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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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ihr eine Menge Stoff zum Arbeiten kriegen, damit er beschäftigt ist und sich keine weiteren Unverschämtheiten dieser Art ausdenkt. Wenn er sie verarschen will oder auf die Probe stellen oder anbaggern, dann …
    »Gute Nacht«, sagt sie ohne ein Lächeln.
    Maika verschwindet im Büro.

    Mehmet will alle auf einen Happen in den Orient-Express abschleppen.
    Er und Dali brennen darauf, die Freuden des Heldentums zu feiern, das ist nicht zu übersehen. Aber Nora hat immer noch Schmerzen beim Atmen und grinst schief. »Ich geh erst mal heim, stemme ein paar Bierkisten und komm dann vielleicht nach.«
    »Ich bring dich.«
    »Lass mal, Mehmet, danke, geht schon.«
    Von Keath, der die vollen Mülltüten im Vorraum abstellt, fängt Nora einen kurzen Blick ein, der ihre Beine schlagartig in Watte verwandelt und es ihr sehr schwer macht, sich von der Stelle zu rühren. Wieso fragt er nicht, ob er sie heimbringen kann?
    »Maika!«, brüllt Mehmet. Keine Antwort. Lieber bricht er sich freiwillig den Zeigefinger, als am Büro zu klopfen. Wahrscheinlich weihen die gerade den ÜBERWURF ein, den Leif besorgt hat, und zerquetschen rhythmisch die letzten Sofawanzen, die Noras chemische Keule überlebt haben.
    »Gehen wir halt ohne die Weiber«, sagt Mehmet missmutig.
    Aus Keaths Brusttasche lugt ein Umschlag. »Bin dabei, muss bloß vor zehn noch zur Post.« Er packt die beiden Mülltüten und bestellt: »Für mich den Köfteteller. Und zur Feier des Tages Çay. Ciao, bis gleich.«
    »Auf Männer ist wenigstens Verlass«, brummt Mehmet.

    Der Rucksack ist bis zum Anschlag voll mit Münzen. Schon an der Ecke ärgert sich Nora maßlos darüber, dass sie nicht mit den Jungs in den Orient-Express gegangen ist. Aber auf der anderen Seite ist es logisch, dass sie nicht gemeinsam mit den Freunden den Erfolg feiern, lachen und was Leckeres essen kann. Nein, das wäre ja mal was Schönes, und wenn es schön wird, dann muss sie ja immer heim! Klar, sie latscht lieber mit dem beschissen
schweren Rucksack auf ihren gequetschten Rippen nach Hause und glotzt mit Yolanda in die Röhre, obwohl sie sich nichts sehnlicher wünscht, als noch eine Weile mit Keath zusammen zu sein. Und wieso ist das sonnenklar? Weil sie total bescheuert ist! Genau. Das kann man daran sehen, wie sie hier über den Gehweg eiert und unter allen Umständen zu vermeiden sucht, auf den Rand der Gehwegplatten zu treten. Obwohl das wenigstens einen triftigen Grund hat. Wenn sie es nämlich schafft, bis nach Hause kein einziges Mal den Rand zu berühren, dann hat sie einen Wunsch frei, der hundertprozentig in Erfüllung geht. Und dann wünscht sie sich …
    »Gib her und steig auf.« Neben ihr bremst Keath.
    Nora dreht sich langsam zu ihm um und starrt ihn an.
    »Was ist?«
    »Du bist nicht real.«
    »Ach, nee?« Keath verzieht keine Miene, bloß seine Augen funkeln. »Stimmt, ich bin der Ghost Rider von St. Pauli, und du steigst jetzt auf den Ghost Scooter.« Er klopft auf die mit Leukoplast verklebte Sitzbank hinter sich. Die Vespa ist mittlerweile grau übergemalt, hat optisch schwer gelitten, ist aber fahrtüchtig. »Hier.« Er hält Nora einen zweiten Helm hin. »Nimm schon und gib mir endlich den verdammten Rucksack.«
    Nora lässt ihn vom Rücken rutschen. Keath greift danach, unterschätzt sein Gewicht und kippt beinah mit dem Roller um.
    Kopfschüttelnd hängt er ihn an den Haken unterm Lenkgestänge und grummelt: »So klein und leicht, und macht sich das Leben so schwer.«
    Nora schlingt ihre Arme um Keath und ist zwei Minuten später vor ihrem Haus. Gefühlte Zeit: zwei Stunden Schwerelosigkeit. Die Vespa steht schon eine Weile, aber sie kann sich nicht losreißen, und Keath rührt sich nicht.

    »Priscilla!« Schallgedämpft dringt der mütterliche Schrei in Noras Ohren und zerrt sie unvermittelt in die Wirklichkeit zurück. Nee, denkt Nora, ich bin nicht gemeint, nicht nach oben gucken, einfach schreien lassen und ignorieren. Sie löst sich von Keath und nestelt am Riemen des knallroten Helms.
    »Passt er?«, fragt Keath über die Schulter.
    Nora nickt und steigt ab.
    »Sprichst du nicht mit Geistern?«
    Sie schüttelt den Kopf und gibt ihm den Helm. Ungern. Sie hätte ihn am liebsten aufbehalten. Die ganze Nacht. Aber eins muss sie doch wissen: »Musst du denn nicht zur Post?«
    Der Umschlag in seiner Brusttasche sieht genauso aus wie der, in den sie ihre Lieder-CD gesteckt hat.
    Keath legt seine Hand darauf, schweigt und sieht sie an.
    »Danke«, sagt Nora und

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