Liebe mit Schuss
was seit ihrem letzten Gespräch geschehen war.
»Jamie ist einfach so aufgetaucht, in einem alten klapprigen Pick-up mit dieser Töle auf der Ladefläche«, sagte er. »Ich kann ja wohl schlecht zulassen, dass sie sich diesen Rawlins allein zur Brust nimmt, also hab ich sie dazu überredet, gemeinsame Sache mit mir zu machen. Sie wohnt jetzt bei mir in der Blockhütte.«
»Und – wie kommt ihr beiden miteinander aus?«
»Jamie hat versprochen, nicht so zickig zu sein.«
»Und was hast du versprochen?«
Max klang ein wenig empört. »Was soll das heißen? Dass ich zickig bin?«
»Also, wer käme denn auf so einen Gedanken?«
»Na gut«, brummte er. »Ich hab versprochen, keine Bomben mehr zu entschärfen. Und – hast du schon was für mich?« Er unterdrückte ein Gähnen.
»Nein, ich arbeite noch daran. Habt ihr und Dave jetzt einen Plan?«
»Hatten wir. Aber dann ist Jamie aufgetaucht und hat wieder alles über den Haufen geworfen.«
»Na, man muss echt ihren Mut bewundern.«
»Stimmt. Ich hoffe bloß, dieser Mut bringt uns nicht alle um Kopf und Kragen.«
SECHS
Jamie erschauderte, als ihr etwas Nasses übers Ohr fuhr.
»Lass das, Max.« Sie zog sich das Kissen über den Kopf und grub sich tiefer in die Daunenmatratze. Das Kissen bewegte sich. Diesmal war es eine kalte Zunge in ihrem Nacken, und das reichte, um sie hellwach zu kriegen. Ihre Kopfhaut kribbelte, an den Armen hatte sie eine Gänsehaut. Gereizt rief sie: »Du sollst das lassen, Max!« Sie riss sich das Kissen vom Kopf und sah gerade noch, wie Flohsack mit schlitternden Krallen unterm Bett verschwand.
»Verdammter Mist«, brummelte sie. »Muss wohl schon wieder so einen erotischen Traum von Max gehabt haben.«
Jamie kletterte aus dem Bett, ließ sich auf die Knie sinken und spähte unter die hohe Bettkante. »Tut mir Leid, alter Junge, ich hab dich für diesen Perversen gehalten, mit dem ich derzeit unter einem Dach wohne.« Sie streckte dem Hund entschuldigend die Hand hin. Flohsack schnüffelte kurz daran, und sein Schwanz klopfte ein paarmal auf den Holzfußboden.
»Na, komm schon raus. Ich tu dir doch nichts.«
Der Hund zögerte kurz, dann kam er unter dem Bett hervorgekrochen. Jamie musterte ihn besorgt. Heute Morgen kam er ihr noch faltiger vor als sonst. »Ach, Junge, was glaubst du, was ein bisschen Collagen für deine Falten tun würde. Reine Wunder.«
Der Hund legte den Kopf schief. Seine Hautfalten schienen sich dabei wie ein Erdrutsch mitzubewegen. Jamie schüttelte traurig den Kopf und blickte sich in dem kleinen Zimmer um. Sie war immer noch müde. Nach ihrem Besuch bei Muffin hatte sie sich noch zwei Stunden lang im Bett rumgewälzt, bevor sie gegen zwei Uhr morgens endlich eingeschlafen war. Sie riss den Mund zu einem reichlich undamenhaften Gähnen auf.
»Hast du Max gesehen?«, fragte sie Flohsack. »Du weißt schon, dieser Knabe mit dem Wunderhorn? Der so aussieht, als wäre er einer Calvin-Klein-Reklame entsprungen? Mit dem man sich am liebsten eine heiße Wanne teilen möchte?«
Jamie seufzte. Erst hatte sie diesen erotischen Traum gehabt und jetzt ging ihr Max’ Body nicht mehr aus dem Kopf. Und das alles noch vor ihrer ersten Tasse Kaffee. Das war alles seine Schuld; was musste er auch unbedingt das Hemd lüften.
»Pass bloß auf, Jamie«, schalt sie sich. »Oder du verliebst dich noch Hals über Kopf in den Mann.«
Verlieben? Oh nein. Ein erschreckender Gedanke. Nein, sie war doch nicht in ihn verliebt. Sie fand ihn nur attraktiv, nicht mehr. Und welche Frau würde das nicht? Ihm nur in diese himmlischen, schwarzen Augen zu schauen, war schon das reinste Vorspiel. Verflixter Typ, er hatte sie irgendwie verhext. Das musste es sein.
Der Hund stieß ein Winseln aus. »Was ist?« Dann begriff sie. »Ach, ich wette du musst dringend Gassi. Ach, Flohsack-Schätzchen, ich bin ein Rabenfrauchen. Das hast du sicher auch schon gemerkt, was? Deshalb guckst du auch immer so traurig.«
Jamie seufzte und machte sich barfuß und im Nachthemd auf den Weg zur Haustür. Der faltige Bluthund schlurfte hinter ihr her. Sie ließ ihn raus. »Na, wie wär’s, könntest du nicht gleich den nächsten Dunkin’ Donut auskundschaften, wo du schon dabei bist?«
Während er sein Geschäft machte, warf sie einen verquollenen Blick auf ihre Armbanduhr. Sechs Uhr. Kein Wunder, dass sie so müde war. Sie gehörte zu den Menschen, die acht Stunden Schlaf brauchten, oder sie wurde »zickig«, wie Max sich auszudrücken
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