Liebe um Mitternacht
ergeben, ihn verschwinden zu lassen, doch gleich morgen früh würde sie das erledigen. Sie würde das blutbefleckte Kleid in einen Sack stecken, ein paar Steine hinzutun, um ihn zu beschweren und ihn dann in den Fluss werfen.
Die Sache mit dem Kleid tat ihr Leid. Es war ein so hübsches Kleid gewesen. Er hatte es für sie gekauft. Sie hatte nicht erwartet, dass so viel Blut fließen würde.
Ein Luftzug kam aus dem dunklen Flur. Irenes Finger schlössen sich fester um das Glas. Es war beinahe so, als hätte der Geist der verstorbenen Frau gerade ihren Namen gerufen.
Höre sofort mit diesem Unsinn auf.
»Du warst ein genauso großer Dummkopf wie ich, Elizabeth Delmont«, flüsterte sie in die Dunkelheit. »Wir beide hätten von Anfang an begreifen müssen, dass keiner von uns es mit
ihrem
Geist aufnehmen konnte.«
Sie nahm noch einen Schluck Gin, um ihre Nerven zu beruhigen. Er würde schon bald hier sein. Sie musste sich auf den zweiten Teil ihrer Rache konzentrieren.
Man hörte leises, gedämpftes Klopfen von der Eingangstür. Irene sprang auf, ihr Puls raste, trotz des Gins.
Endlich war er hier. Die Zeit war gekommen, um auch noch den Rest ihrer Rache zu erfüllen.
Es herrschte eine so eigenartige Stimmung im Haus heute Abend. Ganz plötzlich wünschte sie, sie hätte Bess nach der Seance nicht weggeschickt. Aber was sie vorhatte, konnte sie auf keinen Fall vor einem Zeugen tun.
Wieder klopfte es an der Tür, und Irene musste an das Klopfen der Geister bei einer Seance denken.
Aus einem unerklärlichen Grund musste sie sich zwingen, durch den Flur zur Eingangstür zu gehen. Was war nur los mit ihr? Warum hatte sie plötzlich solche Angst? Es bestand überhaupt kein Grund dafür. Sie hatte einen Plan; einen Plan, der nicht nur ihre Rache erfüllen, sondern der ihr auch weit mehr Geld bringen würde, als alle Investitionen es konnten.
Sie blieb im Flur stehen, atmete tief durch und öffnete dann die Tür.
»Ich habe deine Nachricht bekommen«, sagte er.
»Komm rein.«
Er trat über die Schwelle. »Du hast es mir sehr schwer gemacht, Irene.«
»Hast du wirklich geglaubt, ich würde zulassen, dass du mich benutzt und mich dann betrügst, als sei ich nicht mehr als nur eine billige Hure?«
»Eigentlich bist du noch schlimmer als eine billige Hure. Du bist eine betrügerische Hure. Aber wir wollen uns nicht über Kleinigkeiten streiten. Sage mir, was du von mir willst.«
Sie lächelte, trotz ihres Zorns. »Folge mir, und dann werde ich dir ganz genau sagen, was du tun sollst, es sei denn, du möchtest, dass ich deine Geheimnisse der Presse enthülle.«
»Das klingt ganz nach einer Erpressung.«
»Sieh es lieber als einen geschäftlichen Vorschlag.«
Sie führte ihn durch den Flur in das Seancezimmer. Als sie das Zimmer betrat, war er nur wenige Schritte hinter ihr.
»Irgendetwas sagt mir, dass diese Unterhaltung sehr unangenehm werden wird«, meinte er. »Hast du etwas dagegen, wenn ich einen Schluck Gin trinke?«
»Du wirst gar nichts mehr trinken, was mir gehört«, antwortete sie und wandte sich halb um, um ihn über die Schulter hinweg böse anzusehen.
Zu spät erkannte sie, dass er den schweren Kerzenständer aus Messing in der Hand hielt, der auf dem Tisch im Flur gestanden hatte. Und das war auch der Augenblick, in dem sie begriff, dass sie an diesem Abend bereits ihren zweiten Fehler gemacht hatte.
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, instinktiv wirbelte sie herum, um wegzulaufen. Doch in dem kleinen Zimmer war kein Platz zum Fliehen.
Er schlug so schnell zu und mit einer solchen Kraft, dass sie nur noch leise aufstöhnen konnte.
Unter dem ersten Schlag sank sie bereits zusammen, doch er schlug wieder und wieder zu, bis der Teppich voller Blut war. Bis er ganz sicher sein konnte, dass sie tot war.
Als er fertig war, atmete er schwer. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Er blickte auf sein Opfer hinunter.
»Betrügerische Hure.«
Er ließ sich Zeit, um die Szene im Seancezimmer zu schaffen, die er haben wollte. Als er endlich zufrieden war, zog er seine Taschenuhr heraus und sah nach der Zeit. Viertel nach zwölf.
Sorgfältig stellte er die Uhr zurück und legte sie dann neben die Leiche auf den Boden. Mit dem Absatz seines Schuhs trat er dann mit aller Macht auf das Glas und zerbrach die Uhr.
Die Zeiger der Uhr blieben für immer auf Mitternacht stehen.
Er wollte sie nicht nur haben, gestand sich Adam einige Zeit später. Er verzehrte sich nach ihr.
Wieder einmal saß er
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