Liebe, Sex und andere Katastrophen
Mutter hatte ihr einmal verraten, dass Duftöle, fruchtig riechende Shampoos und Lipgloss mit Erdbeergeschmack die Stimmung hoben. Leider bemerkte Erin davon nichts, als sie sich später skeptisch im Spiegel musterte.
»Du bist die letzten Abende gar nicht rausgegangen.«
»Nein. Ich hab … gelernt.«
»Aha.« Das Wort allein drückte schon aus, dass ihr Vater ihr nicht glaubte. Er stand hinter ihr und musterte besorgt ihr Spiegelbild. »Schatz, du bist seit fast drei Jahren nicht mehr vor Mitternacht ins Bett gegangen. Erzähl mir also nicht, dass du gelernt hast, um die Zeit totzuschlagen.«
Wieso war sie plötzlich so durchschaubar?
»Also, was ist los? Probleme mit irgendwelchen Leuten?«
»Nein.«
»Probleme mit deinem Freund?«
Sie straffte die Schultern. »Nein, Dad. Alles okay. Mach dir keine Sorgen.« Diese Unterhaltung war ihr äußerst unangenehm.
»Willst du darüber reden?«
Sie schluckte, holte tief Luft, drehte sich zu ihm um und hauchte einen Kuss auf seine Wange. »Lieb von dir, aber nein. Übrigens, du solltest dich bald wieder rasieren. Du stichst.«
Er lächelte und strich sich über einen imaginären Bart. Das hatte Erin früher immer zum Lachen gebracht. Diesmal funktionierte es jedoch nicht.
»Du hast weiße Farbe im Gesicht.«
Er nickte. »Ich streiche gerade das Arbeitszimmer.« Dann betrachtete er ihre gewagte Aufmachung – schwarzer Minirock, bauchfreie weiße Bluse. »Wo gehst du eigentlich hin?«
Erin schlüpfte in schwarze Sandalen mit hohen Absätzen. »Hab ich dir das nicht gesagt? Heather Wood hat Geburtstag und ich bin zu ihrer Party eingeladen.«
»Oh. Und wow, du siehst so …«
»Was?« Sie blickte skeptisch an sich hinunter.
»… so erwachsen aus. Wo ist nur mein kleines Baby geblieben?«
Erin verspürte einen Stich in der Brust, als sie ihren Vater so dastehen sah, mit Farbe auf Wangen und Hemd, das Haar zerzaust und einen grau durchzogenen Dreitagebart im Gesicht. Die letzten Jahre hatten nicht nur sie mitgenommen. Auch für ihn war es sehr schwierig gewesen.
»Tja, alles verändert sich, oder?«, meinte sie bedrückt.
Er nickte traurig und wandte sich ab. »Hab viel Spaß, Erin.«
Sie ging zu ihm und umarmte ihn. »Dad, ich hab dich lieb.«
»Vorsicht, nicht dass du dieses weiße Etwas von Bluse mit Farbe bekleckerst«, rief er lachend, aber Erin spürte die Verzweiflung in seiner Stimme und hielt ihn so lange fest, bis er sich entspannte.
»Geh und amüsiere dich. Wenn du zurück bist, hab ich das Zimmer fertig gestrichen, darauf wette ich.«
»Und ich glaube, dass du dann wieder schnarchend auf dem Sofa liegst.«
»Das werden wir ja sehen.«
Sie drehte sich rasch um, damit er nicht sah, dass ihr Tränen in die Augen schossen.
***
***
Auch wenn Erin keine Wegbeschreibung von Heather bekommen hätte, hätte sie das Haus, in dem sie wohnte, auf Anhieb gefunden. Es war das hellste und zugeparkteste Haus weit und breit. Außerdem konnte man die Musik schon von Weitem hören. Verwundert über so viel Toleranz bei der Nachbarschaft schlängelte sie sich zwischen den Autos hindurch und betrat den vorderen Garten. Ein paar Leute mit Plastikbechern in der Hand standen dort herum und unterhielten sich angeregt. Einige tanzten eng umschlungen, andere knutschten.
Erin hielt den Blick geradeaus und suchte die Gastgeberin. Sie fand sie schließlich im großen Garten hinter dem Haus, wo ein gigantisches Partyzelt aufgebaut war, umringt von Lucy, Tessa und Lyssa. Ihr rotes Haar stand in enormen Stacheln ab und das Piercing in der Lippe war neben dem schwarzen Lippenstift ein wahrer Hingucker.
»Erin«, stieß sie erfreut heraus. »Super, dass du gekommen bist.« Heather trug ein atemberaubendes schwarzes Kleid, das ihre Vorzüge unübersehbar zur Geltung brachte. Erin machte ihr ein ehrlich gemeintes Kompliment.
»Danke. Du siehst aber auch gut, nein, richtig sexy aus.«
Tessa und Lucy stimmten Heathers Äußerung begeistert zu, während Lyssa nervös an der Unterlippe nagend in die entgegengesetzte Richtung blickte.
»Was ist mit ihr los?«
»Ach, da gibt es einen Kerl, der ihr gefällt, aber sie ist zu feige, um ihn anzusprechen«, setzte Tessa Erin in Kenntnis. »Du weißt schon, zu viele Gummibärchen …«, fügte sie mit gesenkter Stimme hinzu.
»Oh. Aber sie sieht doch hübsch aus.«
»Das haben wir ihr auch gesagt, doch sie glaubt es nicht. Vielleicht nach ein paar Schlückchen Wodka …«
»Es gibt Alkohol auf deiner
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