Liebe mit Schuss
in diese Gegend zu locken«, warf Jamie ein. »Er hat dafür nicht nur Gelder aus seiner eigenen Organisation zur Verfügung gestellt, sondern auch Spenden von anderen Großfirmen an Land gezogen.«
»Seine ›Gemeinschaft‹ scheint blitzsauber zu sein«, meinte Max. »Er präsentiert sich der Öffentlichkeit als glücklich verheirateter Mann mit einem zweijährigen Sohn, der sein Augapfel ist. Man muss schon genau hinsehen, um das wahre Gesicht hinter der Fassade zu erkennen.«
Jamie hielt die Akte hoch. »Wer würde sich die Mühe machen, so viel über Rawlins in Erfahrung zu bringen? Und wieso?« Als Max darauf nichts sagte, versuchte sie es mit Raten. »Das FBI, stimmt’s? Die haben Wind von seinen Verbindungen zur Mafia bekommen.«
»Möglich.«
»Du willst es mir also nicht sagen?«
»Du hast noch nicht gesagt, ob du mit mir zusammenarbeiten willst.«
Jamie blickte auf. »Ich habe eine Frage, Max. Glaubst du an Wunder? Abgesehen von der Tatsache, dass wir, nach all dem, was wir hinter uns haben, noch am Leben sind, meine ich?«
»Was ist das für eine Art, das Thema zu wechseln? Aber um deine Frage zu beantworten: Ich glaube an meine eigenen Fähigkeiten, das genügt mir.«
»Mit anderen Worten, du kannst dir keine höhere Macht als dich selbst vorstellen. Wieso überrascht mich das nicht?«
»So habe ich das nicht gesagt.« Er grinste. »Ich bin froh, dass wir viel Zeit hier miteinander verbringen müssen«, meinte er. »Eine sehr intime Umgebung. Wir werden viel Zeit haben, an unserer Beziehung zu arbeiten.«
Jamie verdrehte die Augen. Und er beschwerte sich über ungewöhnliche Themenwechsel! Aber es konnte ja auch sein, dass Max zu jenen Menschen gehörte, die ihre innersten Überzeugungen lieber für sich behielten.
»Wir haben keine Beziehung, Max, außer in deiner Fantasie vielleicht.«
Er wirkte amüsiert. »Ich hoffe, du hast dich nicht nur deshalb mit Rawlins verabredet, um mich eifersüchtig zu machen.«
Ganz der Alte. »Lass den Unsinn.« Jamie erhob sich schließlich doch und siedelte ihrerseits in den Sessel um.
»Übrigens, er denkt, ich heiße Jane.«
Max schmunzelte. »Sehr originell. Jetzt brauchst du nur noch einen Nachnamen. Was hältst du von dem Namen Matt Trotter?«
»Wieso fragst du?«
»Weil das der Name ist, den ich benutze.« Er zog mehrere Ausweise heraus. »Führerschein, Sozialversicherungskarte und mein Bennett-Electric-Firmenausweis. Na, gefällt dir mein Bild? Ich war anfangs gar nicht begeistert von meinem neuen Look, aber jetzt glaube ich allmählich, dass das läuft.«
Natürlich lief es, dachte Jamie. Die Wahrheit war, der Mann würde sogar dann noch attraktiv aussehen, wenn er sich ein paar Schweinsfüße an die Ohren hängen würde.
»Dann ist dieser neue Job also nur Fassade?«
»Genau. In Wahrheit arbeite ich für einen Begleitservice.«
»Und wie willst du Zeit finden, dich um Rawlins und seinen Mob zu kümmern?«
»Ich habe einen sehr verständnisvollen Boss.«
»Will heißen, dass Geld den Besitzer gewechselt hat.«
»Das lässt sich manchmal nicht vermeiden. Und jetzt, wo du sozusagen bei mir angeheuert hast, brauchst du natürlich auch neue Papiere. Ich werde gleich ein Foto von deinem neuen Ich machen und es einem Bekannten mailen. Und wenn du hier wieder rauskommst, verfügst du über eine brandneue Identität.«
»Ach ja? Und wer soll ich sein?«
»Jane Trotter. Meine liebreizende Gattin.«
FÜNF
»Was? Wir sollen ein Ehepaar spielen?!« Jamie wollte es nicht glauben.
»Kannst du dir eine bessere Erklärung dafür vorstellen, dass wir uns ein Blockhaus im Wald teilen?«
»Warum können wir nicht Bruder und Schwester sein?«
Max schüttelte entschieden den Kopf. »Jamie, Jamie, Jamie. Man würde merken, wie du mich immer ansiehst, und dann wäre unsere Tarnung geplatzt.«
Sie verdrehte die Augen. »Jetzt mach aber mal halblang.«
»Sieh’s ein, Swifty: Du hast diesen lüsternen Blick in den Augen, und darüber prangt in Leuchtschrift mein Name.«
»Weißt du was? Ich habe festgestellt, dass man dich am besten erträgt, wenn man das meiste von dem, was du so daherredest, einfach ignoriert. Ehrlich gesagt, ich sehe nicht ein, wieso wir überhaupt etwas erklären müssen.«
»Immerhin wollen wir versuchen, uns bei dem guten Reverend einzuschleichen, Zuckerlippe. Und wenn wir Glück haben, kriegen wir’s sogar mit den Drahtziehern zu tun. Wer weiß? Vielleicht muss einer von uns sogar die Sonntagsschule übernehmen.«
»Harlan
Weitere Kostenlose Bücher