Liebe um Mitternacht
ähnliche Botschaften ausgerichtet haben.«
Sie trat in den dunklen Flur und wandte sich noch einmal zu ihm um. »Glaubst du denn, es hat eine Verbindung zwischen den beiden Frauen gegeben?«
»Das wäre schon möglich.« »Aber Irene Toller und Elizabeth Delmont waren Konkurrentinnen.«
»Geld bringt die eigenartigsten Verbündeten zusammen. Da brauchst du nur einige der Ehepaare aus der gehobenen Gesellschaft zu fragen.«
»Das ist eine sehr zynische Bemerkung, Adam.«
»Ich habe schon vor langer Zeit herausgefunden, dass man sehr viele Fragen über einen Menschen beantworten kann, sei er nun hochgestellt oder nicht, wenn man zuerst einmal nach der Quelle seines Einkommens forscht.«
»Eine verlockende Beobachtung. Das erinnert mich wieder daran, dass du gesagt hast, du hättest Pläne für das Gebäude in der Stone Street. Was willst du denn damit anfangen?«
Er zögerte zuerst, doch dann entschied er, dass es keinen Grund gab, ihr seine Absichten zu verschweigen. »Ich bin dabei, Vorbereitungen zu treffen, um es in ein Haus für Straßenkinder umzubauen. Es wird ein Ort sein, wo sie in Sicherheit sind und auch genug zu essen bekommen. Man wird ihnen dort Lesen und Schreiben beibringen, damit sie ihren Weg in der Welt finden.«
Sie lächelte ihn sanft und geheimnisvoll an. »Natürlich. Ich hätte es mir denken können.«
Er runzelte die Stirn, weil ihre Antwort ihn überraschte. »Wie zum Teufel hättest du möglicherweise …«
»Ach, lass nur. Es ist nicht wichtig. Gute Nacht, Adam.«
»Gute Nacht, Caroline.«
»Ich kann es kaum erwarten, morgen früh mein nächstes Kapitel zu schreiben«, meinte sie. »Ich fließe ganz plötzlich über von neuen Ideen für meine Geschichte.«
Leise schloss sich die Tür vor seiner Nase.
Einen Augenblick lang blieb er verwirrt stehen. In einem solchen Augenblick würden einige Frauen sich Sorgen um ihren Ruf machen oder darüber, ob sie vielleicht schwanger geworden waren. Caroline allerdings schien sich nur mit der Handlung ihres Romans zu beschäftigen.
Er fragte sich, ob das wohl ein Grund war, sich Sorgen zu machen.
20
Kurz nach neun Uhr am nächsten Morgen legte Caroline ihren Stift beiseite und las noch einmal das Kapitel, das sie gerade zu Ende geschrieben hatte.
Lydia begann zu vermuten, dass Edmund Drake gar nicht so war, wie es den Anschein hatte. Sein hartes, unnachgiebiges Äußeres, das er der Welt zeigte, verbarg nicht nur seine Geheimnisse, sondern vielleicht auch seinen angeborenen Edelmut. Er war nicht der Mann, der seine wahre Natur sehr schnell zeigte, doch hatte sie im Laufe der letzten, beunruhigenden Ereignisse genug über seinen Charakter erfahren, um ihre ursprünglichen Vermutungen in Frage zu stellen.
Drake war sicher ein Mann, der starker Leidenschaften fähig war, schloss sie, doch diese Leidenschaften kontrollierte er durch seinen eisernen Willen und ein Ehrgefühl, das dem oberflächlichen Kode, an den sich so viele der reichen, hochgeborenen Gentlemen hielten, nicht entsprach.
Drake stellte seine eigenen Regeln auf, und er lebte auch danach.
Zufrieden griff Caroline zu einem weiteren Blatt Papier. Die Geschichte entwickelte sich recht gut. Die erstaunliche Wendung im Charakter von Edmund Drake würde die Leser ganz sicher überraschen. Jetzt brauchte sie nur noch einen erstaunlichen Vorfall, mit dem sie das Kapitel beenden konnte, und sie war fertig mit der Arbeit dieser Woche.
Sie nahm ihren Stift und klopfte damit leicht auf die Oberfläche des Schreibtisches. Vielleicht sollte sie noch eine Kutsche ins Spiel bringen, mit der die Pferde durchgegangen waren? Nein, das würde zu sehr einem Vorfall ähneln, den sie schon zuvor beschrieben hatte. Mit so etwas musste man sparsam umgehen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Was sie jetzt brauchte, war erregende Leidenschaft, entschied sie. So etwas wie das, was sie in der vorigen Nacht in Adams Armen erlebt hatte, wäre jetzt perfekt.
Die Erinnerungen stürmten wieder auf sie ein. Noch einmal durchlebte sie alles, und eine wohlige Wärme erfasste sie.
Ja, eine leidenschaftliche Umarmung wäre jetzt genau richtig, um dieses Kapitel zu beenden. Sie begann zu schreiben.
Im Halbdunkel der Kutschlampen sah Lydia, wie Edmund Drakes Augen leuchteten wie zwei Smaragde im Feuer. Er zog sie in seine Arme und drückte sie an seine muskulöse Brust.
»Meine süße, wunderschöne Lydia«, flüsterte er. »Wenn ich in deiner Nähe bin, entgleitet mir die Kontrolle.«
»Mrs.
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