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Liebe mit Schuss

Liebe mit Schuss

Titel: Liebe mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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aussehender Typ. Über eine Seite seines Gesichts zog sich eine dünne Narbe, die seinem Aussehen jedoch keinen Abbruch tat. Sie fragte sich, ob er wohl einmal einen Autounfall gehabt hatte.
    Sie schwiegen einen Moment lang. »Hören Sie, ich habe unbeabsichtigt mitbekommen, was Sie zu der Verkäuferin gesagt haben«, meinte Jamie schließlich. Nun ja, das war vielleicht nicht so ganz die Wahrheit, aber wer gab schon gerne zu, dass er neugierig gewesen war. »Ich weiß, was Sie jetzt durchmachen. Mein herzlichstes Beileid.«
    »Haben Sie auch kürzlich jemanden verloren?«, erkundigte er sich.
    »Meinen Vater. Das ist zwar schon Jahre her, aber manchmal kommt’s mir vor, als wär’s erst gestern gewesen.«
    Er nickte, sagte aber nichts.
    »Möchten Sie vielleicht über Ihre Schwester sprechen? Ich bin ein guter Zuhörer.« Als er zögerte, sagte sie rasch, »Natürlich nur, wenn es Ihnen ein Bedürfnis ist. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Sie sind sehr nett.«
    Jamie nahm einen Schluck Kaffee und zerbrach sich den Kopf darüber, was sie sagen könnte, womit sie ihn trösten könnte. Sie wollte nichts Falsches sagen, wie so viele Leute damals zu ihr, als sie trauerte. Diese ständigen Versuche, sie aufzuheitern, sich anhören zu müssen, dass ihr Vater jetzt an einem besseren Ort sei oder dass er jetzt zumindest nicht mehr leiden müsse. Wenn sie doch bloß weniger geredet und mehr zugehört hätten.
    »Sie hieß Bethany. Sie war meine Zwillingsschwester.«
    »Das macht es noch schlimmer, nicht? Als Zwillinge, meine ich.«
    »Ja. Wir waren unzertrennlich.«
    »Haben Sie noch Geschwister? Ihre Eltern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Meine Eltern sind verstorben. Ich habe ein paar Cousins und Cousinen, aber zu denen besteht kaum Kontakt.«
    »Was Sie im Moment am meisten brauchen, ist die Unter-Stützung von Freunden. Das hat mir jedenfalls über die schlimmste Zeit hinweggeholfen.«
    »Ach, Freunde habe ich genug, aber die will ich nicht belasten.« Er warf einen Blick auf seine Einkaufstüte. »Wären Sie vielleicht so nett und würden sich mal das Kleid ansehen, das ich für meine Schwester gekauft habe und mir sagen, wie Sie es finden? Ich war auf die Verkäuferin angewiesen, denn ich habe keine Ahnung, was zu so einer Gelegenheit passend ist.«
    »Aber gern.« Jamie nahm die Tüte von ihm entgegen und holte ein schlichtes rosa Shirt-Kleid heraus.
    »Ich hätte wahrscheinlich besser nach Knoxville fahren und in eine gute Boutique gehen sollen, aber Bethany hat das eigentlich auch nie gemacht. Sie mochte es eher schlicht.«
    »Das Kleid ist wundervoll, Mr ….«
    »Michael. Michael Juliano.«
    »Jane Trotter.« Sie fand es besser, nur diesen Namen zu benutzen, solange sie sich in Sweet Pea aufhielt, selbst jetzt, ohne Perücke.
    Sie gaben sich die Hand. »Ich könnte noch eine Tasse vertragen«, sagte Jamie. »Wie steht’s mit Ihnen?«
    »Ich nicht, danke. Aber ich hole Ihnen noch eine.«
    Aber Jamie war bereits aufgestanden. »Das mache ich schon.« Als sie wieder zurückkam, telefonierte er gerade auf seinem Handy. Er schien zornig zu sein.
    »Sag dem Kerl, er soll wiederkommen, wenn ich selbst da bin. Was ich dem zu sagen habe, wird ihm nicht passen, falls ihr also lieber nicht anwesend sein wollt, wenn er kommt, dann kann ich das verstehen.«
    Durch die Anspannung hatte sein Gesicht nun wieder diese Furchen um Augen und Mund. Worum es sich auch handeln mochte, es schien etwas Schlimmes zu sein.
    »Ist mir vollkommen egal, was er sagt. Ich habe keine Angst, zur Polizei zu gehen. Hör zu, ich kann jetzt gerade nicht, ja?« Er beendete das Gespräch und griff nach seiner Tasse.
    »Stimmt was nicht, Mr. Juliano?«
    »Nichts, womit ich nicht fertig werde. Aber nennen Sie mich doch bitte Michael.« Er warf einen grimmigen Blick auf sein Handy. »Dieser Anruf hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Sie erwähnten die Polizei. Sind Sie vielleicht in Gefahr?«
    »Kommt drauf an, wie viel ich zu zahlen bereit bin.« Er legte die Hand über die Augen. »Mein Gott, das hätte ich nicht sagen sollen, tut mir Leid.«
    »Ich weiß nicht, worum es geht, aber falls man Sie bedroht –«
    »Ich weiß nicht, ob die Polizei etwas tun kann«, unterbrach er sie. »Aber ich sollte wirklich nicht darüber reden.« Er seufzte. »Ich sollte meine Sachen packen und zusehen, dass ich von hier wegkomme«, brummelte er vor sich hin, dann grunzte er verächtlich. »Und da dachte ich immer, so was passiert einem nur in Vegas oder in

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