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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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hätte ich sie fast nicht erkannt. Ihr Outfit war diesmal schriller als an jenem Abend, geringelte Strumpfhosen und Minirock, das alles bei dem Wetter, es musste draußen unter Null sein. Nur die Springerstiefel kamen mir bekannt vor, das Symbol selbstbewusster Mädchen. Die Haare trug sie diesmal offen und meine Jacke über dem Arm.
    „Darf ich reinkommen?“, fragte sie und warf einen Blick über meine Schulter.
    „Nur zu.“ Ich gab den Weg frei, und sie schwebte an mir vorbei. Ja, kein Scherz, sie schwebte tatsächlich. Hätte ich von einem Mädchen in Springerstiefeln vorher auch nicht gedacht, das musste man schon gesehen haben, um es zu glauben. Kaum hatte sie meine Jacke weggelegt, begann sie auch schon damit, neugierig wie ein junger Hund jeden Raum meiner Wohnung in Augenschein zu nehmen. Gelegentlich klapperte oder schepperte etwas, sie musste alles Mögliche anfassen, ein seltsames Mädchen. Ich ging in die Küche und schaute nach dem Essen.
    „Ich hoffe, du hast’n bisschen Hunger mitgebracht“, rief ich, „ich glaub, ich hab mir viel zu viel gekocht.“
    Husch! stand sie neben mir, ganz lautlos ging das. Ungeniert griff sie sich den Rührlöffel und probierte von der Soße. Ich beobachtete sie dabei, das Licht in der Küche stand ihr gut. Als sie mich ansah, fand ich mich plötzlich furchtbar peinlich.
    „Schmeckt gut“, meinte sie, „was ist das?“
    „Weiß ich auch noch nicht. Ich arbeite noch daran.“
    „Und wann ist es fertig?“
    „Genau jetzt.“ Ich drehte den Herd aus und nahm die Pfanne herunter.
    „Aber es muss doch einen Namen haben“, meinte sie.
    „Wieso? Isst du nur Dinge, die nen Namen haben?“, fragte ich. „Glaub mir, das schmeckt auch ohne.“
    „Aber mit ist’s besser .“ Sie entnahm dem Gewürzschrank das Fläschchen mit dem Tabasco und drehte den Verschluss ab. „Probier’s aus!“
    „Also schön“, sagte ich, „hiermit taufe ich dich auf den Namen...“
    „Ja?“
    „ Experiment Siebter November mit Knoblauch .“
    „Bravo .“ Sie tropfte etwas von dem Tabasco hinein.
    „Stop p, das reicht!“ Ich nahm ihr die Flasche ab und füllte die Teller mit Reis und Gemüse. „Auch ein Glas Wein dazu?“
    „Okay.“
    Wir blieben gleich in der Küche und setzten uns auf die Eckbank, die ich sonst nur als Ablage für mein Altpapier benutzte.
    Das Essen war viel zu scharf gewürzt, aber Marie schaufelte es nur so in sich rein und war schon bei ihrem dritten Glas angelangt, als ich die Teller ein weiteres Mal füllte. Sie aß und trank wie ein ausgehungerter Bauarbeiter.
    „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nen total schönen Hintern hast?“
    „Was?“, fragte ich.
    „Hast mich schon verstanden.“
    Ich lachte. „Klar, krieg ich dauernd gesagt. Haste nicht was Originelleres auf Lager?“
    „Moment mal. Eigentlich sollte der Mann der Frau Komplimente machen und nicht umgekehrt. Aber für deinen Hintern mach ich ne Ausnahme. Der ist mir damals schon aufgefallen.“
    Mir war ein bisschen heiß, ich gebe es zu . Die meisten Frauen hätten das Loben ihres Hinterns - bei Ignorieren sonstiger Vorzüge - vermutlich als Beleidigung aufgefasst, aber bei uns Männern funktioniert das bekanntlich etwas anders.
    „ Jochen weiß übrigens nicht, dass ich hier bin“, sagte sie, als ich mich wieder zu ihr setzte.
    „Ach nein?“
    „Nein. Wenn er’s wüsste, würde er schon längst bei dir auf der Matte stehen.“
    „Beruhigt mich ungemein.“
    „Sorry nochmal - auch wegen ihm.“
    „War ne seltsame Erfahrung, mit ihm zu telefonieren.“
    „Ich konnte ja nicht ahnen, dass er den Zettel finden und gleich bei dir anrufen würde“ , sagte sie.
    „Aber du, du hast komischerweise nicht angerufen.“
    „Ich weiß .“
    „Machst du das öfter so?“
    „Hör mal, ich hab dir gesagt, dass es mir leid tut. An dem Abend, an dem wir uns getroffen haben, war ich wegen Jochen ziemlich von der Rolle. Ich hab mich nicht gleich gemeldet und dir nen anderen Namen genannt, weil ich nicht wollte, dass du nen falschen Eindruck von mir kriegst.“
    „Was für nen falschen Eindruck denn?“, wollte ich wissen.
    Marie sah mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Gott, hatte sie Augen, riesengroß waren die. „Na ja, dass ich mehr von dir wollte halt.“
    „Mehr als meine Jacke?“
    „Schon gut.“ Sie aß weiter und lief im nächsten Moment feuerrot an. „Scheiße, was hast du denn da drangemacht?“
    „Och, nur ein paar zusätzliche Spritzer Tabasco.“ Ich

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