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Liebe um Mitternacht

Liebe um Mitternacht

Titel: Liebe um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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nehmen diese Sache doch nicht etwa ernst?«
    Sie tat so, als hätte sie seine Bemerkung gar nicht gehört.
    Eine weitere Person stand auf, um eine Frage zu stellen, diesmal handelte es sich um eine Frau in mittleren Jahren. Sie trug Trauerkleidung. Ein schwarzer Schleier verbarg ihr Gesicht.
    »Ist der Geist meines Mannes George hier?«, wollte sie mit bebender Stimme wissen. »Wenn das so ist, können Sie ihn bitte fragen, wo er seine Wertpapiere versteckt hat? Er weiß schon, welche ich meine. Ich habe überall danach gesucht und kann sie nicht finden. Ich muss sie unbedingt verkaufen. Ich bin völlig verzweifelt. In der Tat besteht die Gefahr, dass ich das Haus verliere.«
    Alle blickten zur Bühne.
    Irene legte die Fingerspitzen auf die Planchette. Wieder herrschte äußerste Stille. Caroline erwartete, dass das Medium erklären würde, dass der Geist des verstorbenen George nicht anwesend war. Doch zu ihrem Erstaunen begann sich die Planchette unter Irenes Fingerspitzen zu bewegen, langsam zuerst, dann immer schneller.
    Die Planchette hielt abrupt an. Mit einem Ausdruck der Erschöpfung hob Irene das Blatt Papier hoch.
    »Hinter dem Spiegel über dem Kamin«, las sie laut vor.
    »Ich bin gerettet«, rief die Frau. »Wie kann ich Ihnen danken, Mrs. Toller? Meine Dankbarkeit ist Ihnen sicher.«
    »Sie müssen dem Geist Ihres Mannes danken, Madam«, antwortete Irene. »Ich bin nur das Medium, durch das er diese Information weitergegeben hat.«
    »Danke, George, wo immer du auch bist.« Die Frau schob sich aus der Sitzreihe und lief auf den Ausgang zu. »Bitte, entschuldigen Sie mich. Ich muss diese Wertpapiere sofort finden.«
    Sie lief an Caroline vorüber, ein Hauch von Lavendelduft hing in der Luft, dann verschwand sie hinter dem Vorhang, der das Licht von der Tür abschirmte.
    »Also, das war wirklich interessant«, meinte Adam.
    Erregung lag über dem abgedunkelten Raum. Ein weiterer Mann sprang auf.
    »Bitte, Mrs. Toller, ich habe eine Frage«, rief er laut. »Wenn der Geist von Elizabeth Delmont hier ist, dann soll sie uns doch bitte sagen, wer sie ermordet hat.«
    Ein erschrockenes Schweigen senkte sich über das Publikum.
    Auf der Bühne zuckte Irene heftig zusammen. Ihr Mund öffnete sich und schloss sich dann schnell wieder.
    Zum ersten Mal richtete jetzt auch Adam seine volle Aufmerksamkeit auf die Bühne. Er beugte sich vor, stützte seine Unterarme auf die Oberschenkel und beobachtete Mrs. Toller ganz genau.
    »Ich erwarte, dass sie behaupten wird, Mrs. Delmonts Geist ist nicht hier«, murmelte Caroline leise.
    »Da bin ich gar nicht so sicher«, antwortete Adam. »Sehen Sie nur, die Planchette bewegt sich.«
    Erstaunt starrte Caroline darauf. Unter Mrs. Tollers Fingern bewegte sich das Gerät hin und her, die Spitze des Stiftes fuhr über ein neues Blatt Papier.
    Irene stöhnte auf. Man sah, wie ein Schauer durch ihren Körper rann, ihre Schultern bewegten sich. Es hatte den Anschein, als kämpfe sie darum, auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben.
    Als die Planchette endlich stillstand, rührte sich niemand im Publikum.
    Irene schob die Planchette beiseite und hob das Blatt Papier hoch. Lange starrte sie auf das Gekritzel. Spannung lag über dem Raum.
    Irene las die Botschaft vor, mit dieser ihr fremden, rauen Stimme. »Elizabeth Delmont war eine Betrügerin. Sie hat die Geister verärgert mit ihren falschen Behauptungen und ihren Tricks. Die unsichtbare Hand der Rache hat sich aus dem Grab erhoben, um sie zum Schweigen zu bringen.«
    Als wäre diese letzte Anstrengung zu viel für Irene gewesen, sank sie mit dem Gesicht auf den Tisch. Noch ehe sich jemand rühren konnte, flackerte die einzelne Lampe noch einmal heftig auf, dann erlosch sie. Der Saal war in vollkommene Dunkelheit gehüllt.
    Jemand schrie. Eine allgemeine Unruhe breitete sich aus.
    »Bitte bleiben Sie ruhig. Es ist alles in Ordnung. So etwas passiert oft, wenn Mrs. Toller ihre Demonstration beendet. Eine Seance ist eine große Anspannung für die Nerven eines Mediums. Ich werde die Lampe gleich wieder anzünden.«
    Caroline erkannte die Stimme als die des kleinen Mannes, der Irene Toller angekündigt hatte.
    Die Lichter wurden langsam wieder hell, die Bühne war erleuchtet.
    Irene Toller und ihre Planchette waren verschwunden.

7
    »Genug mit diesem Theater.« Adam griff fest nach Carolines Arm und zog sie auf die Füße. »Browning hatte Recht in seinem Stück: ›Mr. Sludge, das Medium.‹ Jeder, der behauptet, die Geister herbeirufen zu

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