Liebe und andere Parasiten
Pferderennen?«
Dougie faltete den Umschlag zusammen und steckte ihn in seine Jeanstasche. Er nahm sich den Zehnpfundschein und das Kleingeld, das Smith auf den Tisch geworfen hatte.
»Wenn ich nicht zahle, könntest du mir dann nicht einfach die Beine brechen?«, sagte er.
»Das ist noch nie mein Stil gewesen«, sagte Smith. »Davon habe ich nichts. Ich will deine miese kleine Wohnung nicht. Ich bin genau wie die Bank. Ich will nur, dass du mir für das Privileg, weiter existieren zu dürfen, für den Rest deines Lebens eine monatliche Summe bezahlst.«
Dougie ging nach Hause, zog ein sauberes weißes Hemd und seinen Anzug an, nahm den Bus zum Glasgower Hauptbahnhof und löste eine Hinfahrkarte nach London. Kurz bevor der Zug die Grenze überquerte, fing er an, Bec zu simsen. »Es ist Liebe«, schrieb er, und »Ich komme dich holen. Ich weiß, was wir tun können« und »Glaub an uns, Baby. Ich denke immerzu an dich« und »Ich hab in Glasgow ein paar Löcher in die Stadt gestarrt, weil ich unbedingt dein Gesicht sehen wollte« und »Vertrau mir. Ich bring alles in Ordnung«. Er teilte ihr mit, wo sie ihn treffen könne und dass sie ihren Pass mitbringen solle. Vier Stunden lang schrieb er das in verschiedenen Versionen, aber Bec reagierte nicht.
Kurz vor neun Uhr abends traf er in London ein, kaufte einen Strauß roter Rosen und fuhr mit dem Taxi in ein Casino in Mayfair. Er gab dem Fahrer fünf Pfund Trinkgeld, überprüfte im Außenspiegel seinen Kragen und ging hinein. Die Frau am Tresen fragte ihn, ob er Mitglied sei. Sie hatte lange blonde, künstlich gelockte Haare und trug ein ärmelloses, enges silbernes Kleid. Sie kreuzte die Fingerspitzen vor sich, als versteckte sie einen winzigen Schatz.
Dougie zog eine schwarze Plastikkarte aus der Tasche. »Ich hab sie länger nicht benutzt«, sagte er.
»Das macht nichts. Kann ich Ihnen die Rosen in eine Vase stellen?«
»Herzlichen Dank«, sagte Dougie und reichte ihr die Blumen. Er fischte einen Fünfer für sie heraus.
»Warten Sie mit dem Trinkgeld, bis Sie gehen«, sagte die Frau.
»Und wenn ich dann nur noch die Hosen anhabe?«
»Sie sehen aus, als hätten Sie Glück«, sagte sie. »Das Doppelte oder gar nichts.«
Dougie kannte den Weg. Er stieg die transparenten Stufen hinauf, in denen Lichter abwechselnd von einer Seite zur andern liefen, und tauschte den Rest von Smiths Darlehen, siebentausendachthundert Pfund, gegen Jetons ein. Er ließ sich fünfzehn schwarze Fünfhunderter und drei rosa-grüne Hunderter geben, steckte sie sich in die Jacketttaschen und begab sich zum Punto-Banco-Tisch.
Dougie nahm drei seiner schwarzen Jetons und setzte sie auf Punto. Er verlor. Er wiederholte den Vorgang und verlor abermals fünfzehnhundert Pfund. Er langte in die Tasche, fischte die verbliebenen schwarzen Jetons heraus und stapelte alle neun vor sich auf dem blauen Fries zu einem Turm auf. Er nahm drei Jetons vom Stapel und setzte sie in das Punto-Fach. Der Croupier zog die Karten, ein Ass und eine Drei für Punto, eine Fünf und einen König für Banco. Puntos dritte Karte war eine Neun.
»Banco gewinnt, Fünf vor Drei«, sagte der Croupier und zog Dougies drei Jetons ein. »Bitte das Spiel zu machen.«
In drei Minuten hatte Dougie viertausendfünfhundert Pfund verloren. Die anderen Spieler starrten ihn an: ein weißer Mann mittleren Alters im kirschroten Polohemd mit Basedow’schen Augen und einer Uhr von der Größe eines Marmeladenglasdeckels und ein chinesisches Paar, beide mit identischen Satin-Bomberjacken, auf denen hinten »The Venetian, Macau« aufgestickt war. Es war nicht der Abend für High-Roller. Sie hatten Zehner und Zwanziger gesetzt, und der Croupier behielt die Hände am Schlitten.
Dougie schloss die Finger um den restlichen Stapel und schob die ganzen dreitausend Pfund in das Punto-Fach. Keiner der anderen setzte. Sie waren wie vom Donner gerührt. Der Croupier zog vier Karten aus dem Schlitten, eine Neun und einen Buben für Punto, eine Zehn und eine Sechs für Banco.
»Spieler gewinnt mit Neun«, sagte der Croupier und schob Dougie Jetons im Wert von sechstausend Pfund zu.
Dougies Glück kam zurück. Er setzte weiter auf Punto, wobei er nach einem Gewinn immer ein Spiel ausließ. Binnen einer halben Stunde hatte er fünfzigtausend Pfund zusammen. Er begab sich ins Restaurant, bestellte ein Steak und eine Flasche Wein zu fünfzig Pfund und las sich den Vertrag mit Smith durch, den er unterschrieben hatte. Er konnte das Darlehen am
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