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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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Ich hatte eben nur vergessen zu sagen, dass heut Abend mein-“
    Ein ernst blickender Typ trat an ihn heran und flüste rte ihm etwas ins Ohr.
    „Ist gut, ich komme“, sagte Helge zu ihm. „Hör mal, Alex, ich muss dir nachher unbedingt noch meinen Agenturchef vorstellen. Du bleibst doch noch?“
    „Ja, mal sehen.“
    Er verschwand wieder in der Menge, und ich überlegte, was ich tun sollte. Die Leute hier interessierten mich nicht die Bohne. Ich hatte meine Pflicht erfüllt und mich blicken lassen, und ich fühlte mich zu schlapp, um weiter zu trinken oder mich mit Agenturchefs zu unterhalten. Das Beste war, Leo zu suchen und mich heimfahren zu lassen.
    Im Flur lief mir der Typ mit dem Cordjäckchen über den Weg. „Das Klo ist gar nicht im Treppenhaus“, meinte er und hielt sich am Türra hmen fest, „‘s is hier drüben.“
    „Danke für den Tipp“, antwortete ich und machte, dass ich Land gewann. Der Kerl war ziemlich bleich um die Nase und sah aus, als ob er jeden Moment kollabieren würde.
    Endlich fand ich Leo. „Ich will ja nicht drängeln, aber wie sieht’s denn aus, fahrt ihr bald?“
    „Du, ich hab die Mädels noch nicht gefragt, aber sieh dich doch mal um, ob du sie findest .“
    „Is t gut.“ Das war es natürlich nicht. Ich konnte mir schon denken, was die mir erzählen würden. Wahrscheinlich unterhielten sie sich wunderbar und dachten überhaupt nicht daran, mir zuliebe die Heimfahrt anzutreten.
    Vom Apparat im Schlafzimmer aus rief ich mir ein Taxi und suchte in dem Kleiderberg auf dem Bett nach meiner Sommerjacke. Im Wohnungsflur herrschte Tumult. Die Tür zum Badezimmer stand offen, und während ich mich zur Haustür durchkämpfte, konnte ich einen Blick auf den Hintern des Cordjacken-Typs werfen, der vor Helges Napoleon-Wanne kniete und sich die Seele aus dem Leib kotzte.
     
    Die Temperatur draußen war erstaunlich mild, fast frühlingshaft, und die frische Luft tat mir gut. Ich sog sie tief ein und setzte mich auf die unterste Treppenstufe, um auf mein Taxi zu warten. Schade, dass ich das Rauchen mal wieder aufzugeben versuchte. Eine Zigarette hätte perfekt zu diesem Augenblick gepasst. Aber ich hatte dieser Tage meine letzten verschenkt und keine Lust, noch einmal reinzugehen und eine weitere zu schnorren.
    Trotz der geschlossenen Fenster drangen die Musik und das Stimmengewirr an mein Ohr, aber da war noch e twas, ein Ton, der nicht von drinnen kam. Ich stand auf und ging um das Haus herum. Hinter der nächsten Ecke hockte ein Mädchen auf der Schwelle zum Seiteneingang und weinte.
    „Hallo?“ Ich kam ein paar Schritte näher. Das Mä dchen hob den Kopf, ich erkannte sie an ihren roten Haaren und dem blassen Gesicht. Es war dieselbe, die eben vor mir aus der Toilette gekommen war.
    „Wer bist du?“, fragte sie und schniefte. In ihrer Hand hielt sie ein Riesenknäuel zerdrückter Taschentücher, ich kramte ein frisches hervor und hielt es ihr hin.
    „Ich bin Alex, ich war auch auf der Party“, erklärte ich, während sie sich die Nase putzte. Sie nickte nur, und ich stand neben ihr, unschlüssig, was ich tun sollte.
    „Du kannst Mario sagen, dass ich nicht zurückkomme“, meinte sie leise, ohne aufzusehen.
    „Wer ist Mario?“
    „Hat er dich nicht geschickt?“
    „Ich kenne ihn überhaupt nicht“, sagte ich.
    „Was machst du dann hier?“
    „Ich warte auf mein Taxi.“
    Mehr wollte sie nicht wissen, i ch setzte mich zu ihr. Sie zitterte am ganzen Leib.
    „Ist dir kalt?“, fragte ich.
    „Ein bisschen.“
    „Wie lange sitzt du denn schon hier draußen?“
    „Keine Ahnung“, meinte sie, „eine ganze Weile jedenfalls.“
    „Willst du meine Jacke?“ Marie kam mir in den Sinn, für den Bruchteil einer Sekunde nur, und ich schwor mir, diesmal besser Acht zu geben.
    „Danke.“
    „Stell dich nicht so an, du holst dir sonst den Tod.“ Ich zog meine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Ihr Widerstand hielt sich in Grenzen.
    „Danke“, wiederholte sie und lächelte. Dann schwi egen wir wieder, was mir nur recht war. Ich horchte in die Dunkelheit hinein, aber außer dem Partylärm drang kein Laut an mein Ohr, wir waren ganz allein hier draußen. Irgendwann bemerkte ich, dass das Mädchen neben mir schon wieder zitterte und nach Taschentüchern kramte.
    Ich weiß nicht wieso, aber ich verspürte plötzlich einen Drang, sie allein zu lassen auf ihrem Treppenabsatz. Vie lleicht wäre das sogar rücksichtsvoll gewesen, aber ich wusste, dass dieser Wunsch

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