Liebe und andere Parasiten
und führte sie durch Brennnesselgestrüpp zu einem Eschen- und Eichenstand. Maureen flitzte am Fuß der Bäume umher, pflückte Pilze und legte sie in einen Korb.
Dougie hockte versonnen vor einem dicken, besonders dunklen bräunlichen Pilz, die Augen halb geschlossen, eine Zigarette hoch im Mundwinkel, als wäre seine Lippe an einem Bolzen hängen geblieben.
»Was hast du gesagt, wie der heißt?«, sagte er.
»Schafporling«, sagte Maureen.
»Schafporling. Noch ein bisschen dunkler, und er könnte Schwarzschafporling heißen«, sagte Dougie und pflückte ihn. »Der Pilz meines Lebens.«
Maureen ermahnte ihn, in der Nähe der Pilze nicht zu rauchen. Dougie warf seinen Fund in ihren Korb, und mit einem solchen jungenhaften Eifer, dass die Erde nur so von den Sohlen seiner Stadtschuhe flog, kraxelte er plötzlich eine schmale Böschung hinauf, wo Alex gerade dabei war, Harry vorsichtig auf eine Decke zu setzen, die er auf einen umgefallenen Baum gelegt hatte. »He, Onkel Harry!«, schrie er. »Erzähl uns noch mal, wie Charlie Darwin die ganzen Tiere in die Arche gekriegt hat.«
»Wenn du so gut aufgepasst hättest wie Alex, als wir vor dreißig Jahren in diesen Wäldern waren, dann könntest du heute auch dort stehen, wo er ist, statt Kataloge austragen zu müssen.«
»Das Streber-Gen hab ich nie gehabt, Onkel Harry«, sagte Dougie. »Weihnachtskarten bring ich auch.«
Die Stimmen der Männer klangen dünn und klar zwischen den Bäumen. Alex rief Bec zu, er werde gleich herunterkommen und ihr zeigen, wie man richtig Pilze suchte.
»Wir lassen dir nur die giftigen übrig«, rief Bec zurück. Ihre Wangen und ihre Nasenspitze waren vor Kälte gerötet, und beim Reden kamen Dunstwölkchen zwischen ihren Lippen hervor. Alex wurde sich des Geruchs von Moos und Mulch und nasser Rinde in der beißenden, kalten Luft bewusst, während Rose zwischen den Baumwurzeln emsig herumstöberte, und er dachte an die Wärme von Bec am Morgen in seinen Armen und schämte sich für seinen Pessimismus.
»Wenn ihr Zauberpilze findet, gehören sie mir«, sagte Dougie. Alex beobachtete, wie Bec den Blick auf ihn richtete.
Harry sagte zu Dougie: »Du hast zum Geburtstag deines Vaters nicht mal eine deiner Töchter von der jeweiligen Mutter loseisen können?«
Dougie warf seine Zigarette weg und steckte die Hände in die Taschen des alten Parkas, den er sich von Lewis geliehen hatte. »Dem Alten ist das egal, er will bloß seine Ruhe.«
»Hast du es überhaupt versucht?«, sagte Alex.
»Bedaure, Einstein«, sagte Dougie. »Hab leider kein Kind für dich bestellen können. Vielleicht versuchst du nächstes Mal, eins von deinen zu organisieren.«
Die Frauen unterhielten sich gerade über die Essbarkeit eines ohrenförmigen Pilzes, den Rose an einer Eiche entdeckt hatte, und bekamen das Gespräch an dem liegenden Baumstamm nicht mit. Bec hörte ein Blätterrauschen, und Alex kam mit bleichem Gesicht und wütender Miene zu ihr und sagte, er habe etwas vergessen. Er müsse zum Haus zurück. Sie fragte, ob sie mitkommen solle, und er sagte, das sei nicht nötig, bis später; und weg war er.
Dougie blickte oben vom Baumstamm verlegen auf die Frauen hinab; in den Fingern zuckte eine frische Zigarette.
»Hast du etwas zu deinem Bruder gesagt?«, sagte Maureen.
»Nein«, sagte Dougie. Harry drehte sich ihm zu und zog die Brauen hoch, und Dougie sagte: »Wir haben über Kinder geredet. Vielleicht hat er was in den falschen Hals gekriegt. Warum hört irgendwer auf das, was ich sage? Ich werd ihm nachgehen.« Er marschierte hinter seinem Bruder her, und als er aus dem Wald heraus und das Haus noch drei Kilometer weg war, ging ihm auf, dass der restliche Tag bestimmt angenehmer verlaufen würde, wenn er sich zwischendurch ein Weilchen in Brechin ins Caffè Nero setzte und sich einen Whisky-Mini in einen schwarzen Kaffee goss. Er ging quer über die Felder zur Stadt.
Im Wald waren Bec, Rose und Maureen damit beschäftigt, zwischen Flechten und Laubmatsch nach dem kühlen Samt der Pilzhüte zu tasten. Die Pilze kamen mit einem leichten Ruck aus dem Boden wie ein ausgezogenes einzelnes Haar.
Bec wusste, wie viele Freundinnen Alex vor Maria zu seinen Eltern mitgebracht hatte; und vielleicht hatte Maureen Maria ja gern gemocht. Was sollten Eltern schließlich tun, wenn ihr Sohn im Laufe von zwanzig Jahren ein halbes Dutzend Frauen zu Hause anschleppte und ihnen jede als die Frau vorstellte, die er liebte? Keine Frage, eigentlich mussten sie gar
Weitere Kostenlose Bücher