Liebe und andere Parasiten
verpfeifen.«
Ritchie sagte zu Fred: »Mal angenommen, Bruce wäre zu dir gekommen und hätte gesagt: ›Hör mal, ich ficke mit dieser Fünfzehnjährigen, und jetzt ist es rausgekommen, und sie werden es groß auf der Titelseite bringen, wenn ich ihnen nicht den Dreck von jemand anderem liefere.‹ Was würdest du sagen?«
Fred stellte langsam sein Glas auf dem Tischset ab, drehte es um hundertachtzig Grad und schaute sich dabei zu. Alle schauten ihm zu. Er blickte auf. »Ich würde sagen, ich nehme dreihundert Pfund die Stunde«, sagte er.
Midge und Art gickelten.
»Ich bin neugierig«, sagte Ritchie.
»Ich bin nicht im Dienst«, sagte Fred.
»Du bist Anwalt. Anwälte sind immer im Dienst«, sagte Ritchie.
»Danke«, sagte Fred. »Willst du einen kostenlosen Rat?«
»Nein, ich würde dir lieber dreihundert Pfund geben.«
»Willst du einen kostenlosen Rat?«
»Na, dann mach schon.«
»Wenn man nicht erwischt werden will, bumst man am besten gar nicht erst wild in der Gegend rum.«
»Du musst nicht so reden, als ob das mein Problem wäre«, sagte Ritchie.
»Der Rat ist gut, Fred, aber dann hätte ich vier Dutzend Heilige unter Vertrag, Scheiß noch eins«, sagte Midge. »Bei zehn Prozent, nur von Musterknaben, kriegst du kein Haus in Frankreich finanziert.«
»Anwälte!«, sagte Ritchie zu Midge. »Du lädst sie nach Feierabend zu einem Drink ein, und ehe du gucken kannst, zitieren sie dir aus dem Strafgesetzbuch und stellen es dir in Rechnung.«
Fred witzelte, Fernsehproduzenten versuchten immer, aus einer guten Unterhaltung schlechtes Reality-TV zu machen. Niemand lachte. Fred sah Art an, und der wandte den Kopf ab. Fred stand auf.
»Gehst du?«, sagte Midge. »Tschüs.«
Ritchie betrachtete Midge und verabscheute ihn, seine Cleverness, seine maßgeschneiderten Sachen, schwarzer Anzug, weißes Hemd und goldene Krawatte, seine Fähigkeit, sich seines Stands in der Welt absolut sicher zu sein und sich über jeden anderen Stand zu mokieren. Doch obwohl er Midge verabscheute, wollte er ihn als Freund behalten.
»Du wirst daraus keinen Artikel machen, oder?«, sagte Ritchie zu Art.
»Bis jetzt hast du noch nichts Interessantes gesagt«, sagte Art.
Ritchie und Midge sahen sich an.
»Du hast mich eingeladen«, sagte Art.
»Stimmt«, sagte Ritchie mit einem Blick in sein leeres Glas.
»Ich hol uns noch eine Flasche«, sagte Art.
»Neinein, neineinein«, sagte Ritchie und hielt die Hand hoch. »Ich mache das.« Er rief den Kellner und bestellte, dann sagte er zu Art: »Du hast den armen Bruce ziemlich schroff behandelt.«
Art runzelte die Stirn. Er sagte: »Es war deine Idee, ihn dort sitzen zu lassen, und er«, er nickte in Midges Richtung, »hat ihn ein Arschloch genannt.«
»Er«, sagte Midge. »Wie liebenswürdig.«
»Aber du bist mitgegangen, oder?«, sagte Ritchie zu Art. »Was meinst du? Wenn du der Journalist gewesen wärst und die saftigen Infos über unseren Bruce bekommen hättest? Hättest du sie benutzt?«
»Solche Storys sind nicht mein Metier«, sagte Art. »Ich schreibe politische Artikel für ein seriöses Blatt.«
»Schreibt sterbenslangweiliges Zeug für ein sterbenslangweiliges Blatt«, sagte Midge.
»Ach, komm«, sagte Ritchie. »Ihr seid doch alle gleich. Ihr kriegt was Schmutziges über einen populären TV -Promi geliefert, der auf ein gieriges, raffiniertes kleines Luder reingefallen ist, das sein Glück gar nicht fassen kann, eine, die genau weiß, was sie tut, und wo die Mutter oder beide Eltern wahrscheinlich von vornherein eingeweiht sind … da würdest du doch nicht zögern, oder? Du würdest ihn in die Pfanne hauen, nicht wahr, du würdest sein Leben zerstören?«
»Sie war fünfzehn!«, sagte Art.
Ritchie verschränkte die Arme, lehnte sich auf seinem Sitz zurück und wandte sich Midge zu. »Sie sind alle gleich«, sagte er.
»Alle gleich«, sagte Midge.
»Aber vielleicht«, sagte Ritchie zu Art, »würdest du ihn ja nicht sofort zerreißen?«
»Hörst du mir überhaupt zu, wenn ich was sage?«
»Jetzt reg dich nicht auf, wir reden doch nur. Ich würde drauf tippen, dass du ihn nicht sofort zerreißt. Vielleicht würdest du die Info als Druckmittel benutzen, um noch saftigere Sachen aus ihm rauszuquetschen. Hier.« Er hielt die Flasche über Arts halb leeres Glas.
»Nein, ich hab genug, danke.« Er räusperte sich. »Ich sollte mich auf die Socken machen.« Er stand auf, leckte sich die Lippen und zog sich umständlich sein Jackett an.
»Du bist doch
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