Liebe mit Schuss
ja, ich hatte bisher zwar noch nicht die Zeit, einen FBI-Profiler hinzuzuziehen, aber es ist mir immerhin gelungen, seine Fingerabdrücke von einem Glas Wasser abzunehmen, also sollte ich bis zu unserem Treffen heute Abend eigentlich mehr wissen.«
Max schien das überhaupt nicht witzig zu finden. »Woher willst du wissen, ob der Kerl dir nicht einfach einen Riesenbären aufgebunden hat, um dich rumzukriegen?«
»Max, mein Gott, er hat mich gebeten, mir das Kleid für seine Schwester anzusehen, das, in dem sie gestern beerdigt wurde. Der Mann hat echten Kummer. Du kannst mich ruhig für zu weichherzig halten, aber ich kann den Mann jetzt nicht im Stich lassen.«
»Aber bitte – sei auf der Hut! Ich weiß, du musst mal raus, um auf andere Gedanken zu kommen, aber vergiss nicht, in welcher Sache wir hier drinstecken.«
Und genau das machte sie nur noch entschlossener, alles herauszufinden, was Michael wusste. Falls er etwas wusste. Und wenn sie es geschafft hatte, würde sie Max die Informationen auf dem Silbertablett servieren. Und sie wäre als Erste an der Story.
Ein Summen aus der Sprechanlage lenkte Max’ Aufmerksamkeit vorübergehend ab. »Das ist bloß Dave.«
Kurz darauf kam Dave herein. Er wirkte besorgt. »Ich kann das Reh einfach nicht finden.«
Max schaute ihn bloß an.
»Was für ein Reh?«, wollte Jamie wissen.
Max klärte sie auf. »Dave ist heute früh einem Reh ausgewichen und jetzt ist er fest davon überzeugt, dass er es überfahren hat.«
»Zumindest angefahren«, meinte Dave.
»Falls du’s schon vergessen haben solltest: Ich saß mit dir im Pick-up, als das Tier auf die Straße sprang. Du warst gar nicht nahe genug, um ihm auch nur einen Kratzer zu verpassen. Wir haben zweimal nachgesehen. Wenn du das Reh angefahren hättest, würde es tot im Straßengraben liegen.«
»Nicht unbedingt. Es hätte sich wegschleppen können. Vielleicht liegt es jetzt irgendwo und ist schwer verletzt.«
»Jetzt hör auf, dich verrückt zu machen«, sagte Max streng. »Außerdem sollten wir uns im Moment eher Gedanken um Jamie machen. Sie hat heute Abend eine heiße Verabredung.«
Dave sah Jamie an. »Mann, du bist vielleicht von der schnellen Truppe.«
Jamie blickte Max an und verdrehte die Augen. »Herzlichen Dank.«
Dave machte einen Schritt auf Max zu. »Sind meine Augen rot?«
»Sehen völlig normal aus.«
»Ich weiß nicht, ob ich meine Allergietabletten heute früh genommen habe. Vielleicht sollte ich sie nachzählen.«
»Dave zählt gern seine Tabletten«, vertraute Max Jamie an. »Und wenn er keine Tabletten zählt, zählt er Nummernschilder oder Telefonmasten.«
Dave, dessen Hand bereits in seiner Hosentasche nach dem Pillenröhrchen fischte, erstarrte bei diesen Worten.
»So bin ich eben«, sagte er schließlich. Er schaute Jamie an. »Ist deinem neuen Freund schon aufgefallen, dass du einen Ehering trägst?«
»Das spielt keine Rolle. Michael und ich werden so und so was miteinander anfangen.«
Max versuchte erfolglos, seine Belustigung zu verbergen.
»Sie können nicht anders, Dave. Lust auf den ersten Blick, um es mal so auszudrücken.«
Dave schien ihm überhaupt nicht zuzuhören. »Ich sollte vielleicht besser noch mal losfahren und nachsehen. Nur um sicher zu gehen, dass dem Tier wirklich nichts passiert ist.«
Max erhob sich. »Und ich muss nachsehen, ob Muffin nicht was Neues für mich hat.«
Jamie blickte ihm nach, dann ließ sie sich aufs Sofa sinken. Wenn sie ihm doch bloß verraten könnte, was sie zu wissen glaubte.
»In diesem Möbel wimmelt’s nur so von Staubmilben«, bemerkte Dave.
Jamie sah ihn nur an.
Max stieg in den Pick-up. »Hast du schon was über Santoni?«, fragte er Muffin.
»Dein Timing ist geradezu perfekt. Gerade habe ich seine Adresse rausgekriegt.«
»Mann, das sind wirklich tolle News«, sagte Max, von einem Ohr bis zum anderen grinsend. »Genau das, worauf wir gewartet haben.«
»Er wohnt etwa eine Dreiviertelstunde von hier. Es wäre um einiges leichter gewesen, was über ihn herauszukriegen, wenn der Mann mal irgendwas auf eigenen Namen gemacht hätte, aber wie gesagt, er arbeitet mit verschiedenen Decknamen.«
»Du genießt meine ungeteilte Aufmerksamkeit.«
»Der Name Juliano ist ein paarmal im Stammbaum aufgetaucht. Das war der Mädchenname von Nicks Mutter; es scheint, als würde sich Nick gelegentlich auch von diesem Zweig bedienen, damit es ihm mit den Namen nicht langweilig wird. Nicks Schwester hieß Bethany-Ann Juliano
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