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Liebe, Sex und andere Katastrophen

Liebe, Sex und andere Katastrophen

Titel: Liebe, Sex und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Falkenberg
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Ich war zu früh an der verabredeten Kneipe und schlenderte noch ein wenig durch die Straße. Ich sah ihn schon von weitem. Auch er schien zu früh gewesen zu sein und hatte offensichtlich die gleiche Zeitvertreibungsidee. Ich erkannte ihn sofort. Und das einzige, was ich dachte, war ein einziges Wort: Scheiße. Er war unverkennbar schwul. Er sah aus, als wäre er gerade erst siebzehn geworden und bewegte sich wie eine tänzelnde Gazelle. Ich fragte mich, was er von mir wolle, und warum er sich denn nicht einfach selbst erlaubt, schwul sein zu dürfen. Er hatte es schließlich auf der Stirn stehen. Ganz fett und in Riesenlettern. Brauchte er mich als Alibi-Freundin, wollte er mich heiraten, damit er an sein Erbe kommt? Ich war ratlos. Wir begrüßten uns, und ich überspielte meine Resignation und Verwunderung. Er war sehr nett, gar keine Frage, und er bemühte sich sehr, mir zu gefallen. Aber in allem was er tat, wirkte er wie ein kleiner schwuler Junge aus einer zusammengecasteten Boyband. Ich habe natürlich nichts gegen schwule Männer, außer dass sie eben nicht als potentielle Partner in Frage kommen. Ein Kontaktanbahnungsdate mit einem offensichtlich auf Männer stehenden Typen ist aber eben leider Zeitverschwendung. Nummer siebzehn und ich plauderten, und ich saugte völlig verkrampft mein Repertoire an Gesprächsthemen aus. Verstohlen schaute ich immer wieder auf die Uhr, die Zeit wollte einfach nicht vorbei gehen. Dann erzählte Nummer siebzehn auch noch, dass er immer wieder mit dem Klischee zu kämpfen habe, dass Musicaldarsteller grundsätzlich für schwul gehalten werden. Als er das sagte, verschluckte ich mich an meiner Apfelschorle, an der ich schon die ganze Zeit gelangweilt nuckelte. Ich tat überrascht, machte einen auf verständnisvolles „Ach ehrlich? Das ist aber wirklich blöde, ja, das kann ich mir vorstellen, dass dich das nervt.“ und hätte ihn aber am liebsten persönlich ins nächste Schwulencafé geschleppt. Da hätte er mit Sicherheit deutlich mehr Spaß gehabt als mit mir. Nach anderthalb zähen Stunden schob ich meine Müdigkeit vor, um einen Weg aus dieser Dating-Misere zu finden. Er verabschiedete sich mit einem breiten Lächeln, einem Leuchten in den Augen und einem „Es war ein sehr schöner Abend, hoffentlich bis bald!“. Zum Glück machte er keine Anstalten, mich küssen zu wollen. „Jaja, bis bald, ganz bestimmt“, log ich, und atmete auf, als ich ihn endlich los war.
    Schon am nächsten Morgen hatte ich wieder eine „Hallo-Wuffelknuffelinchen-Mail“ in meinem Postfach. Oh Gott. Ich antwortete nicht. Erst als er mir zum wiederholten Male schrieb und mich fragte, warum ich mich denn nicht mehr meldete, es sei doch so schön gewesen mit uns, erbarmte ich mich und antwortete ihm. Ich schrieb ihm, dass es mir sehr leid tue, ich ihn sehr nett fände, aber bei mir keinerlei Funke übergesprungen sei. Er antwortete postwendend und schrieb, bei ihm sei total der Funke übergesprungen, und er sei nun sehr traurig. Ich saugte mir noch irgendwas aus den Fingern und antwortete darauf, dann war Funkstille. Schlau wurde ich aus dem Kerl und seiner Nicht-Schwul-Show jedenfalls überhaupt nicht.
     

Single-Sein ist immer noch Kacke: Blind Date mit Möchtegernmacho
    Trotz dieser äußerst merkwürdigen Erfahrung mit dem Online-Dating gab ich mich noch nicht geschlagen. Ich hatte noch einen Kandidaten inpetto. Nummer achtzehn. Nummer achtzehn fischte ich zufällig aus den vorgeschlagenen Profilen heraus, und sein Profil bestach durch herrlich knappe und pointiert ironische Beschreibung seiner selbst. Es klang nach Sarkasmus und trockenem Humor. Wunderbar, gefiel mir gut. Er schrieb mich an, und seine Mail bestand aus simplen und auf den Punkt gebrachten genau zwei Wörtern: „Ficken? Gruß, F.“. Jede vernünftig tickende Frau würde auf der Stelle schreiend das Laptop zuklappen, aber ich musste grinsen. Geil, der Mann hat recht, was soll das ganze Rumgeschwurbel und Pseudoromancegelaber hier, letztlich geht es doch genau um eine Sache, die Ziel unserer aller Bemühungen in diesem virtuellen Dating-Kosmos war: Ficken. Warum das ganze dann nicht einfach beim Namen nennen? Der Mann hatte Recht, und seine reduce-to-the-max-Strategie überzeugte mich. Es klang nach coolem Macho-Arsch. Geil. Eigentlich genau das, was ich nicht mehr wollen sollte. Inkonsequenz war aber schon immer meine Stärke. Ich antwortete ihm also mit einem knappen „Wann? Wo? Gruß, M.“ Natürlich ließ sich der

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