Liebe um Mitternacht
kann, ist, dass es zu diesem Zeitpunkt besser für Sie war. Aber da das Schicksal wieder einmal zugeschlagen und uns erneut zusammengeführt hat, kann ich mich Ihnen genauso gut jetzt vorstellen. Adam Hardesty, zu Ihren Diensten.«
»Warum sollte ich annehmen, dass Sie mir jetzt die Wahrheit sagen und mir Ihren richtigen Namen nennen?«
»Ich werde Ihnen gern einen Beweis meiner Identität geben, wenn Sie das von mir verlangen.«
Sie ignorierte ihn. »Sie sind heute hierher gekommen, weil Sie herausgefunden haben, dass Mrs. Toller Ihnen vielleicht das Motiv für den Mord an Mrs. Delmont liefern könnte, nicht wahr?«
»Sie haben offensichtlich die gleichen Gerüchte gehört.«
»Die Rivalität zwischen den beiden ist hier im Wintersett House nichts Neues.«
»Ich nehme an, es war die Neugier, deretwegen Sie diese Sache verfolgt haben.« Er schüttelte den Kopf. »Hat man Sie nie vor den Gefahren dieses ganz besonderen Charakterzuges gewarnt?«
»Ich gebe zu, dass ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, Mr. Hardesty, aber zufällig war es nicht die Neugier, die mich heute hierher geführt hat.«
»Nicht? Dann darf ich wohl fragen, was für ein verrückter Gedanke Sie dazu gebracht hat, einen Mordfall ganz allein untersuchen zu wollen? Diese Sache geht Sie längst nichts mehr an.«
»Leider bin ich mir da gar nicht so sicher«, entgegnete sie kühl. »Ich fand es nur vernünftig, mich persönlich um diese Angelegenheit zu kümmern.«
»Zum Teufel.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie können Sie in dieser Sache nur von Vernunft reden? Es ist leichtsinnig, dumm und auch gefährlich, was Sie tun.«
»Ich hatte gar keine andere Wahl. Meiner Meinung nach ist die Situation bereits äußerst gefährlich. Es ist ganz offensichtlich, dass Sie ein sehr gnadenloser und entschlossener Mann sind. Nachdem Sie mein Haus verlassen hatten, kam mir der Gedanke, dass Sie, wenn Sie keinen anderen Verdächtigen finden, der Ihnen plausibel erscheint, wieder zu Ihrer ursprünglichen Theorie zurückkehren könnten und meine Tanten und mich als Verdächtige ansehen.«
Es gab eine kurze, angespannte Pause, während der er ihre Worte verdaute. Sie sah, dass er über ihre Logik nicht erfreut zu sein schien.
»Ich gebe zu, ich habe versucht, Sie ein wenig aus der Ruhe zu bringen«, gestand er ihr. »Aber ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, dass ich einigermaßen davon überzeugt war, dass Sie und Ihre Tanten nichts mit der ganzen Sache zu tun hatten.«
»Einigermaßen überzeugt klingt in meinen Ohren gar nicht so sicher. Und jetzt hören Sie freundlicherweise auf, mich zu belästigen. Die Demonstration beginnt.«
Adam schwieg zwar, aber sie war sicher, dass er später noch eine ganze Menge zu sagen haben würde. Sie entschied sich, so schnell wie möglich zu verschwinden, nachdem Irene Toller ihre Vorstellung beendet hatte.
Ein kleiner Mann in einem gepflegten Anzug, mit einem modisch gepunkteten Hemd und einer gestreiften Weste betrat die Bühne. Er räusperte sich.
»Mrs. Irene Toller wird Ihnen jetzt eine Vorstellung automatischen Schreibens geben«, erklärte er.
Es gab einigen, wenig begeisterten Applaus.
Eine Frau trat hinter einem Vorhang an der Seite der Bühne hervor. Caroline hatte Irene Toller ab und zu in den Räumen des Wintersett House gesehen. Das Medium schien Anfang dreißig zu sein. Irene war groß und auffallend, mit scharfen Zügen. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einer Frisur aus kunstvoll geflochtenen Zöpfen um den Kopf gelegt.
Irene schritt würdevoll zu dem Tisch. In ihrer Hand trug sie ein Gerät, von dem Caroline wusste, dass es sich hierbei um eine Planchette handelte, ein Tischchen mit zwei Beinen auf Rollen und einer Halterung für einen Stift. Dieses Gerät war vor einigen Jahren erfunden worden und dazu bestimmt, das Medium Nachrichten von der anderen Seite schreiben zu lassen, während es sich in Trance befand.
»Das alles wäre sicher recht unterhaltsam, wenn es nicht um die Tatsache gehen würde, dass ein Mord geschehen ist«, meinte Adam leise.
Irene Toller setzte sich und stellte die Planchette auf den Tisch vor ihr. Sie betrachtete zum ersten Mal die wenigen Menschen im Publikum. Caroline war erstaunt über den eindringlichen Blick der Frau.
»Guten Tag«, begrüßte Irene die Menschen mit kräftiger, wohlklingender Stimme. »Für diejenigen, die noch nie zuvor gesehen haben, wie eine Planchette benutzt wird, werde ich zuvor erklären, wie man sie einsetzt. Zuerst
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