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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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vernichten.“
    „Moment mal, einig warst du nur mit dir selbst “, sagte Leo, „ich hab von Anfang an gesagt, dass wir das Zeug verkaufen sollten. Und wie du siehst, ist ganz schön was dabei rum gekommen, worüber beschwerst du dich also? Du hast dich zusammenschlagen lassen? Also gut, hier hast du ne Gegenleistung dafür! Was ist dein Problem?“
    „Was mein Problem ist? Mal abgesehen davon, dass die Türken Döner aus mir machen, wenn sie das rauskriegen, ist der Handel mit dem Kram illegal. Warum dealst du nicht gleich mit Heroin?“
    „Ach komm, das ist ja wohl ein bisschen was anderes“, meinte er unsicher.
    „Hast du ne Ahnung davon, wie viele Typen hinter solchem Zeugs her sind, von den Bullen mal ganz zu schweigen? Die stellen ganze Sondereinheiten für so was ab, mit Undercover und so, wie im Film, du verstehst?“
    „Hey, schon gut, ich hab’s kapiert. Lässt du mich jetzt wieder los?“
    Mir fiel erst jetzt auf, dass ich ihn am Revers gepackt hatte. In meinem Kopf machte sich ein dröhnendes Kopfweh breit, ansonsten fühlte ich mich schlagartig wieder nüchtern. Unterm Strich bekam ich raus, dass es ja doch keinen Wert hatte, mit ihm zu streiten. Ich ließ ihn los und boxte ihm symbolisch auf die Brust.
    „ Ist eh zu spät. Lassen wir’s gut sein.“
    „Das mein ich aber auch“, sagte Leo. Wir gingen wieder zu den anderen hinaus, und ich spendierte ihm ein Bier.
    „Hast du wenigstens rausgekriegt, was in den Dingern war?“, fragte ich mutlos.
    „Ja, ich hab sie von nem Freund untersuchen lassen, der Chemie studiert. Er hat sie auf der Uni untersucht, es w aren allesamt Potenzpillen. Das einzig Strafbare an dem Ganzen war also die Tatsache, dass wir die Türken beklaut haben.“
    „Kein Ecstasy oder so was?“
    Er grinste mich an. „Hey, bleib locker! Meinst du, ich mache heimlich nen Drogenbaron aus dir?“

 
    43
     
    Mitte Mai lud man mich nach Dortmund ein, dem Hauptsitz des Verlags. Die ganze Woche über, seit der Brief ins Haus geflattert war, hatte ich schlecht geschlafen. Wenn sie mir den Job als Illustrator nicht gaben, konnten sie mich mit meinen tellergroßen Ringen um die Augen immer noch als Werbefigur für ihre Horrorcomics vor die Tür stellen.
    Zum Glück hatte ich Unterstützung, auch wenn Marie und Caro während der ganzen Fahrt vom Rücksitz aus über den Wind maulten und sich demonstrativ in ihren Jacken verkrochen. Ansonsten war das Wetter fantastisch und wir ließen uns Zeit, von der Überholspur her warf man uns neiderfüllte Blicke zu. Christian saß neben mir, er flog erst nächsten Monat wieder zurück und hatte extra für diesen besonderen Anlass einige Tage frei genommen. Es war fast wieder wie in alten Zeiten.
    Wir hatten kaum mehr als unsere Zahnbürsten und meine Mustermappe dabei. Kurzzeitig stand die Frage im Raum, ob ich mir für das Bewerbungsgespräch nicht besser noch einen Anzug besorgen solle. Doch als wir das Gebäude betraten und die anderen Mappenträger in ihren Turnschuhen sahen, war ich froh, mir um die Kleiderfrage keine Gedanken gemacht zu haben.
    Ich spürte, dass Marie meine Hand drückte, aber ich bekam nicht mit, was sie und Caro sagten, um mich zu beruhigen. Anscheinend rissen sie Witze, ihre lachenden Gesichter hoben sich scharf gegen die finsteren Mienen der anderen Wartenden ab.
    Bewerbungen waren nicht meine Stärke, mir ging’s lausig. Obwohl es sich hier nicht um DEN Traumjob handelte, sondern vorerst nur um eine Aushilfsstelle, hing vieles für mich davon ab, wie das Gespräch laufen würde.
    „Herr Jaeger?“ Ein freundlich aussehender Mann stand an der Tür, in der Hand eine mehrseitige Liste. Er war ziemlich klein, trug einen Anzug von der Stange und hatte einen kugelrunden Kopf. Wir standen alle vier auf, was ihn etwas verwirrte.
    „Das bin ich“, sagte Chris, „aber die Entwürfe sta mmen nicht von mir, sondern von meinem Freund.“
    „Verstehe“, der Mann zückte einen Kugelschreiber . „Und Ihr Name ist…?“
    „Bond“, kicherte Marie und stieß Caro mit dem Ellbogen an.
    „May. Alexander May“, antwortete ich.
    „Gut. Wenn Sie bitte mitkommen wollen…“ Der Mann warf Marie einen humorlosen Blick zu und führte mich durch die Tür und einen Gang hinunter. Seinen eigenen Namen verriet er mir nicht, dafür hielt er mir die Tür zu einem Besprechungsraum auf, der Höhle des Löwen.
    Direkt neben der Tür stand eine dieser neumodischen Kaffeemaschinen , daneben die passende Sekretärin. Sie trug einen

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