Liebe mit Schuss
meinen Enkelkindern in den Park gehen, weil sie auf Schritt und Tritt beobachtet wird.«
»Was hätte ich denn davon, wenn ich Rawlins umbringen würde?«, wollte Nick wissen.
»Das ist die falsche Frage.«
»Also gut, und was ist die richtige?«
»Was hättest du zu verlieren, wenn er am Leben bliebe?«
Nick seufzte. »Ich kann dir auch nichts dazu sagen, Onkel Leo. Meine Jungs untersuchen die Sache. Mehr kann ich im Moment nicht tun.«
»Harlan Rawlins war dein letzter Trumpf.«
»Das stimmt nicht! Ich erwarte Geld aus mehreren Quellen.«
»Mag sein, aber er war dein ganz großer Fisch.« Leo bekam einen jähen Hustenanfall. »Ich bin ein alter Mann, Nick. Ich kann diesen Ärger nicht mehr gebrauchen. Den Fernsehsender zu verlieren, war ein großer Fehler, davon haben wir uns noch immer nicht richtig erholt. Ich kann dir nicht länger helfen.« Er hielt inne. »Du musst nach Hause kommen.«
Nick schwieg erschrocken. »Was soll das heißen?« Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Hat man mich ersetzt?«
»So ist es das Beste.«
»Hör zu, Onkel Leo, ich bin da gerade mitten in einer ganz wichtigen Sache, ich kann jetzt nicht weg. Ich wollte nichts sagen, bevor alles erledigt ist, aber ich habe Maximilian Holt und seine Freundin in der Tasche.«
Stille.
»Max Holt schnüffelt hier rum, Onkel Leo. Er hat es irgendwie geschafft, Vito Pucchinis Spur bis hierher zurückzuverfolgen. Er hat also rausgefunden, dass Harlan ihn angeheuert hat. Verdammt, Harlan hatte sogar ein Empfehlungsschreiben geschrie¬ben.«
»Und du hast ihn dazu gezwungen«, sagte der Alte wissend.
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Harlan Rawlins wüsste doch gar nicht, wie man einen Killer anheuert. Willst du mich für dumm verkaufen?«
»Du musst mir nicht glauben, Onkel Leo, aber ich sage dir, Holt ist eine Bedrohung. Teufel, der Mann hat bessere Kontakte als wir. Er hätte Harlan mit Leichtigkeit aus dem Weg räumen können.«
»Planst du weitere Morde, Nicholas?« Der alte Mann klang müde.
»Er könnte der Familie schaden, Onkel Leo. Er könnte uns alle auffliegen lassen.«
»Die Familie hat nichts mit Max Holt zu tun; nur du. Und wenn du ihn umbringst, musst du seine Freundin auch umbringen, und wen dann? Irgendwen bestimmt. Es hört nie auf. Du machst uns zu viele Probleme.«
»Jetzt hör mal zu, Alter! Deine Enkelkinder werden nie im Park spielen können, solange Max Holt am Leben ist, denn er hat eine Rechnung zu begleichen.«
»Ich halte dich für sehr verwirrt«, sagte Leo. »Und einem Mann wie Max Holt kannst du nicht das Wasser reichen. Du bist ein Feigling. Das hat schon dein eigener Vater gewusst.«
Nick wollte etwas darauf sagen, doch der alte Mann hatte bereits aufgelegt.
DREIZEHN
Detective Pete Sills nippte an einer angeschlagenen Kaffeetasse und wartete darauf, dass der Labortechniker, der gerade mit einem anderen Detective sprach, für ihn Zeit hatte. Dann trat er auf ihn zu. »Hallo, Lance, hast du schon was für mich im Rawlins-Fall?«
»Machst du Witze? Wir arbeiten Tag und Nacht daran. Der Boss will offenbar vor der Presse glänzen. Wann ist übrigens die nächste Pressekonferenz?«
Sills lächelte. »Weiß ich doch nicht. Die große Politik interessiert mich nicht. Bin nur eine Arbeiterameise.«
»Nicht nur du«, meinte Lance resigniert. »Na, jedenfalls, wir haben die Tabletten, die er bei sich hatte, mit denen verglichen, die wir in seiner Schreibtischschublade gefunden haben. Er hat das Zeug ganz offensichtlich illegal bezogen – nirgends Schildchen auf der Packung. Dieser Kerl hat die Pillen nur so eingeworfen. Weiß nicht, ob der überhaupt noch wusste, was er da nahm und in welcher Dosis.
Dann haben wir noch die Pulverspuren untersucht, die wir neben der Weinflasche fanden; ein ganz normales Abführmittel, wie’s scheint.«
»Es gibt Anzeichen dafür, dass ihm kurz vor seinem Tod noch schlecht wurde«, meinte Sills. »Ich frage mich, ob das vielleicht an all dem Mist lag, den er eingenommen hatte.«
Lance zuckte die Achseln. »Das werden wir erst mit Sicherheit sagen können, wenn die Autopsie abgeschlossen ist.«
»Ich habe mit seiner Frau geredet«, vertraute Sills ihm an. »Er hat sie mehr als einmal krankenhausreif geschlagen.«
»Glaubst du, dass sie ihn getötet hat?«
»Ein Motiv hatte sie jedenfalls. Das Problem ist nur, sie wiegt keine fünfzig Kilo, eine verschreckte kleine Maus. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie mit gezücktem Messer auf ihren Mann
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