Liebe, nichts als Liebe
erläuterte seinen Plan.
„Kein Problem", versicherte sein Bruder ihm. „Und wie, erwartest du, wird diese Sache letztlich ausgehen?"
„Das weiß ich noch nicht. Ich hoffe, dass ich morgen der Wahrheit auf den Grund komme. Eines steht jedenfalls fest: Ich werde nicht zulassen, dass die Frau, die ich liebe, in Angst leben muss."
„Ich bin auf deiner Seite, Jared."
„Danke, Tommy."
Zufrieden, die nötigen Sicherheitsmaßnahmen in die Wege geleitet zu haben, betrat er das alte Farmhaus, das der Familie King seit über hundert Jahren ein Heim und Schutz geboten hatte. Hier herrschte immer noch der Geist seiner legendären Vorfahren, ein Geist sprichwörtlicher Gastfreundschaft, die jedoch an unverrückbare Regeln gebunden war. Sollte Santiso ruhig kommen, sie würden vorbereitet sein. Und wenn der Treuhänder des Kruger-Erbes und seine Handlanger versuchen würden, Gift zu verspritzen, würden sie aus dem Garten Eden in eine Wüste verbannt, wie sie sie noch nie zuvor kennen gelernt hatten.
Es würde nicht das erste Mal sein, dass ein Übeltäter am eigenen Leib erfuhr, wie hart das Überleben im Outback war, und auf diese Weise ganz allmählich Respekt vor dem Leben und dem Leben anderer entwickelte. Alles Geld der Welt konnte einem bei dieser Erfahrung nicht helfen. Lachlans Gesetz orientierte die Strafe immer an der Art der Verfehlung und sorgte dafür, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.
So war Jared zu dem Schluss gelangt, dass Santiso, wenn es hart auf hart käme, am eigenen Leib erfahren sollte, was Angst bedeutete und das Gefühl, in einer ausweglosen Lage zu sein. Einige Jahre auf sich gestellt im australischen Outback, würden ihn zum gründlichen Umdenken veranlassen, und er würde begreifen, was er Christabel angetan hatte. Allerdings musste Jared sich erst ganz sicher sein, bevor er zu derart drastischen Maßnahmen griff.
Natürlich galt es auch, die Gefühle seiner Mutter zu bedenken. In diesem Punkt fühlte er sich völlig verunsichert. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihr messerscharfes Urteilsvermögen sie im Stich gelassen hatte. Hatte sie sich wirklich so von Santiso täuschen lassen?
Wie Jared vorausgesehen hatte, warteten Nathan und Miranda in dem großen, gemütlichen Wohnzimmer des Farmhauses auf ihn. Unwillkürlich schweifte sein Blick zu dem alten, mit Brokat bezogenen Lehnstuhl am Kamin, dem Lieblingsplatz seiner Mutter. Er wünschte sich, dieser Platz wäre heute nicht leer gewesen.
Miranda blickte ihm besorgt entgegen. „Christabel kam allein zurück und ist sofort in ihr Zimmer gegangen. Es sah aus, als hätte sie geweint, Jared."
Es tat ihm weh, dass er ihr diesen Schmerz bereitet hatte, weil er Antworten von ihr gefordert hatte, anstatt ihr den Trost seiner Liebe zu bieten. Aber wenigstens wusste er jetzt genauer, gegen was es zu kämpfen galt. Er wandte sich an Nathan, der ruhig abwartend dasaß und seinen jüngeren Bruder aufmerksam beobachtete.
In kurzen Worten umriss Jared die Lage, wie sie sich nach den jüngsten Informationen für ihn darstellte, wobei er nervös im Zimmer auf und ab ging. „Also, wo stehst du in dieser Sache?" beendete er schließlich seinen Bericht und sah Nathan herausfordernd an.
„Auf deiner Seite", antwortete Nathan, erhob sich, baute sich in seiner ganzen stattlichen Größe vor Jared auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir werden tun, was nötig ist."
Uneingeschränkte Unterstützung. Jared las dieses Versprechen in Nathans klaren blauen Augen und atmete erleichtert auf. Sie waren sich in dieser Angelegenheit einig ...
alle drei Brüder, Söhne ihres Vaters, wie Jared es im Grunde nicht anders erwartet hatte.
Lediglich die Tatsache, dass ihre Mutter anscheinend zur Gegenseite tendierte, hatte sein Vertrauen in die Einigkeit der Familie zuletzt erschüttert.
„Was ist mit Elizabeth?" fragte Miranda, die seine Gedanken gelesen zu haben schien.
Nathan antwortete an seiner Stelle. „Wir beschützen die Unseren", sagte er bestimmt.
„Das schließt auch Mum ein. Wenn sie in ihrem Urteil fehlgeleitet ist... welches Glück könnte sie dann bei diesem Mann finden?"
Miranda schüttelte den Kopf. „Es ist so schwer zu glauben. Eure Mutter ist ..."
„Einsam", fiel Nathan ihr ins Wort. „Rafael Santiso steht einem gewaltigen Finanzimperium vor und hält es seit Jahren erfolgreich zusammen, was nur einer besonders starken Persönlichkeit gelingen kann." Er wandte sich Jared zu. „Wer weiß, vielleicht
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