Liebe mit Schuss
nicht die Absicht, sie Max anzuvertrauen. Aber falls die Dinge außer Kontrolle geraten sollten, könnte dies vielleicht ihre Rettung sein.
»Dann werde ich mir eben was einfallen lassen müssen, Max«, meinte sie gereizt. »Ich muss weiter so tun, als wäre ich interessiert, damit er anfängt mir auf den Leim zu gehen, aber ohne, na ja–«
»Na ja. Was uns zum nächsten Tagesordnungspunkt bringt. Ich bin der Meinung, du solltest dich von uns verkabeln lassen. Zur Sicherheit.«
Jamies Blick glitt von Max zu Dave und wieder zurück.
»Ist das nicht ein bisschen riskant?«
»Ohne Abhörleitung da reinzugehen wäre noch viel riskanter«, entgegnete Max. »Dave und ich haben Rawlins seit gestern belauscht. Aus seinen Gesprächen mit seinem Leibwächter haben wir erfahren, dass er den Typen, der ihn seit Jahren ausnimmt, offenbar hat abblitzen lassen. Hast du schon mal was von den Santonis gehört?«
Jamie nickte. »Wer hätte das nicht? Zwei von denen waren doch vor ein paar Jahren wegen Mordes angeklagt.«
»Sie haben einen Cop kalt gemacht, der auf der Gehaltsliste ihrer Familie stand«, warf Dave ein. »Angeblich ein bedauerliches Versehen, aber man killt nun mal keine Cops, ganz besonders nicht die, die dir den Rücken decken.«
»Wenn ich mich recht erinnere, wurden sie damals freigesprochen«, überlegte Jamie.
»Der Kronzeuge ist buchstäblich vom Erdboden verschwunden, trotz strengster Polizeibewachung«, sagte er. »Einer der Täter, Nick Santoni, wurde daraufhin von seinem Onkel nach Tennessee geschickt, sozusagen als Strafversetzung. Und der andere ist versehentlich in seiner Badewanne ertrunken.«
Jamie hob ungläubig eine Augenbraue. »Und wieso ist diesem Nick nicht dasselbe Missgeschick widerfahren?«
»Weil sein Vater bis vor fünf Jahren das Oberhaupt des Clans war. Starb an einem Herzinfarkt«, erläuterte Max. »Nick hätte eigentlich seinen Platz einnehmen sollen, aber die Familie hat dagegen votiert, und Nicks Onkel war gezwungen, aus dem Ruhestand zu kommen und selbst das Ruder zu übernehmen. Er würde Nick gerne irgendwann an der Spitze sehen, aber das ist unwahrscheinlich.«
»Wieso?«, fragte Jamie.
»Weil dieser Nick dazu neigt, sich Anordnungen zu widersetzen und allen Leuten auf die Zehen zu treten. Der Junge ist bei seinen Leuten unten durch. Nur sein Onkel steht wohl noch hinter ihm.«
Jamie überlegte. »Das verstehe ich nicht. Der Onkel ist doch derjenige, der Nick von seinem rechtmäßigen Amt verdrängt hat; zumindest müsste dieser das so sehen.«
»Dieser Onkel hält sozusagen die Hand über ihn«, sagte Dave. »Er ist nicht nur Nicks Pate, Nick war schon immer sein Liebling. Also hat er ihn hierher geschickt, und deshalb hat Nick seinen Laden hier aufgemacht, wenn man so will. Er hat Rawlins bei den Eiern. Und damit nicht genug, wir glauben, dass er Rawlins außerdem mit Uppern und Downern versorgt.«
»Alle anderen aus der Familie wollen nichts mit ihm zu tun haben«, ergänzte Max, »aber Nick scheint sich dadurch, dass er Rawlins an die Angel bekommen hat, wieder ein wenig ihre Gunst zurückerobert zu haben. Aber Nick sitzt zu gerne an den Spieltischen und verspielt horrende Summen. In die Sache mit dem Fernsehsender hatten sowohl Harlan als auch die Santonis investiert, doch dann hat ein anderer den Zuschlag bekommen, wie ihr wisst. Harlan ist davon überzeugt, dass Nick das Geld in Atlantic City durchgebracht hat, zumindest haben wir ihn das zu Reed sagen hören. Und das ist durchaus möglich, denn der gute Nick ist ein paar Mal im Monat dort. Und jetzt hat Nick Rawlins’ Abgaben erhöht. Wahrscheinlich hofft er, damit gut Wetter bei seiner Familie zu machen, bis er genug zusammen hat, um seine Schulden zurückzubezahlen. Aber Rawlins scheint jetzt die Schnauze voll zu haben, obwohl es den Anschein hat, als würde Nick versuchen, ihn sich mit Drogen gefügig zu halten. Rawlins überlegt, ob er sich nicht einfach direkt mit dem Onkel in Verbindung setzen soll, über Nicks Kopf hinweg. Und ihm die Wahrheit über seinen sauberen Neffen erzählen soll.«
»Die Mafia hat ihren eigenen Ehrenkodex«, fügte Dave hinzu. »Die Familienehre und so weiter. Und dieser Nick ist niemandem außer sich selbst treu; dem ist es egal, über wen er wegtrampelt, Hauptsache, er kriegt, was er will. Und im Moment will er, nein, er braucht Geld. Wenn der rauskriegt, dass Rawlins drauf und dran ist, ihn bei Onkelchen zu verpfeifen, dann könnte es echt kritisch werden.«
»So oder
Weitere Kostenlose Bücher