Liebe, Stolz und Leidenschaft
da ist ja der Schwachkopf Dolin. Wie gefällt es denn deinem Vater in seiner Zelle?"
Connor hob auch dann nicht den Kopf, als sie ihm einen Schubs gaben. Die Frau vor ihnen drehte sich um und schnalzte tadelnd mit der Zunge, was die beiden jedoch nicht beeindruckte.
"Warum backst du ihm nicht einen Kuchen mit einer Feile drin, du Trottel? Ich wette, ein Weichling wie du kann toll Kuchen backen."
"Hallo, Connor." Jared trat vor und warf den beiden Quälgeistern einen Blick zu, der sie davonrennen ließ. "Wie geht es dir?" "Ganz gut." Die Scham hatte Connors Wangen gerötet. Und vor Angst, nicht nur erniedrigt, sondern auch verprügelt zu werden, waren die Hände, die das Geld hielten, schweißnaß. "Ich soll Hotdogs holen."
"Hmm." Jared war so klug, daß er das, was er soeben gesehen hatte, nicht erwähnte. "Wieso spielst du denn nicht mit?"
"Ich bin nicht gut genug." Es klang ganz nüchtern, denn er war es gewöhnt, gesagt zu bekommen, daß er nicht gut genug sei. "Aber Bryan spielt mit. Bryan Morningstar.
Er ist der Beste im Team."
"Ist er das?" Gerührt von dem plötzlichen Aufleuchten der schüchtern dreinblickenden grauen Augen des Jungen klappte Jared spielerisch den Schirm von Connors Baseballkappe hoch. Der Junge zuckte instinktiv zurück und erinnerte Jared daran, daß das Leben dieses Neunjährigen nicht immer aus Baseball und Hotdogs bestanden hatte. "Ich freue mich darauf, ihm zuzusehen", fuhr Jared fort, als hätte er auch das nicht bemerkt. "Auf welcher Position spielt er denn?"
Beschämt wegen seiner feigen Reaktion blickte Connor wieder zu Boden.
"Shortstop."
"Ach ja? Das habe ich auch einmal gespielt."
"Wirklich?" Erstaunt hob Connor den Kopf.
"Ja. Devin war an der dritten Base, und ..."
"Sheriff MacKade hat Baseball gespielt?" Jetzt mischte sich in die Verblüffung so etwas wie Heldenverehrung. "Ich wette, er war echt gut."
"Er war okay." Jared erinnerte sich nur ungern daran, daß es ihm nicht ein einziges Mal gelungen war, Devin zu besiegen. "Wie viele Hotdogs willst du, Connor?"
"Ich habe Geld. Mom hat mir Geld gegeben. Und Ms. Morningstar auch." Er zupfte die zerknüllten Scheine auseinander. "Ich soll ihr auch einen mitbringen. Mit Senf."
"Ich lade euch ein." Jared nickte dem Verkäufer zu und hielt drei Finger hoch, während der Junge an seiner Lippe nagte und besorgt sein Geld betrachtete. "Auf die Weise kann ich mich zu dir und Ms. Morningstar setzen."
Jared reichte dem Jungen den ersten Hotdog, den er ganz vorsichtig mit einem Streifen Senf versah. "Sind deine Mutter und deine Schwester auch hier?"
"Nein, Sir. Mom arbeitet, und Emma ist bei ihr im Lokal. Aber sie hat mir erlaubt, allein herzukommen."
Jared bestellte auch noch Getränke und verstaute alles in einen Pappkarton. "Kannst du das tragen?"
"Ja, Sir. Natürlich." Froh, damit beauftragt worden zu sein, ging Connor auf die Tribüne zu und hielt den Karton, als wären die Hotdogs Sprengstoff und die Getränke ein brennendes Streichholz. "Wir sitzen ziemlich weit oben, weil Ms. Morningstar findet, daß man von dort alles viel besser sehen kann."
Und ich kann sie sehen, dachte Jared, während sie sich der Tribüne näherten.
Savannah hatte die Arme auf die Knie gestützt und das Kinn auf die gefalteten Hände. Ihr Blick war auf das Spielfeld gerichtet. Jedenfalls nahm Jared das an, denn ihre Augen waren hinter einer Sonnenbrille verborgen.
Doch er irrte sich. Sie beobachtete ihn, wie er neben dem Jungen herging und lächelnd zurückwinkte, wenn der eine oder der andere auf der Tribüne ihn begrüßte.
Und ihr blieb auch nicht verborgen, wie mehrere Frauen unterschiedlichen Alters sich in Positur setzten, sobald er an ihnen vorbeikam.
Nun, ein Mann, der so aussah wie Jared, mußte genau diese Wirkung haben, nahm Savannah an. Er weckte in einer Frau instinktiv das Bewußtsein, daß sie eine Frau war mit den nur ihr eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Erotischen Bedürfnissen.
Mit seinen langen Beinen stieg er hinter dem kleinen Jungen die Tribüne hinauf. Hin und wieder klopfte er auf die Schulter eines Bekannten oder schüttelte jemandem die Hand. Savannah nahm die Jacke, die sie auf Connors Platz gelegt hatte, und rutschte ans Geländer.
"Ein schöner Tag für ein Baseballmatch", sagte Jared, als er sich neben sie setzte.
Er ließ sich von Connor den Karton geben und rückte an seine Banknachbarin noch enger heran, um Platz für den Jungen zu machen. "Es ist ganz schön voll, nicht wahr?"
"Jetzt ja. Danke,
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