig.
»Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen. Weil ich eure Party gesprengt habe.« Erwartungsvoll sieht sie mich an. Was will sie jetzt hören? Ist schon okay? Nichts ist okay und dabei ist die verpatzte Feier nur die Spitze des Eisbergs. Noch viel weniger okay ist es, dass sie die Nacht mit dem Vater meines Kindes verbracht hat. Und jetzt hier in meinem Wohnzimmer hockt. Und dass ich Marko nicht mehr wiedererkenne. Wo ist der zynische, starke Kerl mit den durchdringenden blauen Augen geblieben? Jetzt ist sein Blick sanft und der ganze Mann irgendwie – weichgespült. Er guckt Isabella an, wie ich mir gewünscht habe, dass er mich anguckt. Aber so wie es aussieht, wird das wohl nicht passieren. Jedenfalls nicht in diesem Leben.
»Kann ich dich mal eben unter vier Augen sprechen, Marko?«, bringe ich mühsam hervor.
»Na klar.« Isabella nickt heftig. »Ich gehe so lange nach nebenan.« Kaum hat sich Markos Zimmertür hinter ihr geschlossen, zieht der mich zu sich auf die Couch.
»Mia, ich weiß, das kommt jetzt alles ziemlich überraschend. Für mich übrigens auch. Aber … ich liebe Isabella einfach.« Das sind ja deutliche Worte.
»Ich dachte, du glaubst nicht an die Liebe.«
»Na ja. Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemals wieder eine Frau lieben könnte. Außer Isa.«
»Ich verstehe.« Mir wird plötzlich schummerig vor Augen und ich greife nach dem Glas Wasser, das auf dem Couchtisch steht. »Ist das deins? Darf ich?«
»Es ist Isas.« Eine Sekunde lang zögere ich, dann führe ich das Glas zum Mund. Mit der Frau werde ich wohl zukünftig noch einiges mehr teilen als ein Trinkgefäß. Ich leere es in einem Zug.
»Das heißt, ihr seid jetzt wieder zusammen?«, erkundige ich mich schweren Herzens und er nickt. Wobei der Glanz, der dabei in seine Augen tritt, das Schlimmste ist. »Ich verstehe. Und was wird jetzt aus mir? Ich meine, aus uns?« Schützend lege ich eine Hand auf meinen Bauch und kann nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Aus der Traum vom idyllischen Familienleben.
»Wie meinst du das? Was soll mit euch sein?«
Empört sehe ich ihn an. »Oh, ich verstehe. Eine absurde Frage, in der Tat. Was kümmert es dich, was aus mir wird? Und aus deinem Kind. Du hast ja jetzt deine wunderbare Isabella wieder und …«
»Einen Moment mal«, bremst er mich und hebt abwehrend die Hände. »Was denkst du denn von mir? Alles bleibt natürlich beim Alten. Glaubst du, ich werfe das jetzt einfach über den Haufen? Mein Versprechen dir gegenüber?«
»Na ja«, krächze ich und jetzt kullern die Tränen unaufhörlich meine Wangen hinunter. »Das sind bloß die Hormone«, erkläre ich schluchzend und wische sie weg. Marko legt den Arm um mich.
»Nichts wird sich ändern«, sagt er, »wir haben doch einen Vertrag, erinnerst du dich?«
»Ehrlich gesagt hatte ich eher Angst, dass du dich daran nicht erinnern kannst.«
»Ich bin verliebt, aber doch immer noch Herr meiner Sinne. Wir haben uns entschieden, eine Familie zu sein. Und dazu stehe ich.« Ich bin so erleichtert, dass ich am liebsten gleich wieder losheulen würde.
»Und was sagt Isabella dazu?«
»Was soll sie dazu sagen? Das ist nun mal die Lebenssituation, in der ich mich befinde. Damit muss sie umgehen können.« Plötzlich tut mir Isabella sogar ein kleines bisschen leid. Das kann nicht leicht für sie sein, mit anzusehen, wie der Mann, den man liebt, ein Kind mit einer anderen kriegt. »Allerdings können wir natürlich in Zukunft nicht mehr miteinander schlafen«, fährt
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