Liebe oder so
Geld für die falschen Frauen und keine verschleuderte Zeit vorm Telefon mehr.
Inzwischen hatte ich die Hoffnung aufgegeben, wir schienen zum Warten ve rdammt zu sein. Dem Warten auf Antwort, auf Anrufe, auf den Richtigen oder etwas Besseres.
Und ich, ich saß hier mit diesem Mädchen, mit dem ich vor weniger als einer Woche noch großen Spaß und fabelhaften Sex gehabt hatte, aber statt uns nette Dinge zu sagen, ins Bett zurückzukehren und uns einfach ein bisschen glücklicher zu machen, grübelten wir über andere Dinge nach, die wir nicht verstanden und die uns unglücklich machten. Gefühle und so.
„Also?“, fragte sie schließlich.
„Nichts also“, meinte ich, „die Frage ist immer noch offen.. Du hast da nämlich in dieser Nacht ein paar Dinge gesagt, die nicht so ganz zu deinem Verhalten von heute passen wollen.“
„Kann schon sein. Und weiter?“
„Na ja… War das nur so dahingesagt, weil es gut zur Stimmung passte?“
„Herrjeh .“ Marie verdrehte die Augen. „Was glaubst du denn?“
„Ich würde gern glauben, dass du’s ernst gemeint hast. Aber dann würg mich nicht so ab, sobald ich drauf zurückkomme.“
Himmelarsch , wieso kroch ich ihr eigentlich hinterher? Sie war doch diejenige, die sich ins Unrecht gesetzt hatte.
„Ich würg dich nicht ab“, sagte sie, „aber ich hab im M oment auch ohne dich schon genug am Hals.“
Wie nett. „Wegen deinem Freund?“
„ Auch. Wir haben ein paar Probleme miteinander.“
„Hm.“ Ich hielt es für klüger, den Mund zu halten, o bwohl mir einiges dazu auf der Zunge lag.
Sie holte Luft. „Ich kann dir nicht mehr sagen, ich weiß auch nicht, was ich will oder nicht will.“
Na super. So kannte ich mein Liebesleben, ich hatte ein Händchen dafür, mir immer die kompliziertesten Mädchen rauszusuchen. Sonja machte da keine Ausnahme, sie konnte launisch sein und hatte die depressive Ader von ihrem Vater geerbt. Wenigstens hatte das Ganze den Vorteil, dass mich solche Situationen nicht mehr unvorbereitet trafen.
„Sorry, mehr kann ich echt nicht sagen“, wiederholte Marie. Sie wirkte verletzlich heute, ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen, wenn ich mir sicher gewesen wäre, dass sie mich nicht verarschte. Wie schafften es Frauen nur, dass wir uns immer wie die letzten Idioten fühlten, selbst dann, wenn eigentlich sie für die Enttäuschungen sorgten?
Sie stand auf und nahm erneut ihre Jacke, diesmal hielt ich sie nicht auf.
„Ich muss los.“
„Ja, ich auch“, sagte ich, obwohl zu Hause höchstens der Fernseher auf mich wartete.
Ich trank aus und zahlte an der Kasse. Draußen em pfing uns Schneeregen, ich klappte den Kragen hoch und begleitete Marie zur Straßenbahn. Wir verloren kein Wort mehr über die Sache, aber mir gefiel, dass sie sich bei mir unterhakte. Als wir bei der Haltestelle ankamen, war ich schon fast wieder mit der Welt versöhnt. Umso mehr, weil sie mich zum Abschied küsste.
„Ich meld mich“, sagte sie nur, und die Sanftheit in ihrer Stimme ließ kleine Glöckchen klingeln.
Später dann, als ich auf meinen Bus wartete, erinnerte ich mich daran, dass mir ein Mädchen wegen dieses kleinen Satzes „Ich meld mich“ in der Vergangenheit schon mal an den Kopf geworfen hatte, es bedeute bei Männern ja doch nichts anderes als „Mach’s gut und auf Nimmerwiedersehen“. Wenn Frauen im Allgemeinen tatsächlich so dachten, was hatte dann Marie damit gemeint?
18
Freitags lag ich mit Grippe im Bett. Mir tat jeder Knochen weh, ich hatte Schnupfen, meine Stimme klang wie die von Lee Marvin, und alles, was meinem Chef dazu einfiel, war: „Gehen Sie bloß zum Arzt, bevor Sie hier noch jemanden anstecken!“
Ich war seit Jahren nicht mehr beim Arzt gewesen, wenn man mal von den Routineunters uchungen absah, die irgendwelche Amts- und Firmenärzte bei Antritt jeder neuen Stelle durchführten. Die gelben Seiten wiesen gut fünfzig Allgemeinmediziner aus, ich suchte mir einen aus, dessen Name nicht allzu brutal klang und der sich nicht weit weg niedergelassen hatte. Das Mädchen am Telefon sagte, ich könne gleich vorbeikommen, der Doktor habe heute früh nur wenige Termine.
„Soll ich mitkommen und Händchen halten?“, fragte Christian, der seine Bonusmeilen für einen Kurzbesuch in Deutschland nutzte. Er hatte es bei seinen Eltern nicht ausgehalten und keine Lust, seine Wohnung herzurichten, daher wohnte er wieder für ein paar Tage bei mir. Bis auf die Ringe unter den Augen war er in
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