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Liebe um Mitternacht

Liebe um Mitternacht

Titel: Liebe um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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und lief eine Zeit lang in dem Zimmer auf und ab.
    Als sich ihre Nerven ein wenig beruhigt hatten und ihr Puls nicht länger raste, setzte sie sich an ihren Schreibtisch, holte Papier und Stift hervor und begann zu schreiben.
    Von ihrem Alptraum, dem Mord und dem geheimnisvollen Mr. Grove abgesehen, gab es Arbeit zu erledigen. Mr. Spraggett, der Herausgeber des
Flying Intelligencer
, würde am Ende der Woche die nächste Folge des
The Mysterious Gentleman
erwarten.
    Die erfolgreiche Schriftstellerin von Sensationsromanen, die in Fortsetzungen veröffentlicht wurden, überlebte nur durch einen sehr strengen Terminplan: Jede Woche musste ein neues Kapitel geschrieben werden, sechsundzwanzig Wochen lang. Jedes Kapitel bestand aus ungefähr fünftausend Worten. Um das Interesse der Leser zu erhalten, musste jedes Kapitel mit einem erstaunlichen Vorfall beginnen und auch enden.
    Der Zeitplan, dem sich Caroline unterwerfen musste, war so eng, dass sie normalerweise die Nachforschungen und die Notizen für ihren nächsten Roman bereits machte, wenn sie noch die letzten Kapitel für den Roman davor schrieb.
    Einige hundert Worte später legte sie den Stift beiseite und las, was sie geschrieben hatte.
    Zweifellos begann der Charakter des Edmund Drake langsam Formen anzunehmen. Und das war auch höchste Zeit, überlegte sie. Drake war bis jetzt nur eine schattenhafte Gestalt gewesen, doch er würde in den verbleibenden Kapiteln eine zentrale Rolle spielen.

6
    Zwei Tage später saß Caroline in der letzten Reihe des Vortragssaales und sah, wie die Gaslichter langsam abgedunkelt wurden.
    Der Raum wurde in ein tiefes Dämmerlicht gehüllt. Die einzige Stelle, die noch erleuchtet war, war die leere Bühne. Dort brannte eine einzelne Lampe mit einem geisterhaften Licht, sie erhellte einen Tisch und einen Stuhl. Die wenigen Zuschauer verstummten vor Erwartung.
    Caroline bemerkte, dass sie in ihrer Reihe beinahe die einzige Zuhörerin war. Es schien, dass Irene Toller ein letztes Mal von ihrer toten Rivalin überflügelt worden war. Hier im Wintersett House hatte die Neuigkeit von Elizabeth Delmonts Ermordung die Aufmerksamkeit aller Menschen gefesselt, die mit übersinnlichen Forschungen zu tun hatten. In den Fluren und Räumen des alten Hauses summten die Gerüchte und die Spekulationen. Und bei so viel Aufregung hatten nur sehr wenige Menschen sich dazu entschließen können, Irene Tollers Demonstration zu besuchen, in der sie Geister dazu bringen wollte, Worte aufzuschreiben.
    Die abrupte Verdunkelung des Raums übte auf Carolines Sinne eine beunruhigende Wirkung aus. Es war, als hätten unsichtbare Finger über ihren Nacken gestrichen. Eine beunruhigende Erregung erfasste sie. Sie fühlte förmlich die Anwesenheit einer unsichtbaren Person, die ihr immer näher zu kommen schien.
    »Guten Tag, Mrs. Fordyce.« Der Mann, der sich Adam Grove genannt hatte, sprach ganz leise hinter ihr. »Das ist sicher ein erstaunlicher Zufall, man könnte fast sogar behaupten, er hätte metaphysische Ausmaße. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich neben Sie setze?«
    Caroline zuckte so heftig zusammen, dass sie beinahe von ihrem Stuhl aufgefahren wäre. Es gelang ihr nur mit Mühe, einen leisen Aufschrei zu unterdrücken.
    »Mr. Grove.« Der Schreck hatte sie ganz atemlos gemacht, und sie ärgerte sich über ihre Reaktion, deshalb warf sie ihm einen bösen Blick zu. Doch das schien er in der Dunkelheit überhaupt nicht zu bemerken. »Was um alles in der Welt tun Sie hier?«
    »Das gleiche wie Sie, würde ich denken.« Er schob sich vor ihr vorbei, offensichtlich in der Absicht, den Platz neben ihr einzunehmen, was sie ihm noch gar nicht erlaubt hatte. »Ich dachte, es wäre vielleicht ganz interessant, mir einmal Irene Tollers Vorstellung von schreibenden Geistern anzusehen.«
    »Sie sind mir gefolgt«, warf sie ihm vor und schob ihre Röcke beiseite.
    »Nein, das habe ich wirklich nicht getan.« Er setzte sich auf den Stuhl neben ihr. »Aber irgendwie überrascht es mich gar nicht, dass unsere Wege sich wieder einmal gekreuzt haben.«
    »Ich unterhalte mich nicht mit Fremden, denen ich nicht offiziell vorgestellt worden bin«, erklärte sie mit eisiger Stimme.
    »Richtig, das habe ich vergessen.« Er setzte sich bequem hin. »Immerhin habe ich Ihnen nicht meinen richtigen Namen genannt, als ich sie vor ein paar Tagen besucht habe, nicht wahr?«
    »Um es ganz genau zu sagen, Sie haben mich belogen, Sir.«
    »Ja, also, alles, was ich dazu sagen

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