Liebe um Mitternacht
wie die kleine Flamme zu züngeln begann. Caroline hatte den Eindruck, dass er Szenen aus der Vergangenheit heraufbeschwor und entschied, wie viel davon er ihr erzählen sollte.
»Der reiche Gentleman hatte seine Frau und seine Kinder vor mehreren Jahren an ein schreckliches Fieber verloren«, begann er schließlich. »Der Gentleman war sehr reich, doch war er ganz allein auf der Welt. Nachdem wir beide über mehrere Monate hinweg Geschäfte gemacht hatten, ging er so weit, mir eine Stellung als eine Art inoffizieller Partner anzubieten.«
»Aber Sie waren damals erst siebzehn Jahre alt. Was haben Sie denn für Aufgaben für ihn erledigt?«
»Wie ich Ihnen schon sagte, mein Mentor liebte Geheimnisse aller Art, und ich hatte ein Talent, sie herauszufinden. Ich habe sie nicht nur von Maud bekommen, sondern auch noch von anderen Leuten, die in der Lage waren, sie herauszufinden.« Adam stand langsam wieder auf. »Von Gastwirten, Zimmermädchen, Lakaien, Friseuren, Waschfrauen, von Männern, die auf den Docks arbeiten. Die Liste der Menschen, die in der Lage sind, uns nützliche Informationen über andere Menschen zu liefern, ist endlos.«
»Ich verstehe.« Sie sank auf den Rand des Bettes.
»Das Verhältnis meines Kunden zu mir nahm beinahe väterliche Formen an. Er hat mir nicht nur zu einer feinen Stellung verholfen, er hat mir auch angeboten, in seinem großen Haus zu leben. Aber ich habe ihm erklärt, dass ich meinen Bruder und meine Schwestern nicht verlassen konnte.« Adam schüttelte bei der Erinnerung den Kopf. »Also hat Wilson uns alle bei sich aufgenommen.«
»Das klingt ja beinahe so, als hätten Sie und Ihre Geschwister die Leere in seinem Herzen ausgefüllt, die zweifellos vom Verlust seiner eigenen Familie rührte.«
»Er hat mir einmal vor ein paar Jahren so etwas Ähnliches gesagt. Es war seine Idee, zu behaupten, dass wir alle lange verloren geglaubte Verwandte von ihm waren. Das war ein kühner Plan. Ich habe ihm erklärt, er würde niemals klappen. Aber er hatte die Macht, ihn durchzuführen. Er hat Lehrer eingestellt, Tanzlehrer und eine lange Liste von Experten, damit wir alle die richtige Erziehung bekamen. Am Ende hat er uns sogar zu Erben seines Reichtums eingesetzt.«
»Was für eine faszinierende Geschichte voller erstaunlicher Zufälle«, rief sie aus.
»Vielleicht klingt es so, wenn ich es erzähle, aber ich versichere Ihnen, so hat es sich damals gar nicht angefühlt, als wir alle das durchlebt haben.«
»Nein, natürlich nicht«, stimmte sie ihm leise zu. »So viel Traurigkeit und so viele Verluste. So viel Unsicherheit und Gefahr. Glauben Sie mir, Sir, ich verstehe sehr gut, dass für Sie das Leben nicht wie ein Roman aussieht. Ich fühle mich geehrt, dass Sie mir das alles anvertraut haben. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
Er sah sie eindringlich an. »Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass ich Ihnen trauen kann, dann hätte ich Ihnen die Geschichte meiner Vergangenheit niemals anvertraut.«
»Ich denke, ich kann mir vorstellen, was in dem Tagebuch steht, das Sie zu finden versuchen. Es ist die Wahrheit über ihre Vergangenheit und die Ihres Bruders und Ihrer Schwestern, nicht wahr?«
»Ja. Maud kannte all die Einzelheiten. Sie hat sie offensichtlich in ihr Tagebuch geschrieben. Elizabeth Delmont hat dieses Tagebuch gelesen und hat versucht, mich mit diesem Wissen zu erpressen.«
»Kein Wunder, dass Sie dieses Tagebuch unbedingt finden wollen.«
»Wilson hat mir versichert, dass unsere Familie mächtig genug ist, um mit jedem Skandal fertig zu werden, der auftreten könnte. Er hat Recht. Aber ich fürchte, so einfach, wie er sich das vorstellt, wird es nicht sein. Julia ist die Gräfin von Southwood. Ihr Ehemann wird sie beschützen. Aber Jessica steht kurz davor, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Wer weiß, was für einen Klatsch sie ertragen muss, wenn herauskommt, dass man sie auf einem Abfallhaufen gefunden hat?«
»Es ist immer schwierig, mit einem Skandal umzugehen. Ganz besonders für eine junge Frau, die all dem Druck ausgesetzt ist, der damit verbunden ist, wenn man sich in gehobenen Kreisen bewegt.«
»Was Nathan betrifft, er lebt ganz in der Welt des Schreibens und des Forschens. Um seine Interessen zu verfolgen wird es nötig sein, dass er sich in exklusiven Gelehrtenkreisen bewegen kann. Ich nehme an, dort wird er nicht so bereitwillig akzeptiert werden, wenn sich herausstellt, dass er einmal auf der Straße hat betteln müssen.«
»Es ist
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