Liebe ohne Schuld
heraus.
»Weshalb sollte ich das tun? Es ist mein Haus, und du kannst mir nicht dreinreden. Ich möchte diesen Raum ganz für mich allein.«
»… aber das ist nicht fair!«
»Ist es etwa nicht mein Haus?«
»Aber es ist auch meines, oder nicht?«
»Und du bist wohl die Hausherrin?«
Arielle nagte an ihrer Unterlippe. »Nun ja – doch, eigentlich bin ich das schon.«
»Na los, Arielle, deutlicher!«
Sie reckte ihr Kinn empor. »Ich bin hier die Herrin, und Haushalt und Dienerschaft unterstehen meiner Verantwortung. Ich liebe diesen Raum über alles und möchte ihn benutzen! Du hast schließlich schon die anderen beiden.« Als sie sah, wie er die Stirn runzelte, fügte sie noch rasch hinzu: »Falls es dir nicht allzu viel ausmacht.«
Er beugte sich hinunter und drückte ihr rasch einen Kuß auf die Lippen. »Natürlich macht es mir nichts aus, du Dummerchen! Und selbst wenn es so wäre, würde es nichts ändern. Du kannst mich aus jedem Raum verdrängen.«
Sie konnte ihn nur sprachlos anstarren. Hatte er das etwa in der Absicht getan, sie zu einer Forderung zu bewegen?
»Keine Angst, ich werde bestimmt nicht verzweifeln«, beruhigte Burke sie lächelnd. »Aber jetzt möchte ich mit dir Spazierengehen, und vielleicht kann ich dich sogar zu einem Kuß unter dem Magnolienbaum überreden!«
Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu und senkte dann rasch die Augen. »Ich muß darüber nachdenken«, verkündete sie mit leisem Spott.
Burke hätte am liebsten gejubelt oder gesungen, doch statt dessen nahm er nur still lächelnd einen schüchternen Kuß unter dem Magnolienbaum entgegen.
»Miß Nesta ist völlig unverändert«, bemerkte Dorcas, während sie Arielle in ihr Abendkleid half. »Wenn nicht sogar schlimmer.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich glaube nicht, daß sie mit diesem Mann glücklich ist.«
»Mit Baron Sherard? Weshalb denn nicht?«
Dorcas zuckte nur die Achseln und wollte sich nicht äußern.
»Setzen Sie sich!« sagte sie dann und bemerkte ganz beiläufig, während sie Arielles Haar zu einer Krone flocht: »Ich habe Ihre Jacke und die Bluse gesehen – also hat er es doch getan!«
Arielle sah ihre Kammerzofe im Spiegel an.
»Ich wußte doch, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde! Er hat versucht, sie zu zwingen, doch Sie haben ihm widerstanden. Sie haben einmal gesagt, daß wir das Haus verlassen werden, sobald er es tut, doch wohin sollen wir gehen? Ihre Schwester ist nicht mehr in Boston, und Geld haben wir auch nicht, oder?«
»Burke hat mich nicht berührt, Dorcas. Es war Evan. Er hat mich am Bunberry Lake überrascht, und Burke hat mich gerettet.«
Doch Dorcas lachte nur verächtlich. »Er wird es schon noch tun. Warten Sie nur ab!«
Doch plötzlich wußte Arielle bestimmt, daß er es nicht tun würde. Sie hätte nicht sagen können, woher diese plötzliche Sicherheit kam, doch sie spürte sie ganz eindeutig.
Als Dorcas zum Abschluß Arielles Gesicht mit Puder bestäubte, trat Burke mit einer flachen Schachtel ins Zimmer. »Das haben Sie sehr schön gemacht«, lobte er Dorcas. »Doch jetzt lassen Sie uns bitte allein!«
»Ich werde mich inzwischen um Miß Nesta kümmern.« Mit diesen Worten verließ sie den Raum.
Arielle hatte die Samtschatulle sehr wohl bemerkt, doch sie versuchte, ihre Erregung nicht zu zeigen.
»Das gehört dir. Es hat zuletzt meiner Mutter gehört, die es von ihrer Mutter geerbt hat. Falls es dir nicht gefällt, können wir es gern umändern lassen.« Dann sah er zu, wie sie langsam die Schachtel öffnete und ungläubig auf die Diamanten und Saphire starrte.
»O, wie wunderschön! Noch nie habe ich etwas so Herrliches gesehen! Oh, Burke, nein – ich kann es nicht annehmen. Stell dir nur vor, ich verlöre …« Rasch klappte sie die Schachtel zu und reichte sie ihm zurück.
»Dann werden wir es einfach ersetzen.« Mit diesen Worten legte er ihr die Kette um den Hals, daß sie ihn nur noch wortlos im Spiegel ansehen konnte. »Die Saphire leuchten zwar zauberhaft, doch deine Augen strahlen noch heller!«
Zärtlich umfaßte er ihre Schultern, doch sie konnte die Augen nicht mehr von dem Halsband wenden. Wieder dachte sie an Paisley und sein Armband. Mit Sicherheit hatte er von dem defekten Verschluß gewußt und nur darauf gewartet, daß etwas geschehen würde, weswegen er ihr Vorhaltungen machen konnte. Doch so war Burke nicht. »Ich danke dir, Burke!« Dabei legte sie ihm die Hand auf den Arm und überlegte im stillen, was wohl sein Preis
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