Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
Vom Netzwerk:
lieben.«
    »Die Moral Foundation kann nicht dulden, dass persönliche Beziehungen dem Wahren und Guten in die Quere kommen.«
    »Du redest immerzu über das Gute. Was ist mit Gnade? Was ist mit Menschlichkeit?«
    »Mit mir hast du keine Gnade gehabt, du hedonistische Schlampe«, sagte Val. »Jetzt weißt du, was du bist. Jetzt weißt du, was du tust, wenn du weißt, dass alle es wissen werden. Ritchie hat dich verraten, und du hast Alex Comrie verraten. Ich wüsste gern, was dein Vater dazu sagen würde.«
    »Aber du verrätst Ritchie«, sagte Bec. »Du hast versprochen, ihn unbehelligt zu lassen, und jetzt verrätst du ihn an mich.«
    Vals Stimme war wieder leise. »Ihr solltet euch mal so richtig nett miteinander über all das unterhalten, du und dein Bruder. Ihr habt viel zu bereden.«
    »Du bist kein guter Mensch, so viel Bosheit, wie in dir steckt«, sagte Bec.
    »Du verwechselst gut mit sympathisch.«
    »Wenn du den Stellvertreter Gottes gibst, dann hoffe ich, dass ich Gott nie begegne«, sagte Bec. »Und was das Gewissen betrifft, so habe ich eines, und es funktioniert, und ich brauche weder dich noch Gott, noch meinen Bruder oder die Leute, die deine schmutzige Webseite lesen, um zu wissen, dass ich etwas Dummes getan habe und dass ich dafür geradestehen muss. Und jetzt lass mich in Ruhe.«
    Alex hatte für die Zeit im Aufnahmestudio sein Telefon abgestellt, und als er herauskam, sah er, dass er Anrufe von Bec verpasst hatte. Sie hatte ihm eine SMS geschickt: »Wann kommst du nach Hause? Komm bald. Alles Liebe Liebe Liebe.« Er simste zurück, er werde in einer Stunde da sein, um fünf.
    Ein Sonnenstrahl fiel in den Flur, als er die Tür des Hauses am Citron Square aufmachte. Er rief Becs Namen und wollte gerade nach oben gehen, als er ihre Stimme von unten hörte, aus der Küche. Als er eintrat, saß sie in einem schlichten schwarzen, langärmeligen Top hinter dem Küchentisch. Sie hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt, als müsste sie sich damit aufrecht halten. Sie sah ihn an, und sie blinzelte nervös. Auf dem Tisch stand eine offene Flasche Rotwein mit zwei Gläsern. Sie lächelte ihn ohne Freude an. Sie sah, wie sein Gesicht lang wurde und seine Schultern absackten. Er blickte die Flasche und die Gläser an, dann sie.
    »Willst du mich verlassen?«, sagte er.
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe dir etwas zu sagen.«
    Sie klopfte leicht mit der Hand vor sich auf den Tisch und bat ihn, sich zu setzen. Es kostete sie Mühe, normal zu sprechen, aber Alex merkte das nicht.
    Er setzte sich ihr gegenüber seitlich auf den Stuhl und wandte ihr nur das Gesicht zu. Bec verschränkte die Arme noch fester, zog die angespannten Schultern hoch und presste die Knie zusammen. Es machte auf Alex den Eindruck, als wollte sie sich so klein wie möglich machen, dabei versuchte sie in Wirklichkeit nur, nicht zu zittern.
    »Was ist los?«, sagte Alex. »Bist du noch schwanger?«
    »Ja«, sagte Bec, und ihr Herz klopfte heftig. Zeit verstrich, und Alex setzte an, noch einmal »Was ist los?« zu sagen, doch Bec unterbrach ihn und beschwor ihn mit erhobener Stimme: »Warte. Bitte.« Eine Träne lief ihr die Wange hinunter, und ohne nachzudenken, gab Alex seine seitliche Sitzhaltung auf und beugte sich mit ausgestreckten Händen über den Tisch ihr entgegen. Sie legte die Hände in seine, und seine Hände schlossen sich um ihre. Sie ließ den Kopf sinken und legte die Stirn auf die vier sich haltenden Hände. Sie holte tief Luft und hob den Kopf. Sie blickte ihm in die Augen und sagte: »Es ist sehr schwer. Lässt du mich bitte ausreden, ehe du etwas sagst?«
    Alex nickte.
    Sie fasste seine Finger fester und sagte: »Was auch geschieht, du bist der Mann, den ich liebe, du bist der Mann, mit dem ich zusammen sein will, und du bist der Mann, den ich mir als Vater meines Kindes wünsche.«
    Alex runzelte die Stirn und öffnete den Mund, und Bec drückte seine Finger und fuhr fort: »Ich muss dir etwas beichten, und ich muss dich um Vergebung bitten. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich dachte, ich hätte einen guten Grund, aber ich hätte es nicht tun sollen, und ich weiß nicht, was schlimmer ist, dass ich es getan habe oder dass ich dachte, ich könnte es vor dir geheim halten. Ich wusste, wie sehr du dir Kinder wünschst, und ich wusste, du willst, dass es deine Kinder sind, und ich hatte Angst, dass du mich verlässt, wenn daraus nichts wird. Während du in Amerika warst, habe ich zufällig Maria getroffen. Sie ist

Weitere Kostenlose Bücher