Liebe mit Schuss
Angst.«
»Ich? Wieso?«
»Das alles ist nicht so einfach.«
»Doch, ist es. Du bist diejenige, die es kompliziert macht.«
»Was willst du? Frauen sind nun mal kompliziert.«
»Tja, leider.«
Er seufzte so bekümmert, dass sie lachen musste. »Ach, Max.«
»Jamie, warum lässt du nicht einfach mal los und nimmst das Leben wie es kommt? Musst du denn immer wissen, was als Nächstes geschieht? Bei Rawlins bist du doch auch bereit, alle möglichen Risiken einzugehen, nur weil du deine Story willst.«
»Das ist was anderes.«
»Deinetwegen kriege ich sicher vorzeitig graue Haare.«
Er seufzte noch einmal, schob dann die Hand in seine Tasche und holte ein winziges Handy hervor, das er ihr reichte. »Meine Nummer ist eingespeichert und die Stimmerkennung ist aktiviert. Du brauchst nur meinen Namen auszusprechen und ich werde automatisch angewählt. Und deinen Standort bekomme ich dann auch. Behalte das Ding unbedingt bei dir und lasse es immer angeschaltet.« Er ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Du machst das, ja?«
Sie nickte.
»Würde mir bitte jemand sagen, was hier los ist?« Es war früh am Morgen und Muffin war außer sich. Max und Jamie waren mit ihr in Jamies Rostlaube unterwegs. Die Ingenieure hatten die ganze Nacht durchgearbeitet, und nun saß Muffin sicher verstaut im zugeschweißten Handschuhfach. Dort würde sie so schnell niemand entdecken. Max wollte noch einmal alles durchchecken, bevor er Jamie zum Shoppen auf die Welt losließ.
»Ich hab dir doch schon erklärt, warum wir das machen mussten«, meinte Max gereizt. »Jamie und ich, wir müssen uns unserer Umgebung anpassen. Mein Wagen ist zu auffällig, aber dich brauche ich nun mal.«
»Ihr habt mich zum Krüppel gemacht«, jammerte Muffin.
»Zum Krüppel! Also, du hängst doch noch am Motherboard. Auf diese Weise kriegst du doch weiterhin alles raus, was ich brauche.«
»Aber meine Sensoren! Ihr habt mir meine Sensoren und meine Sirene weggenommen! Ich hänge an dieser Sirene.«
In diesem Moment machte sich von der Ladefläche Flohsack mit einem Jaulen bemerkbar.
»Was war das?!«, fragte Muffin pikiert.
»Das war mein Hund«, erklärte Jamie entschuldigend. »Ein Bluthund. Er heißt Flohsack.«
Muffin schnaubte. »Hätte ich mir denken können, dass es irgendwann so weit kommt. Ich stecke in einer Schrottlaube, zusammen mit einem Bluthund namens Flohsack.«
»Und das ist noch nicht mal das Schlimmste«, meinte Max genüsslich. »Jamie hat gestern mit Harlan Rawlins geknutscht.«
»Du meine Güte! Da seht ihr, was passiert, wenn ihr mich abschaltet!«, schimpfte Muffin. »Euch kann man nicht eine Minute den Rücken zudrehen, und schon habt ihr wieder wer weiß was angestellt.«
»Es ist nicht so, wie du denkst«, verteidigte sich Jamie. »Ich musste es tun. Es ging um die Story.«
»Ich kann nicht fassen, dass du dich von ihm hast abschlabbern lassen«, meinte Muffin in einem moralisch entrüsteten Ton. »Und – taugt er wenigstens was?«
Jamie zuckte die Achseln. »Geht schon.«
Max stieg kopfschüttelnd aus und knallte die Tür zu. Dann wandte er sich um und streckte den Kopf durchs Fenster. »Also, Dave wird bald da sein. Wir drei haben noch einiges zu besprechen.«
»Bis dahin bin ich wieder zurück.« Jamie rutschte auf den Fahrersitz.
»Wo um Himmels willen willst du um diese Zeit Klamotten kaufen gehen?«
»Na, bei Wal-Mart.«
»Es ist noch nicht mal sechs Uhr morgens.«
»Die haben doch rund um die Uhr geöffnet.«
»Außer sonntags«, flötete Muffin dazwischen.
Max warf einen erbosten Blick aufs Armaturenbrett. »Ich kann nicht glauben, dass du sogar weißt, wann Wal-Mart geöffnet hat.« Er blickte wieder Jamie an. »Und was brauchst du so dringend um diese Zeit?«
Jamie schenkte ihm ein kesses Grinsen. »Na, kürzere Röcke, Holt.« Sie gab Gas und ließ einen stirnrunzelnden Max im Staub zurück.
Jamie fand, dass es seine Vorteile hatte, um sechs Uhr morgens bei Wal-Mart einzukaufen. Man konnte sich beispielsweise den Parkplatz aussuchen. Mit dem festen Versprechen an Muffin, sich auch zu beeilen, und einer strengen Ermahnung an Flohsack, gefälligst im Wagen zu bleiben, eilte sie auf die gläsernen Eingangstüren zu.
Zuerst bemerkte Jamie ihn gar nicht. Sie hatte einen Ständer mit Miniröcken in diversen Leopardenmustern ausgemacht, die um die Hälfte heruntergesetzt waren, und war daher vorübergehend unansprechbar für die Welt. Schließlich jedoch spürte sie, dass sie angestarrt
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