Liebe mit Schuss
so, Nick ist der Verlierer«, erklärte Max. »Wenn er Rawlins umlegen lässt oder ihn zu sehr unter Druck setzt, ist seine Milchkuh futsch, und die Familie wird ihn endgültig in die Wüste schicken. Und wenn er Rawlins am Leben lässt, riskiert er, dass er auffliegt.«
»Und das wäre dann nicht weniger brenzlig«, ergänzte Dave.
»Würde ihn denn seine eigene Familie umbringen?«, fragte Jamie.
»Ist alles schon mal vorgekommen«, sagte Dave. »Nick Santoni steht im Moment jedenfalls das Wasser bis zum Hals. Er wird wahrscheinlich versuchen, ein paar fixe Geschäfte zu machen, um schnell an Geld zu kommen. Max und ich wissen noch nicht so genau, was er so treibt, aber Glücksspiel und Prostitution, Drogenhandel und wahrscheinlich Waffenhandel gehören jedenfalls dazu. Wir haben uns gestern in seinen Computer reingehackt, aber die Daten waren alle verschlüsselt, und es ist uns bis jetzt noch nicht gelungen, den Code zu knacken.«
»Der Code ähnelt dem der CIA, aber wir kriegen verflixt noch mal nicht raus, wie er funktioniert. Wir brauchen mehr Zeit.«
»Deshalb machen wir uns solche Gedanken wegen Ihres Treffens mit Rawlins«, sagte Dave ernst. »Harlans Leibwächter checkt zwar jeden Tag auf Wanzen, aber Nick könnte ja einen Weg gefunden haben, sich trotzdem einzulinken. Wir haben das ja auch geschafft, über die Telefon- und die Kameraleitungen.«
»Was wir damit sagen wollen, ist Folgendes«, erläuterte Max, »wir wissen nicht, was Nick weiß. Wenn er auch nur den Verdacht hat, Harlan könnte über seinen Kopf hinweg handeln, dann gibt’s Probleme. Und was für welche. Und es könnte leicht sein, dass du dabei zwischen die Mühlsteine gerätst.«
ZEHN
»Warum hast du mir das nicht schon viel früher gesagt?«, fragte Jamie erschrocken.
»Weil wir’s auch erst seit kurzem wissen. Wir kriegen dauernd neue Informationen rein«, erklärte Max. »Während du beim, äh, Einkaufen warst, hat Muffin getan, was sie konnte. Und sobald sie was hat, mailt sie’s uns.« Er schwieg einen Moment. »Ich verschweige dir nichts, falls es das ist, was du denkst.«
Was erklärte, warum Muffin sie nach dem Frühstück mit Michael nicht ausgefragt hatte. Sie war beschäftigt gewesen. Und Jamie selbst hatte nichts gesagt, weil sie wusste, dass Muffin die Informationen an Max weitergeben würde. Und dann hätte Max sie wegen Michael in den Schwitzkasten genommen.
Jamie war wild entschlossen, alles rauszukriegen, was Michael wusste. Aus diesem Grund hatte sie sich auch für den morgigen Tag noch einmal mit ihm verabredet. Aber sie würde versuchen, es diesmal schlauer anzustellen. Max hatte seinen tollen Computer und überdies genügend Kontakte, um die Regierung eines mittelgroßen Landes aus dem Sattel zu heben. Ihr dagegen lag ehrlich an den Menschen, und sie hoffte, dass Michael dies merken und sich ihr anvertrauen würde. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn ausnutzte, obwohl er in Trauer war und daher wahrscheinlich gerade besonders verletzlich, aber vielleicht könnte sie ihm am Ende ja sogar helfen. Wenn sie wirklich etwas rauskriegen und Michael damit in Gefahr bringen sollte, konnte sie es Max ja immer noch beichten. Erst dann würde sie ihr Versprechen brechen.
Sie merkte, dass Max immer noch auf sie einredete.
»… bis jetzt noch nicht viel über Santoni. Bis auf ein paar Fotos, auf denen er unter der Decke ins Gerichtsgebäude und wieder rausgeführt wird. Das nützt uns nichts. Außerdem hatte er damals wohl einen Vollbart; er könnte jetzt also ganz anders aussehen. Und er benutzt alle möglichen Decknamen, was es ziemlich schwer macht, eine Adresse oder überhaupt was über ihn rauszukriegen.
Ich vermute, dass er sich so weit wie möglich im Hintergrund hält. Wahrscheinlich hat er ein paar Männer an der Hand, denen er vertraut und die dafür sorgen, dass seine Anweisungen ausgeführt werden. So läuft das bei denen da oben jedenfalls gewöhnlich; nach außen korrekte Geschäftsleute, aber diese Firmen sind alle nur Fassade.«
»Glaubst du, dass Nick Santoni Vito Puccini auf dich angesetzt hat?«
Max nickte. »Das haben wir sogar auf Band. Harlan hat nach dem gestrigen Besuch Santonis ausführlich mit seinem Leibwächter darüber gesprochen. Rawlins hatte mit der Sache jedenfalls nichts zu tun. Aber ich glaube, er ahnte, was vorging, hat aber trotzdem aus irgendeinem Grund darauf verzichtet, zur Polizei zu gehen. Was mich vermuten lässt, dass Santoni ihn irgendwie in der Hand hat.
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