Liebe um Mitternacht
gar nicht beleidigt zu sein. »Aber ich werde mich mit Ihnen nicht darüber streiten. An Ihrer Stelle würde ich auch zögern, einem Menschen zu vertrauen, den ich nicht so gut kenne.«
Das war wahrscheinlich nur ein versteckter Hinweis auf die Tatsache, dass er von ihr genauso wenig wusste, wie sie von ihm. Keiner von beiden hatte Grund, dem anderen zu vertrauen.
Emma straffte ihre Schultern. »Wir wissen Ihr Verständnis zu schätzen, Sir.«
Er senkte ein wenig den Kopf und griff nach einem weiteren Törtchen.
Milly lächelte fröhlich. »Nun, ich bin froh, dass wir uns wenigstens so weit einig sind. Ich denke, Sie werden feststellen, dass Caroline Ihnen sehr hilfreich sein kann, Sir. Die Welt der Erforschungen des Übersinnlichen ist für einen Außenstehenden nur sehr schwer zugänglich. Caroline ist dagegen in dieser Welt bereits akzeptiert, und ihr Wissen über die Gemeinschaft der Medien und die Gesellschaft für übersinnliche Forschungen wird sich für Sie noch als unbezahlbar erweisen.«
»Wenigstens wird sie Ihnen viel Zeit ersparen und Ihre Nachforschungen werden dadurch wesentlich genauer sein«, stimmte ihr auch Emma zu.
Adam lächelte noch einmal sein geheimnisvolles Lächeln. »Wie es scheint, werden wir also in dieser Sache Partner sein, Caroline.«
11
Es war wirklich ein Glück, dass er heute Adam Hardesty erkannt hatte. Verdammtes Glück.
Aber sein Glück war schon immer besser gewesen als das anderer Menschen, überlegte Julian Eisworth. Oder wenigstens bis vor einiger Zeit.
Er löste den Knoten seiner seidenen Krawatte, goss sich einen ordentlichen Schluck Brandy ein und sank dann in den Sessel neben dem Kamin. Wieder rann ein Schauer durch seinen Körper. Er nahm einen großen Schluck von dem Alkohol, um diesen Schauer zu unterdrücken.
Wäre nicht die zufällige Begegnung mit einem Kunden gewesen, der Mitglied in einem der Clubs war, die auch Hardesty bevorzugte, einem Mann, der ihm Hardesty gezeigt hatte, als sie das Theater verließen, er hätte niemals gewusst, dass der großartig aussehende Mr. Grove heute Nachmittag einen falschen Namen angegeben hatte.
Die Fragen stürmten nur so auf ihn ein. Warum war Hardesty in Begleitung der sehr attraktiven Mrs. Fordyce? Warum hatte er einen falschen Namen benutzt? Warum hatte er den Vortrag von Irene Toller besucht, bei dem sie die Benutzung der Planchette gezeigt hatte?
Aber es gab nur eine logische Antwort auf all diese Fragen. Er konnte ihr nicht ausweichen. Hardesty war ihm auf der Spur. Falls er ihn nicht los wurde, war es nur noch eine Frage der Zeit, ehe Hardesty einige seiner Geheimnisse aufdecken würde.
Julian Eisworth schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels, dann versuchte er, sich wieder an die Todesszene zu erinnern. So viel Blut. Und der entsetzliche Geruch. Wer hätte geglaubt, dass ein Mord eine so schreckliche Angelegenheit sein könnte?
Er öffnete die Augen wieder und sah sich in seiner teuer möblierten Wohnung um. Nach all den Jahren war er endlich dort angekommen, wo er hingehörte, er verkehrte mit den Reichen und Mächtigen, in der glänzenden Welt der gehobenen Gesellschaft. Es war die Welt, in die er eigentlich von Geburt an gehört hätte, die ihm jedoch verwehrt worden war, weil sein Vater, der aus den ersten Kreisen der Gesellschaft stammte, eine Gouvernante, die leider von ihm schwanger geworden war, auf die Straße gesetzt hatte.
Er hatte hart gearbeitet, um sich sein Erbe zu holen, das von Anfang an ihm hätte gehören sollen, überlegte Julian. Und er würde verdammt sein, wenn er es jetzt zuließ, dass Hardesty sein sorgfältig aufgebautes Leben wieder zerstörte.
12
Eine Stunde später betrat Adam sein Arbeitszimmer und setzte sich hinter seinen massiven Schreibtisch aus Mahagoni. Seine Gedanken wurden von Caroline beansprucht. Sie verbarg einige Geheimnisse, dessen war er sicher. Gut so. Er verstand das. Auch er verbarg einige sorgsam gehütete Geheimnisse.
Er bewunderte ihre Entschlossenheit und ihre Hartnäckigkeit. In seiner ursprünglichen Einschätzung ihres Charakters hatte er Recht behalten. Sie war eine Lady mit einem resoluten Geist.
Dennoch gefiel es ihm nicht, dass es etwas gab, wovon er nichts wusste. Seiner Erfahrung nach führte das immer zu Komplikationen.
Es klopfte an der Tür.
»Herein.«
Morton erschien an der Tür. »Mr. Filby möchte Sie gern sprechen, Sir.«
»Danke, Morton. Bitte, schicken Sie ihn herein.«
Harold Filby, untersetzt,
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