Liebe oder so
zwischen den Zähnen, und legte letzte Hand an die Vervollkommnung ihrer Frisur.
„Ich sagte, es regnet noch nicht.“
„Okay“, meinte sie und klemmte ruckzuck ein paar Strähnen zusammen.
Wie gesagt , ich selbst hatte nie Ambitionen gehabt, was sie betraf, aber ich konnte durchaus nachvollziehen, weshalb sie niemals über einen Mangel an Männern zu klagen hatte. An ihr war nichts von einem Model oder so, und wenn sie schlecht drauf war und ihre alten Strickwesten auftrug, konnte man sie leicht übersehen. Aber sie wusste was aus sich zu machen, und ihre offene Art und ihr Auftreten zogen einen magisch an. Schlimm genug, dass sie sich mit einem Typen wie Armin zufrieden gab.
„Was ist?“, fragte Carolin, die mein Blick offenbar irritierte.
„Gar nichts“, antwortete ich und ging wieder hinaus. Armin guckte American Football auf einem Sportkanal. Ich wollte immer schon wissen, für wen sich diese armen Kerle in den Dreck schmissen.
„Wenn du’n Bier willst...“
„Hm? Nein, danke.“
„Dann nicht.“
„Wer führt?“, fragte ich.
„Ich glaub, die Weißen . Bin mir aber nicht sicher.“
„Aha.“
Caro ließ mich noch zehn Minuten auf dem Sofa schmoren, ehe sie sich endlich ausgehfertig fühlte. Dafür hatte sich die Mühe aber wirklich gelohnt, sie war überirdisch schön. Ich würde heute Abend endlich mal wieder von den anderen Singles so richtig um die Frau an meiner Seite beneidet werden, so viel stand fest.
„Wie seh ich aus?“
„Spacy“, sagte ich.
Der Laden lag auf der anderen Seite der Stadt, wir brauc hten ziemlich lange, bis wir endlich ankamen. Vor dem Eingang drängten sich Menschenmassen, als ginge es um die Oscarverleihung. Ich war noch nie hier gewesen, aber Carolin kannte den Besitzer und hatte mich dazu überredet, neue Wege zu gehen auf der Suche nach meinem inneren Chi. Ob ich es hier finden konnte, wagte ich allerdings zu bezweifeln, ich schien der Einzige zu sein, der keine Designerklamotten trug, und die Musik, die zu uns herausdrang, klang verdächtig nach New Wave. Die achtziger Jahre waren zurückgekehrt.
„Na?“, fragte Caro.
„Phaser auf Betäubung, Lieutenant Uhura!“
Innen herrschte eine unglaubliche Finsternis. Carolin meinte, das müsse so sein, weil sonst die Lasershow nicht so gut rüberkomme. Ich ließ mich mitziehen, offenbar wusste sie, wo sie hin wollte.
E s war schon ein Weilchen her, seit ich zuletzt eine Disco von innen gesehen hatte. Anscheinend hatte ich einiges übersprungen, jedenfalls gab’s weder eine Bar noch irgendeinen Tisch oder Hocker. Wer nicht tanzte, stand dumm am Rand herum, keine Möglichkeit, sich irgendwo festzuhalten.
Ich sah einige Typen mit Gläsern in beiden Händen, wahrscheinlich waren ihre Mädchen gerade mit schlaueren Kerlen auf der Tanzfläche zu Gange. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich rausfand, wie man an etwas zu trinken kam. Ein paar Kellner liefen mit ihren Tabletts kreuz und quer über die Tanzfläche und verschwanden dann wieder durch eine Schwingtür im hinteren Teil des Ladens, dort, wo der DJ saß und es besonders dunkel war. Ich versuchte, die Aufmerksamkeit eines Kellners auf mich zu lenken, schaffte es aber nicht.
Carolin war ziemlich aufgekratzt und wollte mit mir tanzen, also tat ich ihr den Gefallen und versuchte, mich an den Tanzstil der Popper zu erinnern, die wir früher auf dem Schulhof verdroschen hatten. Ich muss sagen, wenn man die Ideologie mal bei Seite ließ, konnte man in der Tat stundenlang auf der Tanzfläche herumwippen, ohne ins Schwitzen zu geraten.
„Hey, ich wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst“, lobte Carolin mich prompt.
„Weißt du, ich vertrete den Standpunkt, dass man ni emals mit seinen Vorzügen protzen sollte.“
„Was?“, schrie sie, denn in diesem Moment drehte der Diskjockey die Bässe voll auf.
„Ich auch nicht“, schrie ich zurück. In meiner Magengegend wummerte die Musik. Ich weiß, dass viele Kids darauf stehen, mir jedenfalls wird immer schlecht dabei. Ich ließ Caro auf der Tanzfläche zurück und schaffte es tatsächlich, einen der Kellner zu erwischen.
„Pils? Haben wir nicht“, sagte er.
„Und was trinkt man hier stattdessen?“, wollte ich wissen.
Er nannte mir eine Reihe von Namen, die ich noch nie gehört hatte.
„Was ist das, Cocktails?“, fragte ich.
„Nein, unsere Biere aus Mexiko, Brasilien und Honduras.“
„Toll .“ Ich war schwer beeindruckt. „Habt ihr irgendwas aus Europa?“
„Heute gibt’s
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