Liebe, Sex und andere Katastrophen
schon sehen. Die Menschen hier tun nichts lieber, als sich über andere das Maul zu zerreißen.«
Das unbehagliche Gefühl verstärkte sich. »Sprichst du etwa aus Erfahrung?«
Er umkreiste sie mit geschickten Bewegungen. »Bestimmt hast du heute schon ein paar Dinge über mich gehört. Dinge, die du wahrscheinlich auf Anhieb geglaubt hast.«
Ertappt senkte sie den Kopf.
»Na los, raus mit der Sprache. Was haben Heather und ihre Busenfreundinnen über mich gesagt?« Er blieb vor ihr stehen und hob abwartend die Brauen.
Irgendetwas an seiner Nähe machte Erin nervös. »Na ja, sie sagten, dass du ein Einzelgänger bist.« Alles andere verschwieg sie lieber.
»Ein Einzelgänger. So kann man es auch sehen.«
»Wieso?«
»Nicht wichtig. Warum hast du aufgehört?«
»Was? Womit?«
»Mit dem Skaten.« Sie sah ihn mit zusammengepressten Lippen an und zählte stumm bis fünf. Warum hatte sie bloß damit angefangen? »Ähm, so wie du werde ich nie fahren können«, umging sie die Antwort.
»Quatsch! Das ist nur Übungssache. Je mehr du dich dahinterklemmst, desto besser wirst du.«
Das war gerade noch einmal gut gegangen.
»Ehrlich gesagt will ich gar kein Profi werden, sondern nur fahren, weil es mir Spaß macht und …«
Meine Erinnerung am Leben hält.
»Dann fahr eben, solange es dir Spaß macht, Erin Young. Ich allerdings trainiere für den nächsten Skatecontest.« Er holte Schwung und fuhr auf einen rechteckigen Betonblock zu. Wie erwartet meisterte er das Hindernis problemlos. Später kam er wieder neben ihr zum Stehen, nahm die Kappe ab und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das hellbraune Haar.
»Du nimmst an einem Wettbewerb teil?«
»Ja. Ich nehme an allen möglichen Contests teil, die mit Skaten zu tun haben.«
»Das ist cool.«
Wie vorhin musterte er sie skeptisch. »Meinst du das ernst?«
»Natürlich. Viele meiner alten Freunde sind fanatische Skater. Ich habe sie immer bewundert, weil ich selbst nie den Mut dazu aufbringen würde, über«, sie zeigte auf den Betonblock, »so etwas drüberzufahren.«
»Ich glaube, ich habe dich falsch eingeschätzt, Erin Young. Vielleicht bist du gar nicht so übel.«
Auf einmal wurde sie rot.
»Hättest du Lust, mal zu einem Wettbewerb mitzukommen?«
Sie zögerte. War sie nicht erst heute vor ihm gewarnt worden? Aber so ein Contest war bestimmt aufregend. »Äh, ja. Ja, hätte ich.«
»Dann kann ich dich ab jetzt zu meinen Fans zählen?«
Sie lachte. »Klar, warum nicht. Was gibt es eigentlich bei diesen Contests zu gewinnen?«
»Sponsorenverträge. Voraussetzung ist, dass man von den Punktrichtern hoch genug bewertet wird, um ins Finale zu kommen. Die Besten kämpfen dann um Sponsorenverträge, Geld- und Sachpreise.«
»Das klingt schon fast professionell.«
»Genau das ist mein Ziel. Das Ganze irgendwann als Profi durchzuziehen. Sagen dir die Namen Steve Caballero, Tony Hawk oder Steven Schmidt etwas?«
»Klar.«
»Irgendwann möchte ich es dahin schaffen, wo die gerade stehen. Deshalb sind diese Contests für mich sehr wichtig. Man bekommt die Chance, zu zeigen, was man kann.«
»Verstehe. Und was springt für mich dabei heraus?«
»Du darfst live dabei sein, falls ich mich verletzen sollte, und mich dann verarzten.«
Ihr Lächeln schwand. »Das ist nicht witzig.«
Er zuckte mit den Schultern. »Kann aber vorkommen.«
»Wann findet der Wettbewerb denn statt?«
»Diesen Samstag. Mein Cousin nimmt auch daran teil und fährt uns. Um neun Uhr geht’s los. Wann wir zurückkommen, weiß ich allerdings nicht, denn hinterher wird immer gefeiert.«
»Kein Problem.«
Er musterte sie erstaunt. »Tatsächlich?«
»Ja. Aber jetzt lass ich dich trainieren und geh nach Hause.«
»Warte mal!«
Sie hielt inne. »Ja?«
»Hast du Lust auf einen Snack?«
»Auf einen Snack?« Er nickte und beförderte sein Brett mit einem Tritt galant in seine Hände.
Erin zögerte. Sein Blick verursachte ein komisches Kribbeln auf ihrer Haut. »Abgesehen davon, dass ich kein Geld bei mir habe, wo willst du um diese Zeit noch einen Snack bekommen?«, fragte sie ausweichend.
Er lächelte sie auf eine Art an, die ihr die Hitze in die Wangen trieb.
»Kein Problem. Ich zahle heute und das nächste Mal zahlst du.«
Sie lachte laut auf. »Das nächste Mal? Du rechnest schon damit, dass ich noch einmal mit dir wohin gehe, bevor ich überhaupt für jetzt zugesagt habe?«
Er nickte. Entweder bildete er sich ein, unwiderstehlich zu sein, oder er war es gewohnt, dass
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