Liebe, Sex und andere Katastrophen
trennen.«
»Quatsch, nicht nur deswegen«, fiel Lucy Heather ins Wort, »auch wegen der Arbeit. Sunnys Vater hat irgendwo eine gute Stelle angeboten bekommen und …«
»Jaja, das sind doch nur Gerüchte. In Wahrheit wollten sie Sunny das Gerede und den Spott ersparen. Mann, ein Kind zu bekommen, mit vierzehn. Wahnsinn!«
Erin konnte es immer noch nicht fassen. Die letzten Nächte hatten sie und Liam über so vieles geredet … aber, dass er Vater war, das hatte er mit keinem Wort erwähnt. O Gott! O Gott! Liam war Vater!
»Es tut uns furchtbar leid, Erin. Wir wollten es dir schon viel früher erzählen, aber dann dachten wir, dass wir Butler eine Chance geben sollten, selbst mit der Sprache herauszurücken. Es wundert mich sowieso, dass die anderen nicht gepetzt haben. Das ist doch sonst deren Lieblingsbeschäftigung.«
Erin war geschockt. Sie fühlte sich, als würde sie gleich explodieren. Nun verstand sie auch die mitleidigen und verächtlichen Blicke, die die Kids an der Schule ihr ständig zuwarfen. Liam Butler hatte ein Mädchen geschwängert und alle wussten davon. Mit wackligen Beinen stand sie auf.
»Wo willst du hin?«, fragte Tessa besorgt.
»Ich muss nach Hause. Etwas … erledigen.«
»Du bist doch nicht sauer auf uns?«
»Nein …« Schmerz. Wut. Trauer. Hass. Eifersucht. Alles strömte zugleich auf sie ein. Als sie aufsah, begegnete sie Liams Blick. Er lächelte und winkte ihr zu. Ihr wurde schlecht. Sie musste weg hier. Sofort. Heathers Rufe ignorierend drehte sie sich um und lief los. Das Atmen tat weh, aber das war gut so. Das zeigte ihr, dass sie lebte, dass sie wach war und keineswegs träumte. Und dass sie eine Idiotin war. Nachdem so gut wie jeder etwas an Liam auszusetzen hatte, hätte sie eigentlich wissen müssen, dass das nicht von irgendwoher kam. Liam hatte ein Kind! Und seine Ex war da! Ihr Leben ging gerade das dritte Mal den Bach runter.
***
Erin spähte aus dem Fenster. Liam war immer noch da. Seit über einer Stunde harrte er nun schon dort unten aus und wartete, dass sie ein Lebenszeichen von sich gab. Aber darauf hoffte er vergeblich. Sobald sich der Schmerz über seinen gemeinen Verrat gelegt hatte, würde sie ihn zur Rede stellen und … und dann? Sie wusste es nicht. Mit ihm Schluss machen? So tun, als ob nichts zwischen ihnen passiert wäre? Neu anfangen? Papperlapapp! Dieser Kerl war es nicht wert. Er hatte ein Kind mit seiner Ex und fand es nicht wichtig, ihr davon zu erzählen. Hatte er etwa gedacht, dass sie das nicht herausfand? Ihr Handyklingelton riss sie aus den Gedanken. Es war Liam. Das sechste Mal schon.
Wieder drückte sie ihn weg. Keine Minute später folgte eine SMS.
Was ist los?
Das wagte er auch noch zu fragen? Schluchzend schaltete sie das Handy aus und warf sich aufs Bett.
***
Die folgenden Tage benahm sie sich den anderen gegenüber so, als wäre alles in Ordnung. Was gar nicht so einfach war, denn so gut wie jeder schwärmte von Sunnys Kind. Es war ein Mädchen und hieß Sue. Alle fanden Sue zum Knuddeln süß. Erin reagierte mit Wut und Frust auf die verzückten Äußerungen ihrer Freundinnen und verschanzte sich schmollend in ihrem Zimmer. Sie wollte nichts hören von Sunny, Sue und Liam. Abends ging sie nicht mehr zum Skatepark und ignorierte Liams Anrufe weiterhin. Sollte er doch Heather fragen, was los war, und an seiner Entschuldigung ersticken.
Tessa berichtete, dass er wie gewohnt zum Skaten kam, sich aber ständig umsah und den Eindruck erweckte, als wäre er zornig. Bisher hatte er sich bei niemandem über Erins Verbleib erkundigt.
Am Freitag, dem Tag von Heathers Geburtstagsparty, tauchte Sunny mit Sue auf dem Schulhof auf. Sofort wurde sie von allen umringt. Erin machte einen großen Bogen um die Gruppe und rannte nach Hause, um ihre Wut und den unbeschreiblichen Frust in ihr Kopfkissen zu schreien. Den ganzen Nachmittag lang überlegte sie, ob sie auf Heathers Party gehen sollte. Zwar bestand die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Liam dort nicht auftauchte, weil er Partys nicht mochte, aber man konnte ja nie wissen. Und was sollte sie dann zu ihm sagen? Was würde er ihr erzählen, sollte er wider alle Erwartungen doch erscheinen? Schließlich wurde ihr die Entscheidung von Heather selbst abgenommen, denn sie rief sie an und ermahnte sie, ja zu kommen. Also nahm sie ein langes Schaumbad, obwohl die Hitze draußen im Laufe des Tages auf dreißig Grad anstieg, und verwöhnte ihre Haare mit einer Wildbeerenkur. Ihre
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