Liebe, Sex und andere Katastrophen
er verkehrt herum trug, lugten seine Haare hervor. An den Ohren kräuselten sie sich verspielt.
»… nur ein paar Worte sagen … also, wer du bist und … ich …«
Er hatte ein schwarzes T-Shirt und dunkelblaue Jeans an. In der Hand hielt er sein Skateboard. Erin versuchte, sich auf Lyssa zu konzentrieren.
»… und dann würde ich kommen und …«
Wieso war er hier? Er mochte doch keine Partys. Sie hätte es ahnen müssen. Und jetzt? Was sollte sie tun? Auf ihn zugehen? Davonlaufen? So tun, als ob nichts wäre?
»Erin?«
Am besten, sie ignorierte ihn einfach.
»Erin?«
Und wenn er sie ansprach?
»Erin Young!«
»Äh, was?« Verwirrt riss sie sich von ihren Gedanken los.
»Alles okay mit dir?«
»Äh, ja, sicher …«
»Du wirkst so abwesend.«
»Nein, schon gut.«
»Ich hab dich gefragt, ob du das für mich tun würdest und dir meine Strategie erklärt, aber du hast mir noch keine Antwort gegeben.«
»Ach so, ich …« Sie wandte den Kopf. Liam war verschwunden. Das brachte sie aus dem Konzept. »Ich …« Mit zusammengekniffenen Augen sah sie sich um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
»Irgendwie bist du nicht bei der Sache«, bemerkte Lyssa frustriert.
»Oh, sicher. Natürlich. Tut mir leid, ich dachte nur … Na gut. Ich rede mit ihm. Aber dann kommst du dazu und erledigst den Rest.«
»Ja. Danke, Erin.«
Bevor sie auf den Jungen zuging, blickte sie noch einmal zum Baum hinüber, aber Liam blieb verschwunden und tauchte auch sonst nirgendwo in ihrem Blickfeld auf.
Lyssas Schwarm hieß Jester und hatte offenbar schon ein paar Becher Wodka zu viel getankt. Ständig verschluckte er einzelne Buchstaben beim Reden und schwankte bedrohlich. Außerdem glotzte er ungeniert auf Erins Bauchnabel, der unter der kurzen Bluse hervorlugte.
»Ähm, ja, also, ich möchte dir gern meine Freundin Lyssa vorstellen«, versuchte Erin das Gespräch endlich auf Lyssa zu übertragen, und winkte ihr eifrig zu. Aber anstatt zu ihnen zu kommen, floh sie ins Haus. O nein!
Jester machte das nichts aus. Er grinste blöd und schüttete noch mehr Wodka in sich hinein, den jemand zur Tarnung mit Orangensaft gemischt hatte. Zu allem Übel bohrten sich Erins Absätze dauernd in den Rasen, sodass sie Mühe hatte, nicht zu stolpern. Jester wurde immer zudringlicher und sie verfluchte Lyssa für ihre Feigheit.
»Ähm, okay, ich bin gleich zurück«, verkündete sie irgendwann und trat fluchtartig den Rückzug an. Verärgert suchte sie nach Lyssa, konnte sie aber nicht finden. Dafür entdeckte sie Liam. Und Sunny. Ihr Herz zog sich zusammen vor Eifersucht und Wut. Sunny trug ein kurzes Kleid, in dem sie heiß aussah. Ihre Frisur saß tadellos. Lachend legte sie ihre Hand auf Liams Schulter. Er ließ die Berührung zu. Und erwiderte ihr Lachen. Erin ballte die Fäuste. Das war also der Grund. Ihretwegen war er hier. Sunny DelGhio hatte offenbar wieder sein Herz erobert.
Was wollte sie denn? Sie hatten ein Kind zusammen!
Das war doch absurd. Sie musste ihn vergessen. Tränen schossen in ihre Augen. In diesem Moment entdeckte er sie. Hielt ihren Blick gefangen. Bewegte die Lippen. Lächelte. Er lächelte. Wie konnte er nur lächeln? Dann sagte Sunny etwas zu ihm und der Bann war gebrochen.
Erin drehte sich um und floh. Zwängte sich zwischen den Umstehenden hindurch und kämpfte sich zur Straße vor. Heather rief ihr etwas hinterher, doch sie blieb nicht stehen, sondern rannte los. Ihr Herz klopfte schnell. Ihr Puls raste. Sie erreichte den Skatepark und ließ sich erschöpft auf die Bank sinken. Ihre Füße taten weh. Stöhnend zog sie die Schuhe aus. Hatte sie ihm nicht gesagt, dass sie es nicht ertragen könnte, wenn er mit ihr spielte? Was dachte er sich nur dabei? Hatte er wirklich geglaubt, die Tatsache, dass er ein Kind hatte, würde für immer unerwähnt bleiben?
»War klar, dass du hierherkommst.«
Die Stimme hinter ihr bescherte ihr eine Gänsehaut. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Liam ihr auf seinem Skateboard gefolgt war. Ohne Sunny.
»Lass mich in Ruhe«, fuhr sie ihn an, aber er setzte sich ungerührt neben sie.
»Kannst du mir vielleicht mal sagen, was die letzten Tage mit dir los war?«
»Das ist nicht dein Ernst?«
»Ich steh nicht auf Ratespiele, Erin.«
»Tatsächlich? Und ich steh nicht auf Lügen.«
»Auf welche Lügen? Wovon sprichst du?«
Wutentbrannt stand sie auf. »Die anderen haben mich vor dir gewarnt, Liam Butler. Glaub also nicht, dass ich so naiv bin, wie du
Weitere Kostenlose Bücher