Liebe mit beschrankter Haftung
kriege nachts kein Auge zu. Entweder tritt mich das Baby oder Paul. Ich wünschte, ich hätte ein eigenes Zimmer. So wie du. Du hast es gut!« Ganz offensichtlich spiegelt mein Gesichtsausdruck wider, was ich in diesem Moment denke, denn Kati schlägt sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Ich bin ein solcher Esel. Was ist nur los mit mir? Seit ich schwanger bin, kreise ich nur noch um mich selbst. So, jetzt aber. Du hast es natürlich überhaupt nicht gut. Das heißt, das mit dem eigenen Zimmer, das ist schon gut, aber …«
»Kati …«, unterbreche ich sie warnend und sie nickt heftig.
»Genau. Davon abgesehen ist das alles gar nicht gut. So ein Mist. Diese Schlange. Was fällt der ein?« Ich entspanne mich zusehends, während Kati eine Schimpftirade nach der anderen über Isabella loslässt. Das habe ich gebraucht. Ein bisschen Mitgefühl. »Aber weißt du, es ist gut möglich, dass die Sache ganz schnell wieder vorbei ist.«
»Meinst du wirklich?«
»Was hast du gesagt, wie oft sie ihm vorher weggelaufen ist? Sechsmal?«
»Sieben«, korrigiere ich.
»Eben. Siebenmal. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Diese Frau ist offenbar überhaupt nicht fähig, eine feste Bindung einzugehen. Sie genießt den Rausch der Verliebtheit, und sobald das erste Problemchen auftaucht, ist sie weg.« Gedankenverloren starrt Kati auf ihren runden Kugelbauch. »Manchmal wünschte ich, das könnte ich auch machen. Einfach abhauen.«
»Äh, Kati? Wir sprachen gerade über mich und mein Problem«, erinnere ich sie.
»Richtig. Entschuldige. Also, wie ich sagte, sie hat ihn schon so oft verlassen. Und da gab es noch keine andere Frau, die von ihm schwanger war und mit der er eine Familie gründen wollte.« Langsam begreife ich, worauf sie hinauswill.
»Du meinst …«
»Na sicher. Mag ja sein, dass sie im Moment gute Miene zum bösen Spiel macht und sich sogar mit dir verbündet, wenn es um die Fernsehunterhaltung geht, aber sie wird ziemlich bald merken, worauf sie sich da eingelassen hat. Wenn das Baby erst mal da ist, wird Marko mit eurem Familienleben ziemlich ausgelastet sein. Und sie hat ihn nur an zwei Abenden pro Woche für sich allein. Was denkst du, wie sie das finden wird?«
»Vermutlich ganz schön scheiße.«
»Aber so richtig scheiße«, bestätigt Kati. »Und eine eigene Familie wird sie mit ihm auch nicht gründen können.«
»Sie will auf keinen Fall Kinder haben, das ist auch ein Grund, weshalb sich die beiden des Öfteren getrennt haben.«
»Ach was, irgendwann tickt bei jeder die biologische Uhr«, wischt Kati diesen Einwand vom Tisch. »Verlass dich drauf, wahrscheinlich ist die Frau noch vor der Geburt wieder weg. Und dann hast du die nächsten achtzehn Jahre Zeit, Marko in dich verliebt zu machen. Der kommt schon noch drauf. Manche Männer sind eben einfach etwas langsamer. Dabei fällt mir ein, habe ich dir erzählt, dass Paul jeden Morgen eine Stunde das Bad blockiert? Eine Stunde! Ist das zu fassen?«
Ich mache mir ein bisschen Sorgen um Katis Beziehung. So nörgelig und unzufrieden kenne ich meine sonst im mer gut gelaunte Freundin gar nicht. Andererseits befindet sie sich ja auch in einer Ausnahmesituation. Dicker Bauch, Wasser in den Beinen und dazu das erste Mal in einer gemeinsamen Wohnung mit einem Mann, da können die Nerven schon mal blank liegen. Vor allem, wenn man ein so freiheitsliebender Mensch wie Kati ist. Es wird schon alles gutgehen mit den beiden, beruhige ich mich und schiebe die unangenehmen Gedanken beiseite. Eigentlich geht es mir nämlich bedeutend besser als vor dem Gespräch mit Kati. Bestimmt hat sie Recht. Das Problem Isabella wird sich von selbst erledigen.
Und so ertrage ich mit nahezu stoischer Geduld die Tatsache, dass aus meinem Zuhause von einem auf den anderen Tag plötzlich eine Art Kommune geworden ist. Isabella scheint praktisch bei uns eingezogen zu sein, egal ob am Frühstückstisch oder abends auf der Couch, überall begegnet sie mir. Aber zum Glück wird sich diese Situation ja bald ändern. Sobald mein Baby da ist, wird die Nutzung für Dritte ausgeschlossen. Und ich denke gar nicht daran, da irgendwelche Ausnahmen gelten zu lassen. Dann muss Marko eben an seinen zwei freien Abenden in Isabellas Einzimmer-Apartment in Hamburg Jenfeld übernachten, auch wenn es furchtbar eng und am anderen Ende der Stadt ist. Da kann ich ihm leider nicht entgegenkommen. Das heißt, vielleicht könnte ich. Aber ich will nicht. Die Frau macht mich wahnsinnig. Ihre
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