Liebe und andere Parasiten
gelandet.«
»Haben die nicht geheiratet?«
»Das gehört sich nun wirklich nicht. Mit neunzehn heiraten!«
»Ich hab sie einmal gesehen. Unglaubliches Gerät. Beine bis hier.«
»Sich an so einen Arsch wegzuschmeißen.« Die Köpfe steckten dicht zusammen.
»Bruce’ Fehler war nicht, dass er mit einer Fünfzehnjährigen gefickt hat …«, sagte Fred.
»Ich dachte, du wärst Anwalt?«
»… sondern, dass sie in der Sendung war.«
»Wie hieß die noch mal?«
»Irgendein bescheuerter Name.«
»The Ugly Show.«
»Er hatte so eine bescheuerte Art, es auszusprechen.«
»The You-Glee Show.«
»Frohsinn, weiß Gott.«
»So ein Vollidiot.«
»Das ist es nicht«, sagte Midge. »Nicht dass er ein kleines Mädchen fickt, sondern dass er so dämlich ist, sich erwischen zu lassen. Deswegen schämt er sich. Deswegen ist er so am Arsch. Ich kann Entertainer nicht ausstehen, die zu scheißblöd sind, um ihre schmutzigen Angewohnheiten unter dem Teppich zu halten.«
»Sollen wir ihn sitzen lassen?«, sagte Ritchie.
»Hä?«, sagte Midge.
»Lasst uns ins Canaan gehen. Wir lassen ihn einfach hier sitzen.«
Fred lachte. Art stimmte ein. Midge grinste Ritchie verschmitzt an und stand auf. »Na, dann los«, sagte er.
Sie machten sich auf, und Ritchie wartete noch auf die Rechnung. Als er bezahlt hatte, ging er nach oben, blieb in der Tür stehen und beobachtete halb verborgen, wie Bruce allein an der Theke saß, auf dem Hocker zusammengesunken, den Kopf gesenkt, vor sich ein leeres Glas. Bruce hob den Kopf und schaute sich um, und Ritchie trat rasch aus dem Blickfeld und auf die Straße hinaus zu den anderen.
Es nieselte. Das Canaan war nur zwei Straßen weiter, und die vier Männer marschierten in breiter Front auf dem Bürgersteig, laut frotzelnd und unverhohlen den Mädchen in Stöckelschuhen nachschauend, die sie dazu zwangen, sich an ihnen vorbeizuquetschen. Ritchie registrierte sie im Canaan, und als sie saßen, war es, als hätten sie das Zeppo gar nicht verlassen – die gleichen Eckbänke, das Leder nur in einem anderen Rotton, die gleichen Drinks, alles genauso, nur ohne Bruce. Jetzt, da sie zu viert waren, unterhielten sie sich in der Runde. Sie erzählten sich von ihren Kindern und ihren Frauen, ihren Häusern, ihren Hobbys. Sie waren ernst, und der Konkurrenzdruck war niedrig. Es schien, als hätte das Ausstoßen von Bruce das Bedürfnis nach Ruhe und Frieden geweckt. Auf dem Weg zum Canaan war Ritchie stolz gewesen, eine Gruppe von selbstherrlichen Bramarbassen anzuführen, und jetzt war er stolz, der Mittelpunkt einer Gruppe richtiger Kerle zu sein, die ihn mit ihrer Aufgekratztheit und ihren harmlosen Prahlereien von ihren Wochenendabenteuern an seine Freunde in der Schule erinnerten. Doch sein Anliegen fraß an ihm.
»Er ist nie an dich herangetreten, oder, Fred?«, sagte Ritchie.
»Wer?«
»Bruce.«
»Ich komme jetzt nicht ganz mit …«, sagte Fred kühl. Er nahm einen großen Schluck Wein.
»Die Zeitung, die die Sache aufgedeckt hat, wollte die nicht so einen Deal mit ihm machen? Wir bringen es nicht, wenn du uns den Dreck lieferst, den der und der am Stecken hat, so eine Geschichte?«
»Das wäre Erpressung, nicht wahr?«, sagte Art.
» Innocente! «, sagte Midge, auf ihn deutend.
»Es wäre Erpressung«, sagte Fred. »Ich wüsste nicht, warum er an mich hätte herantreten sollen.« Ritchie konnte hören, wie der Anwalt in ihm seine Stimme übernahm. Es war, als ob sich am Rand eines Teichs Eiskristalle bildeten.
»Das ist doch dein täglich Brot, oder?«, sagte Midge.
»Anwaltsgeheimnis«, sagte Fred und versuchte zu grinsen, doch das Eis wurde dicker. Er verbarg seinen Mund hinter dem Glas.
»Sie können es so formulieren, dass es sich nicht wie Erpressung anhört«, sagte Midge. »Du weißt, worauf sie hinauswollen, aber vor Gericht würde es nicht standhalten.«
»Klingt so, als wäre dir das schon passiert.«
»Ich habe viele Klienten. Reden tun sie alle gern«, sagte Midge. »Unterm Strich lässt sich zweierlei sagen. Erstens, sie können das Wasser nicht halten. Zweitens, das Land ist voll von Hetzern und Petzern.«
Fred lachte vor sich hin.
»Denunzianten«, fuhr Midge fort. »Leute, die einen verkaufen. Renommiermösen. Paparazzi. Infohändler. Fotohandys. Ein Schweinesystem wie die Stasi. Was glaubt ihr, wie ein Polizeistaat funktioniert? Ich geb euch einen Tipp: Es ist nicht die Polizei. Passt auf eure Freunde auf. Das halbe Land ist bereit, die andere Hälfte zu
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