Liebe ohne Schuld
wird.«
»Aber ihr habt doch geschrieben, daß ich euch in Boston besuchen soll! Beinahe wäre ich hingefahren.«
»Diesen Brief habe ich vor Monaten geschrieben!« wunderte sich Nesta. »Hast du ihn etwa jetzt erst bekommen?«
»Ja.«
»Als wir längere Zeit keine Antwort bekamen und ich dann auch noch entdeckte, daß ich schwanger bin, haben wir uns zur Rückkehr entschlossen.«
»Woher wußten Sie, wo sich Arielle aufhielt?« wollte Burke wissen.
»Wir haben in Leslie Farm nachgefragt«, erklärte Alec. »Goddis war allerdings in keinem guten Zustand. Er hatte eine gebrochene Nase und eine bandagierte Hand.« Nachdenklich fuhr er schließlich fort: »Gar zu gern hätte ich gewußt, woher seine Verletzungen stammten, doch er hat mich nicht aufgeklärt. Irgendwie war er noch rüpelhafter, als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte.«
Arielle kicherte, was Alex und Nesta ein wenig irritierte, doch bevor sie noch fragen konnten, lud Burke die beiden ein, so lange in seinem Haus zu bleiben, wie sie nur wollten.
Freudig stimmte der Baron zu. »Herzlichen Dank! Nesta ist ziemlich erschöpft und sollte sich wirklich ausruhen, bevor wir zu meinem Besitz in Northumberland Weiterreisen.«
»Dann werde ich jetzt meine Schwester nach oben, in ihr Zimmer bringen«, sagte Arielle. »Du, mein lieber Schwager, kannst dich inzwischen mit unseren anderen Gästen unterhalten.«
»Knight Winthrop kennen Sie doch sicher? Und Percy Kingstone?«
»O ja. Das wird ja ein ganz besonderes Wiedersehen. Ruhe dich nur aus, mein Schatz!« Dabei tätschelte er Nesta die Wange.
Arielle führte Nesta in das große, luftige Schlafzimmer, das ihrem gegenüber lag.
»Es ist zauberhaft, Arielle! Irgendwie kann ich immer noch nicht ganz glauben, daß du mit dem Earl of Ravensworth verheiratet bist! Ich war damals, bevor Alec auftauchte, unsterblich in ihn verliebt und viele Mädchen aus der Nachbarschaft ebenfalls.«
Arielle umarmte sie. »Ich freue mich so, daß du da bist. Doch bevor wir lange erzählen und du keine Ruhe bekommst, will ich lieber ein Mädchen rufen, die dir beim Auskleiden helfen kann.«
Etwa eine Stunde später verließ Arielle ihre schlafende Schwester. Ihr Gesicht wirkte irgendwie bedrückt, dachte Burke, als er sie auf der Treppe traf. »Stimmt etwas nicht?« fragte er.
Überrascht sah Arielle auf. »Oh, Burke! Ja, ich mache mir Sorgen um Nesta. Sie sah so blaß aus. Meinst du nicht, daß wir vorsichtshalber Doktor Brody rufen sollten?«
»Wir werden die Entscheidung Alec überlassen.«
»Aber
er
ist doch nicht schwanger!«
»Aber er ist ihr Ehemann.«
»Irgendwie kommt es doch immer wieder auf dasselbe heraus.«
Burke überhörte die Bemerkung. »Hat Nesta noch etwas von Evan Goddis erzählt?«
»Man hat ihnen in East Grinstead erzählt, daß Rendel Hall zum Verkauf steht, und deshalb haben sie sich an ihn gewandt. Evan muß sich sehr abfällig über uns beide geäußert haben. Außerdem hat Nesta noch einen weiteren Mann erwähnt, der offenbar dort wohnt. Wahrscheinlich Etienne DuPons.«
»Das ist ja interessant«, bemerkte Burke. »Alec feiert mit Knight Wiedersehen, und Lannie und Percy haben sich verdrückt.«
Arielle lachte.
Welch wunderschöner Laut, dachte Burke. Dann beugte er sich hinunter, umfaßte Arielles Schultern und küßte sie sanft auf den Mund.
Nachdem er sie losgelassen hatte und sanft über ihre Wange streichelte, sagte Arielle ganz unvermittelt: »Weißt du eigentlich, daß ich Alec Carrick für den bestaussehendsten Mann gehalten habe, bis ich dann dich getroffen habe?«
»Ist das wahr? Dann hattest du ja schon damals einen ausgezeichneten Geschmack!« Dann legte er ihr den Arm um die Schultern. »Komm, laß uns nach unten gehen! Oder möchtest du dich lieber hinlegen?«
»Nein, ich fühle mich ganz ausgezeichnet.«
Arielle dirigierte Burke zu dem kleinen Raum, in dem sie Knight am Vormittag getroffen hatte und fragte wie zufällig: »Ich mag dieses Zimmer zu gern, Burke, und würde es gern für mich beanspruchen. Darf ich?«
Doch sie konnte Burke nicht täuschen. »Ich weiß nicht recht«, meinte er gedehnt, während er um sich blickte. »Ich sollte es eigentlich mit Beschlag belegen, denn es ist luftig und hat eine herrliche Aussicht. Eigentlich habe ich ja nur die Bibliothek und mein Arbeitszimmer.«
Als Arielle schon nickten wollte, erinnerte sie sich an Knights Worte, doch sie brachte nur ein vorsichtiges »Meinst du, daß du deine Meinung noch ändern kannst?«
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