Liebe, Sex und andere Katastrophen
denkst.«
Sein Blick veränderte sich schlagartig. Erin erkannte pure Enttäuschung darin. Er war ein hervorragender Schauspieler, darauf fiel sie nicht rein.
»Ich verstehe. Die anderen haben dich also vor mir gewarnt«, wiederholte er und stand ebenfalls auf. »Da bin ich aber froh, dass du nichts auf Gerüchte gibst, sondern dir selbst ein Bild machst und zu mir stehst.«
Erin schluckte.
Lass dich bloß nicht um den Finger wickeln!
»Das heißt dann also, das mit uns ist vorbei? Und ich erfahre nicht mal den Grund dafür?«
»Das mit uns? Das war doch sowieso nur ein Spiel für dich. Du verlangst, dass ich zu dir stehe, verschweigst mir aber … du kennst den Grund.« Sie konnte es nicht aussprechen.
Du hast ein Kind mit deiner Ex. Sie wird also immer zwischen uns stehen. Sie und die kleine Sue.
»Schon gut, Erin. Geh zu deinen treuen Hündchen und lass dir noch mehr Gerüchte über mich erzählen. Davon gibt es ja genug.«
Sein Blick ging ihr durch und durch. Auf einmal fühlte sie sich schuldig. Noch vor Kurzem hatte sie ihm versprochen, zu ihm zu stehen. Und jetzt? Aber Sunny. Und das Kind. Vielleicht auch nur ein Gerücht? Wieso hatte sie diesen Gedanken nicht schon vorher erfasst? Es könnte doch sein, dass die Geschichte nicht der Wahrheit entsprach? Doch jetzt war es zu spät, um das Gesagte zurückzunehmen, denn als sie aufsah, war Liam weg.
***
Die Renovierung des Hauses schritt gut voran. Ihr Vater schaffte es sogar, mit allem fertig zu werden, bevor er seinen ersten Arbeitstag als Nachfolger des ortsansässigen Arztes, der in Rente ging, antrat.
Sunny DelGhio reiste nach zwei Wochen wieder ab. Lucy und Chris kamen sich langsam näher, Heather und Brandon vertieften ihre Beziehung. Lyssa schwor ihrer Gummibärchensucht ab und begnügte sich mit einer Packung pro Tag. Tessa schaffte es, in jedem Fach eine Eins zu bekommen und verdiente den Titel Streberin des Jahres somit zu Recht.
Erin traf sich mit den Mädchen auch weiterhin im Skatepark, aber etwas hatte sich verändert. Liam Butler würdigte sie kaum eines Blickes und zog sein Ding wie gewohnt allein durch. Ein paarmal hatte sie sich vorgenommen, mit ihm zu reden, doch am Ende siegte jedes Mal die Feigheit, die tief in ihr schlummerte und nur darauf wartete, genau dann aufzuwachen, wenn Liam in der Nähe war.
»Es ist ja nicht so, dass ich keinen Grund gehabt hätte, wütend auf ihn zu sein …« Erin verstummte erschrocken und blickte nacheinander in die fragenden Gesichter ihrer Freundinnen. Sie saßen auf der Bank und diskutierten gerade über den Austausch von Charlie Sheen gegen Ashton Kutcher in ihrer Lieblingsserie Two and a Half Men . Lucy hatte extra eine Zeitschrift besorgt, in der die aktuellsten News über den Stand der Dinge zu lesen waren.
»Hab ich das eben laut gesagt?«
»Sogar lauter als laut«, bestätigte Heather. »Und ich denke, wir alle wissen, wen du gemeint hast.«
»Oh.« Beschämt richtete Erin den Blick auf die Kamera in ihrer Hand.
»Hör mal, vielleicht ist es besser so. Wenn ihr euch nähergekommen wärt, wärst du jetzt ganz schlimm dran. Ich weiß, wie weh Liebeskummer tut. Glaub mir, Butler ist es nicht wert.«
Sie waren sich aber nähergekommen. Sehr nahe. Und genau das vermisste sie. Neben ihm im Bett zu liegen, seine nackte Brust zu berühren, seiner Stimme zu lauschen, in seinen blauen Augen zu versinken und die Zeit zu vergessen. Sie vermisste das. Vermisste ihn. Und es tat weh. Sehr. Ich glaube, ich habe ihm unrecht getan. Und ihr tut es auch …
»Das stimmt. Ich denke, es ist Zeit für Plan B.«
»Plan B?«, hakte Erin verwirrt nach und warf Heather einen skeptischen Blick zu.
»Richtig, Plan B! Ich sag nur Brandon Bescheid, dann können wir abhauen.«
»Aber … was … wieso …«
Die Mädchen entführten sie regelrecht und schleiften sie wild durcheinander quatschend durch die Straßen von Cojote Place. Am Friseursalon Miss Cleopatra legten sie den ersten Zwischenstopp ein, um für alle einen Termin am Tag der Schulschlussparty zu organisieren. Im neuen Nagelstudio Honeymoon besorgten sie Pflegeprodukte, Nagelfeilen, bunte Steinchen und Nagellack. In einem Secondhandladen ergatterten sie ein schwarzes Minikleid für Erin, das nicht zu elegant, aber auch nicht zu leger wirkte.
»Damit wirst du allen Jungs den Kopf verdrehen.«
»Aber … ihr könnt das doch nicht alles für mich bezahlen …«
»Papperlapapp«, fiel Heather ihr ins Wort. »Das gehört zu Plan B.«
»Der
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