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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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reden. Sie ein bisschen reizen, was von sich zu erzählen, was weiß ich, etwas aus ihrer Jugend oder wie ihre Eltern so sind, wohin sie gerne mal verreisen würde-“
    „Kanada.“
    „So was halt. Es muss gar nichts so Außergewöhnliches sein, aber es würde ihr zeigen, dass du langfristig denkst, was sie betrifft.“
    „ Und warum?“
    „Kein Mensch würde nach solchen Details fragen, wenn er es nur auf ne Bettgeschichte abgesehen hat. Genau das aber signalisierst du unter Umständen, wenn du nicht danach fragst. Armin zum Beispiel hat mir damals schon bei der ersten Verabredung Löcher in den Bauch gefragt.“
    „A propos, rückst du endlich damit raus, was am Sam stag zwischen euch geschehen ist?“
    „Nichts. Wir haben geredet.“
    „Bis Sonntag früh?“, fragte ich.
    „Ja.“
    „Komm schon, erzähl mir ein bisschen was!“
    „Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Wir haben uns mal ausführlich ausgesprochen und uns Geda nken darüber gemacht, ob und wie es mit uns weitergehen kann.“
    „Und? Mit welchem Ergebnis?“
    Sie druckste ein wenig herum, ehe sie mir antwortete. „Vielleicht probieren wir’s nochmal miteinander.“
    Das hatte ich befürchtet. Mir lag eine Tonne von A rgumenten auf der Zunge, weswegen genau das der falsche Schritt war, aber sie kannte meine Meinung zu dem Thema bereits.
    „Wir treffen uns morgen nochmal“, sagte sie, „wah rscheinlich ziehe ich demnächst wieder zu ihm.“
    „Versucht es doch erstmal so“, schlug ich vor, ohne recht zu wissen, wieso. Ich hatte mich einfach inzwischen an sie gewöhnt, wir kamen gut miteinander aus, ich mochte ihre Gegenwart. Sie war etwas mehr als nur irgendeine Freundin für mich. Es war schön, eine Frau um mich herum zu haben, der ich nichts vorzumachen brauchte, das verlieh unserem Zusammenleben eine gewisse Note.
    Mit Marie war das eine andere Geschichte, bei ihr musste man immer auf der Hut sein. So richtig locker war ich da nie wirklich, seit ich sie kannte, ging es auf und ab mit uns. Selbst die gelassenen Nachmittage im Bett bargen immer Zündstoff, das war, als schliefe man auf Nitroglycerin. Die kleinste Unachtsamkeit reichte aus, alles hochgehen zu lassen, ich möchte den sehen, der dabei ruhig bleibt.
    Carolin schüttelte den Kopf. „Ich hab’s mir lange überlegt. Entweder funktioniert es so oder gar nicht.“
    „Ich dachte, damit wärst du schon durch“, sagte ich.
    „Dachte ich auch, jedenfalls bis letzten Samstag.“
    „Wieso, was war denn da? Hat er dir nen Antrag gemacht oder so was?“
    „Nicht gleich übertreiben“, meinte sie. „Wir haben uns einfach gut unterhalten. Ich denke, es könnte klappen, ne bessere Gelegenheit kriegen wir nicht mehr.“
    „Tja.“
    Ich brachte es nicht fertig, ihr Glück zu wünschen. Nichts gegen Armin, aber er war einfach der falsche Blindgänger am falschen Platz. Es war mir nicht entgangen, dass Caro nicht mit sich zufrieden war. Solche Phasen machte sie von Zeit zu Zeit durch, so war sie nun mal. Ob Chris oder Armin, die Kerle hatten damit nichts zu tun, das war eine Sache, die sich nur zwischen ihr und ihrer Vorstellung von sich abspielte. Wenn man nicht auf sie aufpasste, verrannte sie sich gerne in Sackgassen, deren Wände sie selbst zuvor hochgemauert hatte.

 
    31
     
    Um es kurz zu machen, ich rief Marie schließlich an. Die ganze Woche über war ich um das Telefon geschlichen, ihre Nummer wählte sich schon fast von selbst, diesmal blieb ich am Hörer. Es war schön, ihre Stimme zu hören, der Gedanke daran hatte mich nervös gemacht.
    Nur der Anrufbeantworter war dran, wenigstens musste ich ihm keinen Schmu erzählen. Ich hörte mir die Ansage sieben oder acht Mal an, ohne ihr den Gefallen zu tun, eine Nachricht zu hinterlassen. Ich wusste, die Maschine verstand mich auch so.
    Hinterher war ich froh darüber, es versucht zu haben. Und sauer , denn ich wusste nun, dass sie ihr weiteres Leben nicht dem Telefon zu opfern gedachte. Sie fehlte mir, das ließ sich nicht leugnen. Sicher, Sonja hatte ich anfangs auch vermisst, aber das war etwas ganz anderes gewesen, die Trennung von ihr hatte bereits in der Luft gelegen und irgendwie im Nachhinein auch etwas Reinigendes an sich gehabt.
    Marie hingegen schien jetzt schon mehr Platz in meinem Leben einzunehmen, als Sonja es je vermocht hatte. Es gab genügend Gründe für die Annahme, dass das mit uns nicht gut gehen würde, aber keiner von ihnen schreckte mich wirklich ab. Umgekehrt verspürte ich bei Marie eine Art

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