Liebe, Sex und andere Katastrophen
jeder tat, was er wollte.
»Na gut«, gab sie schließlich nach, »warum nicht. Schlafen kann ich jetzt sowieso nicht.«
»Gute Entscheidung. Ich nämlich auch nicht.«
***
Erin wäre nie auf die Idee gekommen, ins Wrap House zu gehen, hätte sie den Laden eigenständig gefunden. Von außen machte das Gebäude nämlich den Eindruck, als hätte es eine Renovierung dringend nötig. Deswegen staunte sie nicht schlecht, als sie Liam ins Innere folgte.
Das Lokal war eingerichtet wie ein Western Saloon, angefangen von der Bar, hinter der zwei junge Frauen mit Cowboyhüten Getränke ausschenkten, bis zu den Bildern an den Wänden, auf denen Indianer, Pferde, Cowboys, Waffen, Pfeilbogen und Speere zu sehen waren, bis hin zu den Stühlen, Tischen und dem Piano in der hinteren Ecke. Sie konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, als sie Liam gegenüber Platz nahm. Die Bar war gut besucht, an den Tischen hingegen herrschte gähnende Leere. Was kein Wunder war um diese Zeit.
Eine Kellnerin, die Erin an das Indianermädchen Apanatschi in den Winnetou und Old Shatterhand Filmen erinnerte, die ihr Vater so gern sah, kam an den Tisch und reichte ihnen die Speisekarte.
Doch Liam winkte ab. »Wir wissen schon, was wir wollen. Die Apachen Wraps .«
Apanatschi brauste durch die schwingende Saloontür in die Küche hinaus.
»Du weißt also, was ich will?«, fragte Erin mit hochgezogenen Brauen.
»Nein, aber du wirst begeistert sein.«
»Okay. Was ist da für eine Füllung drin?«
»Verrat ich dir nicht. Vertrau mir einfach.«
»Dir? Vertrauen? Erstens kenne ich dich gar nicht und zweitens traue ich niemandem.«
Sein Blick wirkte belustigt, aber er sagte nichts, bis Apanatschi die Getränke brachte.
»Wieso bist du um diese Zeit noch auf? Und das an einem Dienstag?«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und nippte an ihrer Cola. »Weil ich nicht schlafen kann.«
»Verstehe. Kein Vertrauen, keine ausführliche Auskunft. Artiges Kind.«
»Hey, ich bin kein Kind.«
Er lächelte. »Okay, wenn du kein Kind mehr bist, wie alt bist du dann?«
»Sechzehn. Ende August werde ich siebzehn.« Die Erwähnung ihres Geburtstages löste überraschend Trauer in ihr aus. Befangen senkte sie den Blick. Bevor er nachhaken konnte, fragte sie: »Kommst du auch zu Heathers Geburtstagsparty?«
Er kniff die Augen zusammen und antwortete, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Keine Ahnung. Vielleicht. Das hängt davon ab.«
»Wovon?«
»Davon, ob ich eingeladen werde und ob du auch hingehst.«
Er versucht das Mädchen, auf das er steht, sofort ins Bett zu kriegen, ohne Rücksicht auf Verluste. Passt ihm nicht, was seine Auserwählte zu bieten hat, sprich, sind ihm ihre Möpse zu klein oder ihr Arsch zu fett, serviert er sie ab , schwirrten ihr Tessas Worte plötzlich im Kopf herum.
»Äh, ich weiß es noch nicht. Vielleicht. Hängt davon ab.«
»Wovon?«
»Ob ich Lust habe.«
»Verstehe. Und wann weißt du das?« Sie zuckte mit den Schultern und nippte an der Cola, um seinem Blick auszuweichen. Jedes Mal, wenn sie ihm direkt in die Augen sah, wurde sie von dieser seltsamen Reaktion heimgesucht. Als ob jemand in ihrem Magen sitzen und Radau schlagen würde.
Die Wraps kamen und unterbrachen die Unterhaltung zwangsläufig. Erin sog den herb-scharfen Duft der Speise ein und merkte, dass sie tatsächlich Hunger hatte. Und bereits nach dem ersten Bissen wusste sie, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, mit Liam hierherzukommen.
»Ich steh eigentlich nicht so auf Partys«, griff er nach einer Weile des Schweigens das Thema wieder auf.
Erin wischte sich den Mund mit der Serviette ab und nickte. »Ich hab gehört, dass das daran liegt, weil deine Exfreundin weggezogen ist.« Der Blick, den er ihr zuwarf, ließ sie abrupt verstummen.
»Wer hat dir so einen Mist erzählt? Ah, sag nichts, bestimmt deine neuen Freundinnen.«
»Äh, tut mir leid, ist mir so rausgerutscht.«
»Schon okay. Mir ist egal, was andere über mich reden.«
Sie aßen weiter, aber die Angelegenheit ließ ihr keine Ruhe.
»Und? Ist es wahr?«
»Nein«, gab er mit verkniffener Miene zurück, »ist es nicht. Lässt du dich eigentlich immer so leicht von anderen beeinflussen?«
»Äh, nein …«
»Okay. Ich kann es nämlich nicht ausstehen, wenn man sich Dinge von anderen einreden lässt, ohne der betreffenden Person eine Chance zur Rechtfertigung zu geben.«
Sie konzentrierte sich aufs Essen und mied seinen Blick, aus Angst, er könnte erkennen,
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