Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe mit Schuss

Liebe mit Schuss

Titel: Liebe mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
wurde, und drehte sich um. Ein großer, gut gekleideter, schwarzhaariger Mann schaute sie an.
    Er fuhr zusammen, als würde er jetzt erst merken, wie unhöflich sein Verhalten war. »Tut mir Leid, ich wollte nicht–«
    Sie bemerkte den verlorenen Ausdruck in seinen Augen.
    »Alles in Ordnung? Geht’s Ihnen nicht gut?«
    »Doch … nein …« Er unterbrach sich und lächelte verzerrt. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Brauchen Sie Hilfe? Soll ich eine Verkäuferin bitten, sich um Sie zu kümmern?«
    »Ja, ich glaube, das wäre das Beste. Wenn’s Ihnen nichts ausmacht«, fügte er mit gepresster Stimme hinzu.
    Jamie nickte und machte sich auf die Suche nach einer Verkäuferin.
    Sie kehrte mit einer stämmigen Grauhaarigen zurück.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Ja, danke. Ich brauche ein Kleid für meine Schwester.«
    Jamie machte sich, unweit davon, wieder ans Stöbern. Das Gespräch der beiden bekam sie nur mit halbem Ohr mit.
    »Was für ein Kleid?«, erkundigte sich die Verkäuferin.
    »Irgendwas Hübsches.«
    »Wozu soll es denn sein? Ich meine, welcher Anlass?«
    Der Mann antwortete nicht gleich. Jamie hielt inne und spitzte die Ohren.
    »Etwas, das für die Kirche passt«, stieß er schließlich hervor. »Haben Sie vielleicht was in Rosa? Das war ihre Lieblingsfarbe.« Den Rest flüsterte er nur.
    Jamie spitzte die Ohren.
    »Ach, das tut mir ja so Leid, Sir«, sagte die Verkäuferin mitfühlend. »Natürlich helfe ich Ihnen gern. Jetzt sagen Sie mir nur noch ihre Größe.«
    »Achtunddreißig, glaube ich. Sie hat ein paar hübsche Sachen zu Hause, aber ich hab’s einfach nicht fertig gebracht, in ihrem Schrank nachzuschauen. Und das, was man im Beerdigungsinstitut für sie ausgesucht hat, gefällt mir gar nicht.«
    Jamie entfernte sich diskret. Der Mann hatte offenbar kürzlich seine Schwester verloren. Es war ihr peinlich, weiter zuzuhören. Als sie alle Besorgungen gemacht hatte, ging sie hinunter ins Kaufhausrestaurant und bestellte sich eine Tasse Kaffee und einen Donut. Sie setzte sich an einen der Tische. Kaum hatte sie an ihrer Tasse genippt, als der Mann wieder auftauchte, sich ebenfalls einen Kaffee bestellte und in einer der Nischen unweit von ihr Platz nahm.
    Jamie versuchte nicht zu oft zu ihm hinzusehen, aber es fiel ihr schwer. Der Kummer hatte tiefe Furchen in sein noch junges Gesicht gegraben und ließ ihn älter wirken als er wahrscheinlich war. Er hob die Tasse an seine Lippen und sie sah, dass seine Hände heftig zitterten. Plötzlich rutschte ihm die Tasse aus der Hand und fiel auf den Boden. Er fuhr erschrocken von seinem Sitz hoch.
    Jamie sprang ebenfalls auf und eilte zu ihm. »Alles in Ordnung? Sie haben sich doch hoffentlich nicht verbrüht?«
    Er machte ungeschickte Versuche, die Überschwemmung mit seiner Papierserviette aufzuwischen. Überrascht blickte er auf. »Nein, nein, es geht schon. Aber sehen Sie nur, was ich hier angerichtet habe.«
    Jamie lief zu einer Anrichte und zupfte einen Haufen Papierservietten aus dem Spender. Dann wischte sie das Schlamassel so gut sie konnte auf. »Sie haben sich auch wirklich nicht verbrüht?«
    »Nein, geht schon. Aber vielen Dank, dass Sie mir helfen.« Die ganze Sache schien ihm schrecklich peinlich zu sein. »Ich habe schon als Kind ständig mein Glas umgestoßen.« Er quälte sich ein Lächeln ab.
    »Warten Sie, ich hole Ihnen noch eine Tasse«, sagte Jamie, nahm die seine und war schon weg, bevor er protestieren konnte. Sie ging zu der Frau an der Kasse und ließ sie nachfüllen.
    Als sie wieder zurückkam, stand der Mann immer noch hilflos neben dem Tisch. Sie stellte die Tasse vorsichtshalber ab, anstatt sie ihm in die Hand zu drücken. »Tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache«, meinte er. »Aber jetzt passe ich besser auf. Ich verspreche es.« Er wollte sich schon hinsetzen, richtete sich dann aber wieder auf.
    »Möchten Sie sich vielleicht zu mir setzen?«
    »Also –«
    »Ich verstehe schon. Ist vielleicht auch besser, wenn Sie bleiben, wo Sie sind.« Wieder dieses gequälte Lächeln.
    Ihr fiel auf, dass dieses Lächeln seine Augen nicht erreichte. Er sah wirklich kummervoll aus. »Ach, warten Sie. Ich hole mir nur rasch meine Tasse und den Donut.«
    Augenblicke später schlüpfte Jamie auf den Sitz ihm gegenüber. Sie merkte, dass er die Tasse diesmal mit äußerster Vorsicht an die Lippen führte, aber seine Hände zitterten immer noch. Über seine Tasse hinweg begegneten sich ihre Blicke. Er war ein dunkler, gut

Weitere Kostenlose Bücher