Liebe mit beschrankter Haftung
gerade. Ich zögere kurz, ihn anzurufen, schließlich ist er ein freier Mann und ich will ganz bestimmt nicht die klammernde Ehefrau geben. Dennoch, man wird sich ja wohl noch Sorgen machen dürfen. Nicht dass er in irgendeiner Notaufnahme liegt, und ich weiß nichts davon.
»Sie sind verbunden mit der Mailbox von Marko Graf. Bitte hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Tonsignal.«
»Marko, hier ist Mia. Also, ich wollte nur mal nachfragen, wo du so lange bleibst. Ich mache mir ein bisschen Sorgen. Ruf mich doch an, wenn du das hier abhörst. Tschüss!«
Nur fünf Minuten später piepst mein Handy.
MACH DIR KEINE SORGEN.
BIN BEI ISA.
BIS MORGEN. M
Fassungslos starre ich auf die Nachricht. Was soll das heißen, er ist bei Isa? Und wieso bis morgen? Und da soll ich mir keine Sorgen machen?
Als ich mich am nächsten Mittag auf den Weg zu meinen Eltern mache, ist Marko immer noch nicht zurück. Vollkommen übermüdet und mit geschwollenen Augen sitze ich hinterm Steuer, während Idefix auf der Rückbank friedlich vor sich hin schnarcht. Entsprechend energetisch hüpft er dann auch vor dem Bauernhof meiner Eltern aus dem Auto und nimmt sogleich Witterung auf. Aber offensichtlich ist Miss Amanda Jones weit und breit nicht zu erschnüffeln, sodass er schließlich enttäuscht zu mir zurückkehrt, die ich gerade von meiner Mutter in die Arme geschlossen werde.
»Du siehst aber nicht gut aus, Mia. Ist dir immer noch jeden Morgen übel? Dann wird es bestimmt ein Mädchen. Als ich mit dir schwanger war, ging es mir genauso. Wie Braunbier mit Spucke sah ich damals aus, hat dein Vater immer gesagt.« Braunbier mit Spucke? Obwohl meine Morgenübelkeit bereits abgeklungen ist, dreht sich mir bei dieser Vorstellung beinahe der Magen um. Der Einfachheit halber nicke ich. »Aber sonst geht es dir gut? Psychisch meine ich? Ist Marko nett zu dir? Das hoffe ich doch wohl, sonst bekommt er es mit mir zu tun«, plappert meine Mutter weiter, während wir gemeinsam in die Stube gehen, wo schon Kaffee und Marmorkuchen auf mich warten.
»Wo ist denn eigentlich die Katze?«, lenke ich vom Thema ab. »Idefix hat sich schon so auf sie gefreut.«
»Zuletzt habe ich sie in der Küche gesehen«, seufzt meine Mutter. »Sie fühlt sich hier so wohl, dass sie eigentlich nur noch zum Fressen nach Hause geht. Na, was soll man machen?« In diesem Moment biegt die Katze tatsächlich um die Ecke und Idefix gibt einen sehr unmännlichen Fiepton von sich.
»Die ist aber dick geworden«, sage ich erschrocken. »Was geben sie der denn zu fressen?« Das früher so elegante Tier bewegt sich schwerfällig, die grazilen Beine drohen unter dem Gewicht seines Körpers regelrecht einzuknicken. Idefix scheint das nicht zu stören, begeistert hoppelt er auf seine Freundin zu, die ihm langsam entgegenwankt.
»Na hör mal«, meine Mutter schüttelt missbilligend den Kopf, »du bist schließlich in letzter Zeit um die Taille auch deutlich runder geworden.«
»Das ist doch ganz was anderes«, sage ich empört, »ich bin ja schließlich auch …« Das Wort bleibt mir im Halse stecken. »Warte mal, ist sie etwa schwanger?« Sie nickt. »Idefix!«, rufe ich vorwurfsvoll.
»Jetzt sei aber nicht albern, Mia, das geht doch gar nicht«, belehrt mich meine Mutter, während der zu Unrecht Bezichtigte plötzlich vor seiner Angebeteten zurückweicht und zu knurren beginnt. Verwundert sehe ich auf ihn herunter. Ich glaube, so aggressiv habe ich meinen Idefix noch nie gesehen. Für seine Größe sieht er geradezu furchterregend aus, wie er die Zähne fletscht und drohend vor sich hingrantelt. Miss Amanda Jones sieht ziemlich bestürzt aus und beginnt, herzzerreißend zu maunzen, während sie einen vorsichtigen Schritt auf ihn zumacht. Aber Idefix wendet sich brüsk von ihr ab und stolziert hoch erhobenen Hauptes in Richtung Sofa davon, wo er sich zusammenrollt und seine ehemalige Freundin keines Blickes mehr würdigt.
»Das nenne ich konsequent«, kommentiert meine Mutter trocken, während mich die Herzlosigkeit meines Hundes einigermaßen schockiert. Deshalb bücke ich mich zu der Katze hinunter und streichele ihr tröstend über den Kopf.
»Wann ist es denn so weit?«
»Der Tierarzt sagt, wahrscheinlich nächste Woche. Und so wohl, wie sich das Vieh bei uns fühlt, werden die Kleinen wohl in meiner Küche zur Welt kommen«, seufzt meine Mutter.
»Und was ist mit dem Vater?«, frage ich.
»Du weißt doch, wie Kater so sind.«
»Hat er sich etwa aus dem Staub
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