Liebe, Sex und andere Katastrophen
dass sie den Worten ihrer neu gewonnenen Freundinnen sehr wohl Glauben geschenkt hatte.
»Ich hab dir grade eine persönliche Frage beantwortet, Erin Young. Jetzt bist du dran.«
Entgeistert sah sie zu, wie er sein Besteck beiseitelegte und den leeren Teller an den Tischrand schob.
Sie wollte keine persönlichen Fragen beantworten.
»Wieso bist du um diese Zeit noch unterwegs und warum kümmert das niemanden?« Er sah sie an und wartete.
Sie würgte den letzten Bissen hinunter und spülte mit Cola nach, um Zeit zu gewinnen. »Das sind aber zwei Fragen.«
»Du weichst aus.« Sein Blick hielt sie fest.
»Tu ich nicht. Wenn ich zwei Fragen beantworten muss, musst du das auch.«
Er lehnte sich zurück und musterte sie mit verschränkten Armen. »Okay, schieß los. Frag mich.«
»Wieso bist du noch hier, um diese Zeit?«
»Weil ich an Schlafstörungen leide.«
»Das ist alles?«
»Was willst du hören? Dass ich meiner Ex nachtrauere?« Ihre Miene entlockte ihm ein Lächeln. »Ich fasse es nicht. Das hast du wirklich gedacht!«
»Nein«, widersprach sie beschämt.
»Doch, hast du. Und jetzt du.«
»Ich … leide auch an Schlafstörungen.«
»Gut, dann sind wir ja schon einen Schritt weiter.«
»Was soll das denn heißen?«
»Dass wir als Nächstes dazu übergehen, die Gründe für unsere Schlafstörungen zu erläutern.«
Abrupt stand sie auf. »Wir werden gar nichts erläutern, Liam Butler! Mein Leben geht dich absolut nichts an. Ich geh jetzt nach Hause. Danke für das Essen.« Dann eilte sie nach draußen, ohne ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen.
***
Ihr Vater war wieder vor dem Fernseher eingeschlafen. Sie hörte sein Schnarchen schon im Vorraum. Erin legte das Skateboard vorsichtig ab und schlich zum Sofa, um ihn zuzudecken. Dann schaltete sie den DVD-Player ab und löschte das Licht.
Später, als sie in ihrem Bett lag und den Nachthimmel durch das offene Fenster betrachtete, rief sie sich die vergangenen Stunden noch einmal in Erinnerung.
Es hatte Spaß gemacht, mit Liam Butler zu skaten und zu essen. Auch jetzt noch lief ihr ein prickelnder Schauder über den Rücken, wenn sie an sein Lächeln dachte.
Hör auf damit. Schlaf jetzt.
Schlafen. Wieso konnte er nicht schlafen? Was hatte ihn dazu getrieben, sich so spät noch im Skatepark aufzuhalten? Es interessierte sie brennend, aber sie würde ihn nicht mehr danach fragen. Zu groß war das Risiko, dass er auch von ihr Antworten forderte, und darauf konnte sie nicht eingehen.
***
»Chris sieht mich an. Stimmt’s? Er schaut zu mir her, oder?« Lucy geriet aus dem Häuschen. Ihre milchkaffeebraunen Wangen röteten sich, ihre Lider flatterten vor Aufregung. Erin folgte ihrem Blick und entdeckte einen Jungen in Schlabberhosen und weitem T-Shirt, der gerade einen Twisted Flip hinlegte.
»Ja klar, er blickt die ganze Zeit schon herüber«, antwortete Lyssa.
»O wow! Wenn er in zwei Minuten noch guckt, will er was von mir, wetten?«
»Na klar, das sieht doch jeder, dass er auf dich steht«, meinte Heather ernst.
»Hoffentlich kommt er zu mir und sagt etwas … bitte, bitte …«
»Warum sprichst du ihn nicht einfach an?«, erkundigte sich Erin und schoss ein paar Fotos von den Skatern.
Kurzes Schweigen folgte.
»Weil ich zu feige bin«, gab Lucy kleinlaut zu.
»Außerdem sollen Jungs den ersten Schritt tun«, bemerkte Heather spitz. »Wo kommen wir denn hin, wenn wir Mädchen das auch noch übernehmen müssen?«
»Wie gut, dass ich mir darüber jetzt noch keine Gedanken machen muss«, warf Tessa gelangweilt ein. Auf ihrem Schoß lag das Erdkundeheft. »Ich habe erst nach Schulschluss Zeit und Nerven für Jungs.«
Alle verdrehten die Augen.
»Hoffentlich kommt er zu deiner Party. Das wäre die Chance, um ihm näherzukommen«, meinte Lucy seufzend.
Heather nickte. »Ich habe Brandon gesagt, dass er ihn mitbringen soll.«
»Na hoffentlich hört er auf ihn.«
»Er geht in die Oberstufe, oder?«, fragte Lyssa kauend.
»Ja. Aber Brandon kennt ihn«, antwortete Lucy aufgeregt.
Lyssa setzte erneut zum Sprechen an, verstummte aber schlagartig. Erin drehte sich fragend zu ihr um und blickte geradewegs in Liam Butlers Augen. Sekundenlang fühlte es sich so an, als würde sie von einer riesigen Welle weggetragen.
Aufregend und beängstigend zugleich.
Liam sagte nichts, sah sie nur an. Zu ihrer Verwunderung errötete sie und spürte ein verdächtiges Prickeln im Bauch. Hilfe! Was war das?
»Bist du gestern gut
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