Liebe ohne Skrupel
Gerüchte machen wirklich schnell die Runde. Das habe ich vor weniger als einer Stunde gesagt. Wollt Ihr etwa andeuten, Sir Gareth könnte mich ermorden, wenn ich mich weigere, das Bett mit ihm zu teilen?«
»Er ist der Höllenhund von Wyckmere.« Beatrice packte Clare am Handgelenk. »Er ist gefährlich, Lady Clare. Ihr dürft es nicht riskieren, Euch seinen Zorn zuzuziehen, indem Ihr ihm seine Rechte als Ehemann verweigert. Fordert ihn nicht in Eurer Hochzeitsnacht heraus.«
»Aber Beatrice -« Aus den Augenwinkeln sah Clare, daß Gareth sein Pferd zum Stehen brachte und lässig abstieg.
»Wenn Ihr ihn herausfordert, wird er sein Schwert ziehen.« Beatrice sah sie mit grimmiger Miene an. »Ich habe es in einer Vision gesehen. In Eurem Schlafzimmer wird Blut fließen. Ich fürchte, Euer Blut, Mylady. Ich rate Euch also, Eure Pflicht als Ehefrau zu erfüllen und dann das Hühnerblut zu benutzen.«
Gareth kam hinüber zu dem Fenster, an dem Clare stand. »Darf ich mich vielleicht an der Unterhaltung beteiligen?«
»Das wäre wohl nicht besonders interessant für Euch, Sir.« Clare setzte ein entschlossenes Lächeln auf. »Beatrice hat mir nur ein paar gute Ratschläge für die Ehe gegeben.«
»Ich an Eurer Stelle würde derartigen Ratschlägen, die von einer Einsiedlerin kommen, keine besondere Bedeutung beimessen. Sie hat ja wohl gezwungenermaßen keine allzu große Ahnung vom Thema Ehe.«
»Beatrice hat lediglich versucht, mir behilflich zu sein, Sir.«
»Auch wenn es sinnlos ist«, murmelte Beatrice. »Es ist heutzutage sinnlos, jungen Bräuten irgendwelche Ratschläge zu erteilen. Sie hören ja doch nicht zu.«
»Das ist in diesem Fall auch besser.« Gareth wandte den Blick nicht von Clare. »Ich ziehe es vor, meine Braut selbst zu unterweisen.«
Beatrice sah ihn alarmiert an. »Ich bitte Euch, Höllenhund von Wyckmere, zeigt Euch in der Hochzeitsnacht Eurer Lady gegenüber gnädig. Sie hatte keine Mutter, die sie hätte führen können, und ihr Vater - Gott sei seiner Seele gnädig - hat sie nicht so beschützt, wie er es hätte tun sollen. Was auch immer passiert ist, bedenkt, daß es nicht ihre Schuld war.«
»Beatrice, bitte«, zischte Clare erschöpft. »Ihr habt mir für heute wirklich genug gute Ratschläge erteilt.«
»Blut und Tod«, flüsterte Beatrice, während sie sich in den
Schatten ihrer Zelle zurückzog. »Es wird Blut fließen und es wird einen Toten geben. Ich habe den Geist gesehen.«
Gareth warf Clare einen interessierten Blick zu. »Es wird ja immer interessanter. Ist mein jüngster Rivale ein Geist?«
Cläre sah ihn böse an. »Macht Euch nicht lächerlich. Beatrice hat eine äußerst lebhafte Phantasie. Was macht Ihr überhaupt hier, Sir? Ich dachte, Ihr würdet die Abreise von Nicholas und seinen Männern überwachen.«
»Darum kümmert sich Ulrich. Ich habe Euch gesucht.«
»Warum?«
»Ich möchte Euch bitten, mich bei der Besichtigung der Ländereien zu begleiten.«
»Oh.« Clare fiel keine Entschuldigung ein, mit der sie ihm diese Bitte hätte abschlagen können. Schließlich war durchaus einzusehen, daß er sich seinen zukünftigen Besitz ansehen wollte. »Aber ich muß so schnell wie möglich zurück auf die Burg. Es ist noch eine Menge zu tun bis morgen.«
»Ulrich und Euer Hofmarschall haben dort alles bestens im Griff, und wie ich sehe, ist Eure Freundin Joanna ebenfalls beschäftigt«, sagte Gareth. »Also kommt.« Er nahm Clare am Arm und führte sie zu ihrem Pferd. »Ich kann es kaum erwarten, Desire kennenzulernen.«
Während des fünfzehnminütigen Ritts zu dem Hügel, von dem aus man das Dorf überblicken konnte, sprachen sie kein Wort. Clare warf mehrere verstohlene Blicke zu Gareth hinüber, der mit ruhigem, ausdruckslosem Gesicht neben ihr herritt. Sie versuchte, seine Stimmung zu ergründen, und schließlich kam sie zu dem Schluß, daß er nicht böse auf sie war.
Sie wußte nicht, ob sie verärgert oder beeindruckt sein sollte. Nie zuvor war sie einem Mann begegnet, der über eine derart unerschütterliche Selbstbeherrschung verfügte.
»Erzählt mir, wie Ihr Eure Parfüms und Cremes herstellt.« Gareth brachte seinen Wallach zum Stehen und ließ seinen Blick über die Felder voller Frühlingsblumen streifen.
»Seid Ihr sicher, daß Ihr das in allen Einzelheiten wissen wollt, Sir? Wahrscheinlich werdet Ihr das langweilig finden.«
Gareth sah immer noch auf das wogende Meer von Blumen und Kräutern, mit denen die sanften Hügel und Täler von
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