Liebe stand nicht auf dem Plan
…«
Nora dreht sich nach ihm um. »Das find ich auch.«
»Was?«, schreit Keath, reißt die Arme auseinander und geht im Monsterschritt auf ihn zu. »Du schon wieder! Ich reiß dir die Ohren ab und fress sie auf! Uuuuuuaaaaaa!«
Quietschen und Kreischen: »Komm doch! Fress mich doch! Eierloch!«
Dann knallt es. Er hat die Tür wieder hinter sich zugeschmissen.
»Okay, okay. Aber nur, wenn Mehmet es abgemischt hat. Ich sing es dir auf keinen Fall vor. Und …«
»Abgemacht.«
»… nur wenn du alle Vierzehn- bis Achtzehnjährigen aus deiner Streetdance-Gruppe am Dienstag hinschickst. Sie sollen ihre Freunde mitbringen.«
»Mach ich.«
»Willst du wissen, wie der Underage-Club heißt?«
Er nickt. Nora reißt die Arme auseinander und brüllt: »Uuuaaa.«
Hinter ihr nimmt der Kleine, der ihnen nachgeschlichen ist, Reißaus und neben ihr Keath.
»Der Club heißt UA?« Er steht neben seiner Vespa und wartet, bis sie ihr Fahrrad aufgeschlossen hat.
»Drei Us, drei As.«
»Vokalreicher Name«, sagt er und lächelt.
»Bis gleich«, sagt sie.
Der Himmel ist grau. Nora strahlt und fährt in Schlangenlinien vor sich hin, bremst und stürmt in den Art-Shirt-Laden. »Gibt’s das Muhammad-Ali-T-Shirt in meiner Größe?«
»S? Glaub nicht.« Der Verkäufer kramt im Regal. »Kuck mal da drüben. Da gibt’s einen ganzen Stapel in S.«
»Es muss ’n Helden-T-Shirt sein.«
»Na dann, was haben wir denn hier?« Er wackelt mit dem Kopf, verdreht die Augen und hält ihr ein kleines, ärmelloses Ali-Hemdchen hin. »So kommen deine Muckis zur Geltung.«
Nora verschwindet in der Umkleidekabine. Kurz darauf tänzelt sie vorm Spiegel herum und täuscht ein paar linke Haken an.
Der Verkäufer schlottert mit den Knien und flüchtet hinter die Kasse. »Fünfundzwanzig.«
Nora zahlt. »Kann ich’s anbehalten, oder krieg ich dann einen Ausschlag und geh k.o.?«
»Ich würd’s riskieren. Aber ich mach das Preisschild ab. Das juckt am dollsten.« Er macht schnipp.
Nora zahlt, zieht ihr verwaschenes Bananen-T-Shirt drüber und ist weg.
Ein gellender Pfiff ertönt hinter Nora, den sie schon mal per se nicht auf sich bezieht. Sie radelt weiter. Ihre Freude trübt nichts, denn sie hat sich getraut. Er mag ihr Lied und tanzt dazu und hat
sich mit ihr gefreut! Sie sieht sein Gesicht vor sich und hört ein Scheppern hinter sich. Das kann nur Mehmets Rad sein.
»Hast du mich nicht pfeifen hören, Weib?«, fragt Mehmet. Hätte ihn gewundert, wenn sie darauf reagiert hätte.
»Steig ab, ich lade dich auf ’n Franzbrötchen ein«, sagt sie.
An der Ecke ist eine Bäckerei, die noch keinen Caffè latte und kein Pastéis de Nata im Angebot hat. Es gibt Situationen, da schmeckt nichts auf der Welt besser als ein dünner Automatenkaffee im Plastikbecher und ein Franzbrötchen.
»Was hast du am Dienstag in einer Woche vor?«, fragt Nora.
»Am Dienstag? Gar nichts.«
Beide stippen ihre Zimtbrötchen in den Kaffee.
»Kann ich dich für vierzig Euro als DJ buchen?«
»Fie lang, un muff i meine Anlabe hinfleppn?«, fragt er mit vollgestopften Backen.
»Nein, die ist schon da. Von fünf bis neun. Im Club.«
Ihm dämmert langsam das Ausmaß von Noras beiläufig vorgebrachter Frage. Mehmet vergisst zu schlucken, dann schluckt er zu schnell. Sie klopft ihm auf den Rücken, bis er wieder frei atmen kann.
»Underage …? Seine Mutmaßung geht in einem Hustenanfall unter.
»Mit dir als Haus-DJ, wenn du vorher nicht verröchelst. Also, was is?«
Mit der Serviette vorm Mund nickt Mehmet.
Kein Ton kommt über Maikas Lippen, dass sie von Leif-dem-Wichser weiß, dass es einen Underage-Club-Probelauf geben wird. In ihren wütenden Monologen, die sie auf dem Weg zum Club in Gedanken einem ausgewählten Publikum gehalten hat, ist sein Name zu Leif-der-Wichser geworden.
»Kann ich den Einlass machen?« Maika will checken, wer kommt, und vermutet ein bescheidenes Häufchen, an dem sich die Pitbull-Typen nicht vergreifen werden.
Nora hat Maikas Hilfe nicht erwartet und ist froh über das Angebot.
»Was kriegen wir?«, will Maika wissen.
»N’ Zwanni«, sagt Nora.
Dali, der sich für den Getränkedienst gemeldet hat, nickt das ab. Zweifel hat er nur bei der Getränkeauswahl. »Ich lass mich überraschen, aber wie will die verehrte Lewandowskalingerin die Stimmung ohne Alkohol zum Kochen bringen?«
»Das macht Mehmet.« Daran zweifelt Nora keine Sekunde.
Mehmet auch nicht. Er kämpft das nagende Gefühl nieder, dass Nora ihn vor
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