Liebe mit Schuss
Dreirad gesehen, also sind wohl Kinder im Haus. Dieser Waschbär hätte ein Kind ohne Zögern angegriffen. Da hätte wer weiß was passieren können.«
Reed erstarrte. »Sehen Sie zu, dass dieses Vieh hier verschwindet. Und zu keinem hier ein Wort davon, hören Sie? Keinen Pieps mehr von tollwütigen Waschbären, die frei auf dem Grundstück rumlaufen.«
Max nickte.
»Es ist mir egal, was Sie anstellen müssen, um das hier wieder in Ordnung zu bringen –«
»Wir werden drinnen neue Leitungen legen müssen«, unterbrach ihn Max. »Kann ’ne Weile dauern, aber Dave hier ist ’ne echte Perle.«
Reed machte die Augen zu, als würde seine Geduld nur noch an einem seidenen Faden hängen. »Sie haben meine volle Unterstützung. Aber machen Sie das so rasch und so unauffällig wie möglich. Vielleicht ist dann ja ein hübscher Bonus für Sie drin.« Er stapfte davon.
Dave wartete, bis sie allein waren. »Warum zum Teufel hast du mir nicht gesagt, dass der Waschbär tollwütig war?«, fragte er erbost.
»Das wollte ich doch nur Reed weismachen. Der Waschbär starb, weil er überfahren wurde. Du warst doch dabei, als wir ihn aus dem Straßengraben gekratzt haben.«
»Oh Gott.«
»Was?«
»Du kannst doch nicht wissen, ob der nicht krank war. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich gekratzt hat, als ich dir geholfen habe, ihn in den Sack zu stopfen.« Er streckte Max seinen Arm hin, auf dem ein feiner, roter Kratzer zu sehen war.
»Das sieht mir nicht nach einem Waschbären aus, Dave. Wahrscheinlich hast du dich beim Runterkriechen irgendwo selber gekratzt.«
Dave verzog das Gesicht. »Ja, an einem rostigen Nagel, wahrscheinlich. Mal sehen, was wäre schlimmer: an einem Tetanusschock zu krepieren, oder an Wundstarrkrampf, oder an Rückgraterweichung und erleben zu müssen, wie ich langsam zum sabbernden Idioten werde.«
»Jetzt mach mal halblang, Dave. Du kannst doch selbst sehen, dass der Waschbär platt wie ’ne Flunder ist. Ich gehe jede Wette ein, dass der von was Schwerem, einem Laster oder Truck, überfahren wurde. Ich meine, was braucht es noch, um dich zu überzeugen? Reifenabdrücke?«
»Du hast gut lachen. Aber gegen Tollwut gibt’s kein Heilmittel. Sobald man –« Er schluckte. »Sobald’s einen erwischt, hat man gerade noch zweiundsiebzig Stunden, um sich impfen zu lassen, sonst ist es aus.«
»Und wie äußert sich das?«
»Kopfschmerzen. Fieber. Man fühlt sich, als hätte man ’ne Grippe. Und danach wird’s schlimmer und am Ende kratzt du ab.«
»Jetzt pass mal auf, wir machen Folgendes: Wir werden diesen Kratzer in den nächsten paar Stunden genau im Auge behalten. Wenn sich irgendwas tut, bringe ich dich höchstpersönlich zur Notaufnahme. Aber jetzt müssen wir hier weitermachen.«
»Ich krieche da nicht wieder runter«, sagte Dave, einen Schritt zurückweichend. »Ich gebe dir von hier draußen Anweisungen, aber da runter kriegst du mich nicht mehr.«
»Gut, gut, aber jetzt beruhige dich oder du lässt uns noch auffliegen.« Max kroch wieder unter das Haus. Er setzte sich die Kopfhörer auf und lauschte. »Verfluchter Mist!«, rief er.
Dave ging in die Hocke. »Was ist? Hat dich was gebissen?«
Max, der noch ein paar Sekunden länger dem Geschehen zwischen Rawlins und Jamie lauschte, riss sich die Kopfhörer herunter. »Sie knutscht gerade mit Rawlins.«
Nick Santoni nahm den Gang raus, ließ den Motor aber laufen. Er war dem Pick-up von Harlans Haus aus gefolgt, immer in sicherer Entfernung. Er war ihm zum Wal-Mart nachgefahren und hatte gewartet, während die Frau drinnen war. Anschließend war er ihr bis zu einer Schotterstraße hinterhergefahren, die geradezu bepflastert war mit Schildern, auf denen »Privatgrundstück – Betreten verboten« stand.
Jetzt holte er ein Fernglas hervor und richtete es auf die Blockhütte. Er beobachtete, wie die Frau sich die rote Perücke vom Kopf zog, ihre schulterlangen, blonden Haare durchschüttelte und aus dem Pick-up stieg. Er lächelte, nahm das Foto zur Hand, das auf dem Sitz neben ihm gelegen hatte, und warf einen flüchtigen Blick darauf.
»Herzlich willkommen in Sweet Pea, Tennessee, Miss Swift«, sagte er und fuhr zufrieden davon.
NEUN
Mit der Perücke in der einen und ihrer Handtasche in der anderen Hand kletterte Jamie aus dem Pick-up. Max stand mit ein paar Männern vor der Garage. Er stellte ihr die Herren vor. »Diese Gentlemen hier werden Muffin in deinen Pick-up einbauen.«
»Und was sagt Muffin dazu?«
»Sie
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