Liebe ohne Schuld
Er beschimpfte sie voller Verachtung, weil niemand Interesse an ihr hätte. Er hatte die Männer sogar betrunken gemacht, aber sie hätten trotzdem nicht gewollt. Sie sei nichts weiter als eine wertlose Schlampe.
Am liebsten hätte sie zurückgebrüllt, daß sie froh darüber sei, doch sie schmeckte nur das Salz ihrer Tränen. In diesem Augenblick schleuderte Paisley die Reitpeitsche zu Boden und öffnete seine Hose. Angstvoll starrte sie wie gebannt auf sein erregtes Glied. Als er sich dann über sie beugte und sie seine Hände auf ihrem Körper spürte, entrang sich ihr ein durchdringender Schrei.
Doch es war nicht Paisley, der in ihren Körper eindrang. Es war Burke Drummond.
Entsetzt fuhr Arielle hoch und rieb sich unwillkürlich ihre Gelenke.
Glücklicherweise war alles nur ein Traum gewesen, beruhigte sie sich, doch offenbar erstreckte sich ihre Furcht vor allem Männlichen auch auf Burke Drummond. Er hatte sich in ihrem Traum genauso ekelhaft und abstoßend brutal verhalten wie Paisley Cochrane.
Sie kroch unter die Decken, um sich zu wärmen, doch ihre Zähne klapperten unvermindert, und sie fragte sich, ob sie jemals in ihrem Leben wieder warm werden würde.
»Sie kann Sie leider nicht empfangen, Mylord.«
Burke betrachtete die verschlagenen Gesichtszüge des alten Butlers und wußte, daß er ihn nur bestechen müßte, um die gewünschten Auskünfte zu erhalten. Weshalb wollte Arielle ihn nicht sehen? »Sagen Sie ihr, daß der Earl of Ravensworth sie sprechen möchte!«
»Das weiß sie, Mylord. Trotzdem soll ich sie entschuldigen.« Geflissentlich entfernte Philfer ein Stäubchen von seiner schwarzen Jacke. »Möglich wäre es schon, daß sie gar nicht so unpäßlich ist, wie es den Anschein hat.«
Dieser elende Kerl ist doch tatsächlich bestechlich! dachte Burke empört. »Richten Sie ihr meine besten Wünsche aus! Ich werde morgen wiederkommen«, sagte er unbeeindruckt.
»Selbstverständlich, Mylord.«
Burke wußte sehr genau, daß sie nicht krank war und ihn nur einfach nicht sehen wollte. Doch weshalb? Wirkte er etwa abstoßend auf sie, oder hatte sie Angst vor ihm? Konnte es sein, daß sie tatsächlich noch um ihren verstorbenen Mann trauerte? Nachdenklich ging er zum Stall hinüber, wo er Joshua mit Ashes zurückgelassen hatte. Joshua war vom Offiziersburschen zum Diener avanciert und hatte ihm heute seine Begleitung angeboten. Als Burke um die Ecke bog, sah er, daß Joshua sich mit einem drahtigen, kleinen Mann unterhielt, der einen sehr robusten, kräftigen Eindruck machte.
»Mylord, ich möchte Ihnen Geordie vorstellen. Er ist Lady Rendels Stallmeister.«
Burke war ein wenig irritiert, doch er nickte höflich. »Hallo, Geordie!«
»Mylord!« grüßte dieser und musterte Burke von Kopf bis Fuß, was dieser fast amüsiert über sich ergehen ließ.
»Wir werden morgen noch einmal wiederkommen, Joshua«, bemerkte Burke an Joshua gewandt, ohne Geordie zu beachten.
»In Ordnung«, meinte Geordie. »Dann bis morgen, Mylord! Joshua!«
»Was hatte das alles zu bedeuten?« fragte Burke, während sie die schmale Zufahrt entlangritten.
Joshua beugte sich nach vorn und kraulte sein Pferd hinter den Ohren. »Nun, Major Lord, ich bin mitgekommen, weil ich wissen wollte, was aus dem hübschen, kleinen Mädchen geworden ist. Geordie hat mich genauestens nach Ihnen und Ihren Absichten gegenüber seiner Herrin ausgefragt.«
Burke wandte sich Joshua zu, während seine Faust die Zügel umklammerte. »Joshua! Wissen Sie eigentlich, wie …« Er brach ab und suchte nach Möglichkeiten, seinen Zorn in Worte zu fassen, ohne seinen langjährigen Kameraden und Freund zu beleidigen.
»Nur zu, Major Lord! Genau das würde ich auch sagen!«
»Aber du magst doch keine Frauen!«
»Das stimmt, aber diese Kleine, dieses Wesen ohne Falsch, war schon immer etwas Besonderes.«
»Sie meinen das ernst, nehme ich an?«
»Ja. Sie hat mir schon immer gefallen, obwohl ich sonst das weibliche Geschlecht nicht besonders schätze. Geordie würde für das Mädchen, wie er sie nennt, durchs Feuer gehen. Nachdem ihr Mann gestorben war, hat sie alle Bediensteten entlassen, die ihm treu ergeben waren. Als Geordie gehört hat, wie einer von ihnen über Lady Rendel geschimpft und sie in den Schmutz gezogen hat, war er so wütend, daß er auf der Stelle zu ihr hingegangen ist. Sie hat ihn eingestellt, und seitdem beschützt er sie, wenn Sie so wollen.«
»Und das haben Sie alles in so kurzer Zeit erfahren? Der seltsame Butler
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