Liebe oder so
zeigte ihr die halbleere Flasche, die ich in der Hand ve rsteckt gehalten hatte. Sie trank ihr Glas in einem Zug aus und kippte den Rest von meinem gleich hinterher. Ich genoss die Vorstellung. Es mochte nur eine kleine Revanche sein, aber immerhin, ich kam mir schon gleich nicht mehr so ausgenutzt vor wie noch vor zehn Minuten.
„Die Rache ist mein -“ Weiter kam ich nicht, denn im nächsten Moment war Marie über mir und verpasste mir einen Zungenkuss, bei dem mir Hören und Sehen verging.
Meine Zunge fing Feuer. K eine Ahnung, was das werden sollte, aber das war mir so was von egal. Hauptsache, sie hörte nicht mehr damit auf.
„Sollst auch was davon haben“, lachte sie, als wir Luft holten. Sie hatte eine gesunde Gesichtsfarbe, ich fragte mich, ob das von dem Tabasco, dem Wein oder dem Kuss herrührte. Wieder waren da ihre Augen, tiefschwarz, und ihr Mund, der das Lachen nach und nach einstellte. Sie sah unsicher aus und machte Anstalten, von meinem Schoß zu rutschen, aber als ich sie erneut küsste, leistete sie keinen Widerstand.
„Hey, sachte.“ Sie hielt mich mit beiden Händen auf A bstand, blieb aber sitzen. „Was soll das werden?“
Dumme Frage. Wer hatte denn damit angefangen?
„Was das werden soll? Ist das denn wichtig?“ Ich zog sie wieder an mich.
Der Weg zum Schlafzimmer war gepflastert mit Hi ndernissen. Hinter mir hörte ich Teller zu Boden fallen, aber das kümmerte mich nicht weiter. Mein ganzes Interesse galt diesem schönen Mädchen und der Frage, wie lange ich brauchen würde, sie aus ihren Klamotten zu schälen.
Wir fielen wie die Bekloppten übereinander her. Ihre Sti efel waren ne harte Nuss, alles voller Haken und Ösen. Hoffentlich trug sie kein Korsett oder sowas, ich hatte schon meine liebe Not damit, die Strumpfhosen nicht zu zerreißen. Sie zerrte derweil an meinen Jeans, mein T-Shirt machte rrratsch und alles flog in hohem Bogen davon, wir wollten uns sehen, schmecken, spüren.
Ihre Haut war warm und samten, ich umfasste ihre Brüste, küsste ihren Bauch und hatte das Gefühl, das alles zum allerersten Mal zu tun. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte, es war einfach göttlich.
Meine Zunge teilte ihre Scham, ich roch ihren Duft und fand den Eingang, aber schon zog sie mich an den Haaren nach oben und hielt die Luft an, als ich ein bisschen zu schnell in sie eindrang.
15
Soeben war ich gefeuert worden. Mit Anlauf sozusagen, denn meine Probezeit lief in wenigen Wochen aus. Bis dahin sollte ich meinen Kollegen im Lager helfen, den Laden übernähme ab heute jemand anderes. Die Woche hatte es wirklich in sich.
Sie hatten mir nichts Bestimmtes vorzuwerfen gehabt, aber das brauchten sie ja auch nicht, innerhalb der Prob ezeit war man der Willkür seines Brötchengebers ausgeliefert. Wahrscheinlich hatte mein Chef oder der Filialleiter einen schlechten Tag gehabt, was weiß ich, jedenfalls würde ich ab dem nächsten Jahr wieder stempeln gehen müssen.
Ich selbst verlor über die Angelegenheit kein Wort, es hätte ohnehin nichts mehr an der Situat ion geändert. Und außerdem war ich noch ein wenig high von der Nacht mit Marie, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Das Einzige, was mich bei der Sache störte, war die Tatsache, dass sie am Morgen verschwunden war, ohne mir auch nur einen Zettel zu hinterlassen.
Eigentlich kam mir das mit dem Lager gar nicht so ung elegen, ich mochte die Leute dort. Den ganzen Tag über luden wir LKWs aus, karrten die Ware hin und her und rauchten zwischendrin auch mal eine auf der Laderampe. Es mochte vielleicht nicht die kreative Erfüllung darstellen, aber es war wenigstens ehrliche Arbeit.
Am Abend war ich nicht müder als sonst, aber irgen dwie glücklicher über mein Tagwerk. Bevor ich nach Hause fuhr, holte ich noch das Bild von Herrn Kühne im Laden ab, schließlich hatte ich fest zugesagt, es ihm vorbeizubringen. Man hatte mich abgesägt, das ja, aber das sollte mich nicht daran hindern, mein Wort zu halten. Der Hauptkassierer stand hinter der Theke, man hatte den Bock zum Gärtner gemacht. Feindselig sah er mir dabei zu, wie ich den Rahmen in Packpapier einwickelte.
„Ist schon bezahlt“, erklärte ich ihm, bevor er überall he rumposaunte, ich stehle Bilder. „Der Kunde sitzt im Rollstuhl, ich hab ihm versprochen, es zu liefern.“
Der Blödmann sagte kein Wort, sondern rechnete mit einem schiefen Seitenblick weiter seine Einnahmen ab. Ich stempelte den Gutschein für Herrn Kühne ab und setzte einen
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