Liebe ohne Schuld
betrachtete, die Virgie ihm als Geschenk präsentiert hatte, staunte er ein wenig, doch er sagte nichts. »Ich kann beschwören«, flüsterte er Arielle zu, »daß sie vor kurzem noch mit Kanonen auf mich geschossen haben!«
»Nun«, meinte Arielle, »jetzt sind sie eben einen Schritt weiter.«
»Wahrscheinlich verstehst du davon mehr als ich. Sieh nur, wie man diese Puppe geschminkt hat! Falls du dich einmal so anmalen solltest, werde ich dir auf der Stelle davonlaufen!«
»Wie wirst du sie nennen, Onkel Burke?«
Er legte seine Stirn in Falten und sagte schließlich: »Was hältst du denn von ›Wellington‹?«
»Aber Onkel Burke!«
»Und wie ist es mit ›Josephine‹?«
Strahlend nickte Virgie. »Das gefällt mir.« Dann druckste sie einen Augenblick herum und fragte schließlich: »Onkel Burke, darf Josephine hier bei mir bleiben? Du kannst ja immer zum Spielen zu uns kommen, ja?«
»Was meinst du dazu, Arielle?«
Nachdenklich meinte Arielle: »Nun, ich kann mir Josephine auch sehr hübsch auf deinen Kissen vorstellen.«
Burke strich Virgie durch die Haare. »Ich glaube, daß es ihr bei dir viel besser gefallen wird.« Mit diesen Worten legte er ihr die Puppe in die Arme. »Und jetzt«, fuhr er fort, wobei er sich auch an Poppet wandte, »müßt ihr aber endlich mein Geschenk aufmachen!«
»Was ist drin?« schallte es im Chor.
»Ich weiß es nicht, aber wenn ich mir diese Puppenver sammlung ansehe, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob es euch überhaupt noch interessiert.«
»Aber Onkel Burke!«
Er kniete sich hin und half den Mädchen beim Öffnen der großen Schachtel, die bis zum Rand mit Soldaten in verschiedenen Uniformen, Kanonen und Pferden angefüllt war.
Sprachlos starrte Virgie auf das Geschenk. »Wir sind doch keine Jungen, Onkel Burke! Oh! Laß mich die Kanone anschauen, Poppet! Sei vorsichtig, du dummes Mädchen! Du machst noch etwas kaputt.«
Voller Eifer kramten die Mädchen alles heraus und betrachteten es ausführlich. Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis die englische Armee – kommandiert von Virgie, Poppet und Arielle – die Franzosen vernichtend geschlagen hatte. Burke stieß seine Kanonen um und sank stöhnend zu Boden, wobei er Arme und Beine von sich streckte.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Lannie dazu sagen wird«, meinte Burke, während sie später zusammen nach unten gingen.
»Vielleicht bekommen die Mädchen auf diese Weise einen Eindruck davon, was Krieg bedeutet.«
»Das bezweifle ich«, entgegnete Burke. »Aber wenigstens können sie alle ihre kleinen Freunde beeindrucken.«
Arielle kicherte, und Burke spürte, wie ihn ein warmes Gefühl der Freude durchströmte. »Habe ich dir heute eigentlich schon gesagt, daß du mir gefällst?«
»Ich weiß nicht …«
»Dann tue ich es eben jetzt. Nun wird es aber Zeit, daß wir uns wieder unseren Gästen widmen. Gleich gibt es Tee.«
Mitten auf der Treppe blieb Arielle stehen. »Ich habe mich heute morgen einige Minuten mit Knight unterhalten. Hat er dir das erzählt?«
»Ja und er hat gesagt, daß du die schönste und hübscheste …«
Aus Spaß schlug sie nach seinem Arm, doch sofort zuckte sie zurück und erbleichte.
»Mein Arm ist noch ganz«, scherzte Burke. »Aber es stimmt. Knight hat es wirklich gesagt!«
Sie versuchte ein Lächeln. »Ach, das sagst du doch nur so!«
»Aber nein.« Die Unterhaltung mit Knight hatte ihn allerdings bewogen, nach Arielle zu suchen, doch durch den Zwischenfall mit Evan Goddis war alles in den Hintergrund getreten.
Als Arielle und Burke den Wohnraum betraten, fanden sie Lord Carver und Lannie in trauter Zweisamkeit vor, während Knight sich gänzlich selbst überlassen war und die beiden mit einer Mischung aus Spott und Sarkasmus betrachtete.
»Gut, daß Sie endlich kommen!« begrüßte er die Eintre tenden. »Jetzt kann ich mich doch endlich wieder mit normalen Menschen unterhalten.«
»Sie sind ja nur eifersüchtig, Knight!« rief Percy.
»Ein Körnchen Wahrheit ist dabei«, gestand Knight ein, »doch jetzt ist Schluß! Unsere Gastgeberin wird jetzt den Tee einschenken.«
Burke beobachtete Arielle und bemerkte, daß ihr diese Pflicht offenbar nicht sehr geläufig war. Hatte Cochrane sie etwa von aller Welt ferngehalten? Das sähe diesem Monster ähnlich! Er dachte an den frischen Streifen auf dem Rücken und fühlte wieder die alte Wut in sich aufsteigen.
»Burke! Sie träumen ja mit offenen Augen!«
»Ich habe nur nachgedacht.«
»Und worüber, wenn ich
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