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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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kippte seinen Grappa runter. Sein Blick war finster und entschlossen, anscheinend wollte er mir zeigen, was für ein Kerl er ist.
    Bis das Essen auf dem Tisch stand, war die Flasche leer und Jochen halbwegs beruhigt, was mich betraf. Ein gewisses Misstrauen blieb zwar, und die Tatsache, dass Marie mir von ihren Krankenbesuchen erzählt hatte, würde ihm noch einiges zu denken geben, aber er gefiel sich mehr und mehr in seiner Heldenrolle und hielt mich vermutlich für ein bisschen naiv.
    Zwischendurch versuchte er immer wieder mal, Informationen aus mir herauszuholen. Er wollte wissen, was ich arbeitete, wie mein Alltag aussah, was für ein Typ ich war und natürlich, ob Marie sich bei mir wohl fühlte und ich eine ernsthafte Konkurrenz für ihn bedeutete.
    Er ging sehr ungeschickt vor und hätte mich ebenso gut auch direkt fragen können, aber es bereitete mir einen Heidenspaß, ihm das, was er für Informationen hielt, wie kleine Häppchen vor die Füße zu werfen. Durch den Grappa und die Art, wie ich sie ihm präsentierte, wiegte er sich in Sicherheit.
    „Ach, übrigens“, sagte ich, als ich ziemlich betrunken die Wohnung wieder verließ, „ich würde mir an deiner Stelle wegen deines kleinen… Problems keine Sorgen machen.“
    „Häh?“ Urplötzlich war sein Misstrauen wieder da.
    „Na ja“, ich guckte verlegen die Türfüllung entlang, „ Marie hat mir erzählt, dass du seit dem Unfall gewisse… Schwierigkeiten hast.“
    Er erstarrte vor meinen Augen zur Salzsäule. Das mit Marie stimmte natürlich nicht, aber wer sagt, dass man beim Raten nicht ins Schwarze treffen kann?
    „Ich meine, das ist bestimmt nichts Dauerhaftes. Vielleicht psychisch bedingt, ich hab darüber kürzlich was in nem Wissenschaftsmagazin gelesen. Wahrscheinlich ist das wie mit deinem Bein, das braucht einfach seine Zeit. Also nimm’s nicht so schwer.“
    Ich hob die Hand zum Abschied und war lange die Treppe unten, als oben die Tür ins Schloss krachte. Nie war die Luft klarer als an diesem Nachmittag im April, ich hielt einen Moment inne und nahm all die kleinen Details dankbar auf, die so eine Durchschnittsstraße einem bietet: Vogelgezwitscher, Passanten, ein Dieselmotor, Möbelpacker, ein kleines Mädchen mit Luftballon, ein hupender Autofahrer und noch einiges mehr. In meinem Kopf breitete sich ein dumpfes Brummen aus, aber immerhin konnte ich beim Gehen noch die Bahn halten.
    Jochen s Gesicht war so perfekt entgeistert gewesen, dass ich mir die Bemerkung mit dem Abführmittel in seinem Teller gespart hatte. Er würde es noch früh genug merken, schließlich war er ja ein heller Kopf, nicht wahr? Derartige Überraschungseffekte bot einem das Leben nicht oft, ich fand, dass ich meine Sache ganz gut gemacht hatte.
    Beschwingt sprang ich über einen Hundehaufen und machte mich auf den Weg zum Taxistand. Der Autofahrer hupte noch immer, die Packer scherten sich nicht darum, und ihr in zweiter Reihe geparkter LKW war noch zum Bersten voll mit Möbeln. Schön, schön, schön.
     
    „Hier“, sagte Leo im Verschwörerton, „dein Anteil.“
    Ich musterte den Umschlag und fand, dass er zu viele Krimis guckte.
    „Was ist das?“, fragte ich.
    „Hab ich doch gesagt.“
    „Darf ich’s aufmachen, oder muss ich bis Weihnachten warten?“
    „Kannst ruhig nachzählen, es fehlt nichts.“
    „Fehlen wovon?“ Ich verstand nur Bahnhof.
    „Die Pillen, Mann!“
    „Pillen?“ Für einen Moment verfolgte ich den unsinn igen Gedanken, was Leo mit Maries und Carolins Pillen zu tun haben könnte, die ich nach meiner Ankunft im Badezimmer deponiert hatte.
    Er nah m mich beiseite und flüsterte: „Himmelarsch, soll ich’s singen? Das ist dein Anteil aus Ibrahims Pillen.“
    „Was?“
    „Haben ganz schön was gebracht. Hättste nicht gedacht, hm?“
    Mir war schwindelig, ich musste mich an der Wand a bstützen.
    „Du hast die Dinger verkauft ?“
    „Ja logo! Du machst dir kein Bild, was im Netz alles gehandelt wird. Da geht’s zu wie auf dem Großmarkt.“
    „ Leo, bist du eigentlich bescheuert?“
    „Wieso?“
    „Weil ich dir gesagt hab, du sollst den Scheiß wegwerfen.“ Meine Stimme klang für meinen Geschmack eine Spur zu hysterisch, ich wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen.
    „Hey, reg dich ab…-“
    „Ich hab mich wegen dieser Scheiße zusammenschlagen lassen und mich mit den Türken angelegt, und du surfst durchs Netz und verhökerst den Kram einfach so? Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, ihn zu

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